aus dem block mit den zuletzt gelesenen büchern von carlo masala und franz-stefan gady mit sicherheit das unzugänglichste, sperrigste - allerdings bei weitem auch das informativste und umfassendste. keupp beleuchtet geschichte und wesen (nicht nur) der russischen gesellschaft/des russischen staates, er widmet sich verschiedensten regionen der welt (nahost, zentralasien, china) und stellt szenarien künftiger wirtschaftlicher und politischer beziehungen (oder auch nicht-beziehungen) in den raum. russland selbst wird der anscheinend noch immer unverrückbare nimbus der "großmacht" genommen, indem politische, militärische und wirtschaftliche hintergründe beleuchtet werden, die westliche und besonders deutsche romantische sichtweise auf "den osten" oder ponyhofphantasien wie "wandel durch handel" bekommen ihr scheitern aufgezeigt. nebenbei werden die üblichen lügen wie "russland wurde zu diesem krieg gezwungen" erneut widerlegt, und am ende wird der leser mit der frage konfrontiert, ob man in einer weltordnung der gleichberechtigten staaten oder der imperialen "bestimmer" leben möchte. viel input, aber es schadet nie, sich tiefer in all diese themen einzugraben, jede verlorene illusion schafft platz für das reale.
ein sehr hübsches buch über caspar david friedrich, es reiht sich anekdote an fakt an geschichte, kreuz und quer durch den garten. von adolf hitler bis samuel beckett werden so einige historische personen ins verhältnis zum malergenie gesetzt, und vieles davon ist überraschend und wow. die sympathisch-joviale sprache von illies sagt mir hierbei sehr zu, dass das nicht jedermanns sache ist, kann ich aber auch gut verstehen. dennoch: ein großes lesevergnügen, und man lernt tatsächlich noch so einiges hinzu.
Ich wollte eigentlich nix mehr von ihr lesen, ich mag die BDS-Bewegung nicht. Aber zum einen ist es ja schon ein paar Jahre her, dass sie sich geäußert hat, zum anderen hat es eine Freundin von mir sehr gemocht. Rooney ist schon eine sehr gute Schriftstellerin. Sie hat ihren eigenen Stil, die Figuren sind interessant, ich habe es in einem Rutsch gelesen. Zwei ungleiche Brüder und ihre schwierigen Beziehungen. Manchmal hatte ich so leicht schmalzige „Ein ganzes halbes Jahr“-Momente, vor allem bei Margaret, und manchmal beschreibt sie und sagt dann noch explizit, was sie beschreibt. Das löste beides leichte Störgefühle aus. Aber schon gut.
Ich bin gerade im Urlaub, und es ist so heiß, dass ich nur sehr früh radeln kann (eine Stunde vor Rom), daher gleich noch eins, zumal es sehr dünn ist. Köhlmeier und seine Frau mag ich sehr gern, wer sie und ihre Beziehung kennenlernen will, möge sich die Folge von Hotel Matze neulich anhören (er ist mir bei so einem Thema zu sanft, aber das Gespräch lohnt dennoch). Echte Liebe, die schwere Zeiten durchgemacht hat, die haben das in ihren Büchern thematisiert. Dies ist wieder ein sehr guter Kontrast, weil seine Figuren meist völlig unschmalzig sind. Eher leicht unsympathische, gefühlsarme Figuren ohne Gewissen (was manchmal so einen Schelmenroman-Charakter hat). Auch hier würde ich, anders als auf dem Bild da, nicht wirklich von Leidenschaft sprechen. Gut, leicht verstörend (aber jetzt auch nicht umhauend).
