Zitat von gnathonemus im Beitrag #657Knusprige Tartelette mit Espuma vom Bio-Ei und Deklination regionaler Tomaten
ich schreibe das mal deiner händischen übersetzung zu; aber wenn ich sowas auf speisekarten lese, werfe ich gezielt mit einem wahrig-wörterbuch auf den betreiber, und flüchte anschließend an die pommesbude.
In einem anderen Dessert gab es ein Höribülle Sorbet. Musste ich dann noch eine Kugel bestellen. Sorbet ist klar, Höribülle war mir auch klar, das ist nämlich eine Zwiebel, die auf der Höri wächst. Hat tatsächlich geschmeckt. Süßes Sorbet und im Abgang ein leichtes Zwiebelaroma.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #662Selber schuld! Ich bin auch kein großer Freund des Speisekartenangebersprechs, aber bei solchen Resultaten kann ich da milde darüber hinweg sehen.
das war natürlich auch nur ein metaphorischer wutanfall. in wirklichkeit hab ich sowas bislang auch immer brav aufgegessen, und selten bereut.
Normalerweise wird bei einer kulinarischen Deklination die Grundzutat in verschiedenen Variationen serviert, häufig in verschiedenen Konsistenzen (Tomatensuppe, Tomatenkonfit, Tomatensalat etc.). Ähnlich wie bei der Deklination das Grundwort unterschiedlich „verarbeitet“ wird. Wie das bei gnatho genau aussah, würde mich auch interessieren. Bei uns gibt es heute die Lieblingsvariation von der Tomate der Kinder: Nudeln mit Tomatensauce.
Mama, warum Bekomm ich's immer so Wie ich es bestellt hab?
Ah, jetzt verstehe ich! Danke für die Aufklärung. Ich bewege mich leider viel zu selten in Restaurants, die so einen Wortschatz haben. Ich werde schon immer ganz aufgeregt wenn irgendwo „Jus“ steht.
Generell zum Thema „Blumige Speisekartensprache“: Ich kann verstehen, dass manche Blüte dieses Baumes als albern wahrgenommen wird, andererseits sind da Menschen in der Küche kreativ und müssen das Geschmackserlebnis, das sie geschaffen haben, in Worten abbilden. Als Gegenbewegung hat sich in den letzten Jahren ja das reine Aufzählen der Zutaten etabliert, das auch seinen Reiz hat, weil man erstmal mit seiner Fantasie alleine ist und dann beim Teller überrascht wird, aber es verrät eben recht wenig über die Idee, die hinter dem Essen steht. Das gilt natürlich nur, falls sich jemand beim Essen was gedacht hat. Das Hochjazzen von Kantinenkost durch Benutzung ausgefallener Präpositionen finde ich affig. Es gilt, wie so oft, das Wort von Harry Rowohlt: „Sagen, was man denkt. Und vorher was gedacht haben.“
Mama, warum Bekomm ich's immer so Wie ich es bestellt hab?
Wir waren letztes Jahr in Paris in einem, da gab man vorher Unverträglichkeiten und Allergien an und wurde dann einfach überrascht mit Tellern voller Köstlichkeiten, der Kellner ließ dann raten, was man gerade gegessen habe und welche Aromen man identifizieren konnte. Das war auch sehr schön.
Mein Liebling aus dem Bereich hochgejazzte Kantinensprache ist das „tomatisierte Zucchini-Gemüse“, das tatsächlich nur Zucchini-Stückchen in Tomatensauce war.
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17.09.2022 11:28 (zuletzt bearbeitet: 17.09.2022 11:28)
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