Cronenberg schlug nach seinem sehr erfolgreichen Film "eXistenZ" eine völlig andere Richtung ein, wobei auch hier das Spannungsfeld zwischen Wahrnehmung und Realität eine zentrale Rolle spielt. Der Film floppte gnadenlos. Ich habe den Eindruck, dass der Film bis heute nicht viel beachtet wird. Bei Streaminganbietern gibt es ihn zum Leihen oder Kaufen, aber nicht als Teil des Flatrate-Angebots, als DVD oder BluRay gibt es den fast nur zu Phantasie-Preisen. Dabei zähle ich den Film zu seinen besten, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Leistung von Hauptdarsteller Ralph Fiennes.
Fiennes spielt dabei einen Mann, der gerade nach sehr langem Aufenthalt die geschlossene Psychiatrie verlässt, und in einer Art betreutem Wohnen anfängt seine dramatische Kindheitsgeschichte zu rekonstruieren. Der Film springt dabei in der Zeit und setzt die erwachsene Person mit ans Set, um quasi unsichtbar aber anwesend seine kindlichen Erinnerungen zu beobachten. Die längste Zeit ist nicht so richtig klar, worauf der Film hinaus möchte, bis der Plot eine dramatische Wendung erfährt.
Ich habe über Amazon den Film als gebrauchte Doppel-DVD aus Frankreich importiert erworben. Die französischen Versionen sind häufig billiger, weil Frankreich alle anderen Sprachen bewusst ignoriert. So lange der Original-Ton erhalten bleibt, finde ich das verkraftbar, auch wenn ich die französischen Untertitel gerne ausgeblendet hätte (geht natürlich nicht 🙄🤌).
Mir gefallen längst nicht alle Filme von Cronenberg, auch wenn ich ihn grundsätzlich für einen sehr interessanten Filmemacher halte. Es gibt einige Filme von ihm, die ich für überschätzt halte. Hier ist genau das Gegenteil der Fall. Ich kann ihn nur empfehlen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #7209Vier im roten Kreis (F/I 1970, R: Jean-Pierre Melville, D: Alain Delon, André Bourvil, Gian Maria Volonté, Yves Montand)
Immer noch einer meiner zehn Lieblingsfilme, auch wenn mein Interesse an Filmen nach wie vor fast völlig verschwunden ist. Es passiert nicht viel, aber der Stil und die Atmosphäre sind absolut meisterhaft.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Nö. Hatte schon immer en großes Interesse an menschlichen Abgründen, meine Berufswahl kommt ebensowenig von ungefähr wie die "Kreisklassenhölle" und der "Katzenkönig". Lebensbejahende Inhalte finde ich mittlerweile genügend bei mir selbst, und das ist gut so.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Schnitt, Montagen und Farbgebungen erinnern sehr stark an "Natural Born Killers" ... und wie man es von Oliver Stone erwartet, hat "U Turn" genau diese Art von übertriebener, wenig subtiler Stimmung und genau diesen kauzigen Blick in ein Schatten-Amerika, von dem niemand glauben will, dass es existiert.
Ein seltsames und verwirrendes Fest für die Sinne, dabei sehr unterhaltsam ... aber leider auch etwas ziellos.
"Is everybody fucking everybody in this crazy God damn town?" (Bobby)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Tagebuch einer Kammerzofe (F/I 1964, R: Luis Buñuel, D: Jeanne Moreau, Georges Geret, Daniel Ivernel, Françoise Lugagne, Jean Ozenne, Michel Piccoli) Am Freitag schon mal angefangen, aber wegen des E-Mail-Vorfalls hatte ich keine Ruhe und ich merkte, dass ich mich auf den Film schon einlassen muss. Eben der zweite Versuch und es hat sich gelohnt. Der Film teilt sich gefühlt in zwei inhaltlich unterschiedliche Hälften aus. Hälfte eines ist ein Sittenbild. Die Kammerzofe Celestine kommt aus Paris auf einen Landsitz in der Normandie zu einer Familie, die die Dekadenz und ihre seltsamen Verhaltenszüge bis hin zur Perversion auslebt. In der zweiten Hälfte versucht Celestine einen Mörder zu überführen. Während der erste Teil furchtbar komisch und (für einen Buñuel verhältnismäßig wenig) skurril ist, mit einer Jeanne Moreau, deren Figur komplett in sich ruht, verliert sie in der zweiten Hälfte als Korrektiv die Übersicht - sinnbildlich für den aufkommenden Faschismus und Antisemitismus der vom 19. Jahrhundert ins Jahr 1928 verlegten Geschichte. Es wird etwas konfus am Ende - was den Film beinahe eine höhere Wertung gekostet hätte als 8/10.