Köhlmeier: Die Verdorbenen. ... Dies ist wieder ein sehr guter Kontrast, weil seine Figuren meist völlig unschmalzig sind. Eher leicht unsympathische, gefühlsarme Figuren ohne Gewissen (was manchmal so einen Schelmenroman-Charakter hat). Auch hier würde ich, anders als auf dem Bild da, nicht wirklich von Leidenschaft sprechen. Gut, leicht verstörend (aber jetzt auch nicht umhauend).
das ist leider mein problem mit köhlmeier, ohne ihn kritisieren zu wollen. aber es gibt ja schon noch etwas zwischen "schmalzig" und steril. vielleicht ändert sich mein zugang mit dem alter auch nochmal, sodass ich den "joel spazierer" mal bis zum schluss schaffe.
ein sehr hübsches buch über caspar david friedrich, es reiht sich anekdote an fakt an geschichte, kreuz und quer durch den garten. von adolf hitler bis samuel beckett werden so einige historische personen ins verhältnis zum malergenie gesetzt, und vieles davon ist überraschend und wow. die sympathisch-joviale sprache von illies sagt mir hierbei sehr zu, dass das nicht jedermanns sache ist, kann ich aber auch gut verstehen. dennoch: ein großes lesevergnügen, und man lernt tatsächlich noch so einiges hinzu.
ich hab ja ein problem mit illies, hatte ich - glaub ich - auch schon mal erwähnt. im vergangenen jahr hab ich mich mit einem cdf-experten unterhalten, der auch illies bei dem buch beraten hat und der erzählte mir zb, ohne zu kritisieren, dass illies bspw. bei einer episode - es ging um einen beschädigten rahmen und ein verschollenes bild, ich erinnere das nicht mehr ganz genau - die wissenschaftlichen beweise ignoriert hat, weil es dann ihm so einfach besser gepasst hat. und sowas finde ich richtig ärgerlich. das ist mir einfach zu viel style over substance.
Zehn Seiten vor dem Ende wusste auch ich nicht, wie sich das auflöst, da hatte ich schon 1140 Seiten gelesen. Meist fasziniert, wohlig ummantelt, und manchmal in Gefahr, über lange Passagen drüber zu fliegen und dann doch was zu verpassen. Insgesamt wie „Max, Mischa und die Tet-Offensive“ ein Roman zum Reinlegen. Über Freundschaft, Atomkraft, Vergänglichkeit, „was wäre wenn“, das Älterwerden, Geheimdienste und noch mehr. Den eigentlichen Kern kann man immer nicht erzählen, weil es in zwei Sätzen doof klingt. Wie sich das alles auflöst, wusste ich nach den letzten zehn Seiten auch noch nicht ganz.
klingt, als wenn ich nach dem lesen auch wieder zweifeln werde, ob es gefällt. aber lesen werde ich es. wie ist die diesmalige thematische/theoretische passage (ging es um architektur?)? beim vorgänger fand ich die zum theater, vor der etwas gewarnt wurde, gar nicht schlecht.
nicht uninteressant: ein diplomat, dr. weber, und sein "werdegang" von der weimarer republik (die nur erwähnt wird) über das dritte reich (1938, mailand), die schweiz, nachkriegsdeutschland. der zusammenprall der alten werte mit den grobheiten der nationalsozialisten, illegale devisengeschäfte, gefälschte pässe, die wiederaufnahme des "geschäftsbetriebes" nach 1945. das alles könnte eine packende geschichte ergeben, wenn - ja, wenn - es nicht so unfassbar sperrig geschrieben wäre. munter wird durch zeit und raum, von person zu person, gesprungen, bilder tauchen immer und immer wieder auf und bilden doch keinen wiedererkennungswert. am ende war ich froh, als ich es durchhatte. "literatur" bedeutet eben nicht "so kompliziert wie möglich", literatur darf keine angst haben, eine geschichte auch einfach mal zu erzählen. zeit für tiefgründiges bleibt immer, trotzdem.
Ich habe von ihm, glaube ich, nur die Anmerkungen zu Hitler in Jugendjahren gelesen. Dieser Roman ist fast 100 Jahre, nachdem er ihn geschrieben hat, veröffentlicht worden. Lässt sich gut lesen (ist auch schmal). Der Ich-Erzähler und seine letzten 48 Stunden bei Schwarm Teddy in Paris. (Sie kommt auch in seiner Autobiographie vor). 1930, als sich das kommende Grauen ganz langsam abzeichnete.