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Hafen im Nebel (F 1938, R: Marcel Carné, D: Jean Gabin, Michel Simon, Michèle Morgan) Ich weiß, dass der "poetische Realismus" damals ein Begriff war. Aber manchmal ist mir in französischen Filmen dann doch zu viel Poesie. Realismus? So redet doch keiner! Ansonsten habe ich nicht viel auszusetzen. Die Beschreibung bei IMDB trifft es ganz gut: Ein Deserteur trifft im Rauch und Nebel einer französischen Hafenstadt auf eine neue Liebe, neue Schwierigkeiten und einen kleinen Hund. 6/10
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Die Dämonischen (USA 1956, R: Don Siegel, D: Kevin McCarthy, Dana Wynter) Manchmal würde ich Filme ja gerne in der Zeit sehen, als sie rausgekommen sind. Dieser Horrorklassiker ist so ein Fall. Aus heutiger Sicht ist er mäßig spannend, weil man einfach anderes gewohnt ist, aber dennoch bleibt er gut erzählt. Und dass er Einfluss hat, zeigen die zahlreichen Remakes. In einer kalifornischen Kleinstadt geschehen seltsame Dinge: Menschen benehmen sich seltsam, Angehörige behaupten, obwohl diese Menschen immer noch gleich aussehen, dass sie andere sind. Ein Arzt kommt dem Geheimnis auf die Schliche - und wird gejagt. Low-Budget-Film mit damals recht unbekannten Darstellern, der zum Kultfilm wird. Muss man mal gesehen haben. Leider bot Wow keine Untertitel, weshalb ich dann die synchronisierte Fassung gesehen habe, in der die beiden Protagonisten, die im Original Miles und Becky heißen, zu Peter (deutsch ausgesprochen) und Mary werden. 7/10
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Mit Verspätung, aber immerhin. Gut, daß ich dafür nicht ins Kino ging. Seelenlose Fortsetzung mit mutierten Pavianen, einem sattelfesten Monsterrhino und Haien im Colosseum. Immerhin weiß man jetzt, was CGI mittlerweile so alles kann. Die Schauspieler entweder fehlbesetzt (Paul Mescal) oder hoffnungslos unterfordert (Denzel Washington). Ganz schlimm: die beiden dekadenten Kaiserchen. Lachhaft, mehr nicht. Die Kampfchoreographien insbesondere in der Arena waren zweitklassig, so ganz nebenbei noch erwähnt. Eigentlich sollte diese Fortsetzung dem Herrn Ridley Scott die Schamesröte ins Gesicht treiben.
Nachdem Leone mit "Per un pugno di dollari" einen alten Toshiro Mifune-Klassiker ("Yôjinbô") als Western inszeniert hat, ist es nur recht und billig, dass Mifune nun selbst das i-Tüpfelchen auf diesen Euro-Western setzt (der Film ist eine franco-italo-hispanische Koproduktion).
Terence Young, der einige der ersten James Bond-Filme inszeniert hat und damit einer der Väter des modernen Actionkinos ist, zeigt in "Rivalen unter roter Sonne" eher wenig Aufmerksamkeit für die Geschichte ... trotzdem gelingt der Film einigermaßen unterhaltsam ... was in erster Linie einer hochkarätigen internationalen Besetzung (Toshiro Mifune, Charles Bronson, Alain Delon, Ursula Andress) zu verdanken ist.
"Enjoy the hospitality of the Hotel Maxime." (Link Stuart)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Das Leben ist eine Baustelle (D 1997, R: Wolfgang Becker, D: Jürgen Vogel, Christiane Paul, Ricky Tomlinson) Waren die 90er-Jahre wirklich so ein großartiges Film-Jahrzehnt oder liegt das einfach daran, dass das die Zeit war, in der ich erwachsen geworden bin? "Das Leben ist eine Baustelle", den ich jetzt zum ersten Mal gesehen habe, wirkt - auf eine Retro-Art - immer noch frisch. Verloren gegangen sind in den fast 30 Jahren nur die Haare von Hauptdarsteller Jürgen Vogel. Der spielt Jan, einen, der durchs Leben und die Jobs treibt, ohne Ziel und bis auf seine Nichte, die ihn abgöttisch liebt, ohne Halt. Als er zufällig Vera kennengelernt - ebenso ungestüm wie liebenswert und geheimnisvoll - merkt er, dass es da noch mehr gibt im Leben. Wäre da nur nicht eine mögliche HIV-Diagnose... Ebenso wie Jan durchs Leben taumelt, taumelt auch dieser Film von Episode zu Episode, ohne ein echter Episodenfilm zu sein. Nur grob ist ein roter Faden zu erkennen - und wenn, wird er permanent durchtrennt und das nächste abgeschnittene Stück muss erst gefunden werden. Es ist ein Film vor der Angst, jemanden festzuhalten, aus Furcht, ihn zu verlieren. Nichts gegen die Leistung von Jürgen Vogel, aber die Aura von Christiane Paul ist unfassbar. Als (männlicher?) Zuschauer ist man von ihr genauso fasziniert, wie Jan. Beeindruckend ist auch das restliche Ensemble. Große Namen tauchen hier teils nur für Nebenrollen aus: Martina Gedeck, Armon Rohde, Andrea Sawatzki, Meret Becker, Ludger Pistor, Heino Ferch, Richy Müller, Andreas Schmidt - und sogar Regisseur Wolfgang Becker und Produzent Stefan Arndt. Ein Highlight des deutschen Films der 90er-Jahre. Danach sollte Becker mit "Good Bye, Lenin!" den Olymp besteigen, mit dieser perfekten Mischung aus Nostalgie, Humor und Melancholie. Die Zutaten gibt es in "Das Leben ist eine Baustelle" auch alle schon. 8/10
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