Zitat von faxefaxe im Beitrag #2458Ich selbst habe Iowa von Stefanie Sargnagel gerade sehr gern gelesen. Sie ist mit Christiane Rösinger befreundet, die hat sie in die USA zu einem Lehrauftrag begleitet. Ich mag ihren Ton (auch in den Podcast-Gesprächen, die ich anlässlich der Bucherscheinung gehört habe). Es funktioniert auch gut, dass Rösinger per Fußnote kommentiert, was Sargnagel über sie schreibt. Was Nettes für zwischendurch.
"iowa" habe ich ende letzten jahres auch gelesen, eben als "was nettes für zwischendurch", dafür aber war es überraschend gehaltvoll. ich finde, dass die amerikanische gesellschaft dort schon sehr präzise (und liebevoll, trotz allem) gezeichnet wird, fast erinnerte es mich an tv-formate wie "bilder aus amerika".
Das 2. Buch aus der Longlist 2024 und ich kann mich den Vorrednern mehr oder weniger anschließen. Sehr kurzweilig und humorvoll, aber trotzdem nicht ohne Substanz. Rösinger und Sargnagel sind zwei interessante Protagonistinnen, deren Dialoge ich besonders gerne gelesen habe.
inspiriert von faxefaxe - "abschied" gab es bei skoobe nicht zu leihen, aber dieses "standardwerk" habe ich in der tat ebenfalls noch nie gelesen. durchaus interessant, einige aspekte habe ich so noch nicht betrachtet, einiges wusste ich schlicht in dieser form nicht und insgesamt komme ich klüger aus dem buch heraus, als ich hereingegangen bin. man lernt immer wieder neu dazu, ich kann die lektüre sehr empfehlen (auch, WENN manches heute sicherlich anders geschrieben wäre, und WEIL wir in zeiten leben, die parallelen durchaus zulassen).
Hat mir gut gefallen, aber ich konnte dann keine Motivation mehr finden, mir noch acht von diesen dicken Wälzern anzutun. Lag vielleicht auch daran, dass ich es direkt nach dem Anschauen der Serie gelesen habe.
"Von Norden rollt ein Donner" erzählt die Geschichte von Jannes, einem 19-jährigen Schäfer in dritter Generation in der Lüneburger Heide,[...]
Tolles Buch! Thielemann schafft es, eine latent bedrohliche Atmosphäre durchgehend aufrechtzuerhalten. Das Ganze hat mich dermaßen sogartig gepackt, dass ich das Buch an einem Abend durchgelesen habe.
zum thema "migration in deutschland" hat es schon viele bücher gegeben, klaro, aber ist es nicht jede geschichte wert, erzählt zu werden? natürlich muss ich nicht jede l e s e n, aber diese hier lohnt sich: tahsim durgun schafft eine perfekte balance zwischen humor und der tragik, die das thema mit sich bringt - auch nach dutzenden von geschichten fragt man sich immer wieder, was da eigentlich falsch ist mit uns. ruhig, brauner, nicht nur mit uns, aber hier geht es eben darum, was eine kindheit im deutschland der 1990er bedeutet hat, erzählt aus der zuwandererperspektive. da ist die mutter, die kein deutsch spricht, die scham, die willkür, die ausgrenzung, da sind aber auch die familie, die kurdische kultur, oder einfach auch nur der übliche bockmist, den jugendliche so anstellen. die glücksmomente, wenn eine lehrerin engagiert ist und die wut, wenn eine andere einen scheiß auf dich gibt. erzählt ist das alles locker und sympathisch, der tiefsinn liegt in dem, was man daraus macht. stoff liefert das buch genug.
eine liebeserklärung an... ja, an was eigentlich? an jochim streich? an mecklenburg? an den fußball, an den sport an sich? oder an die freundschaft? an alles, irgendwie. ein kleines buch für zwischendurch, ich mag ja wawerzineks stil sehr, und es macht einfach spaß, ihn zu lesen.
Bereits 2016 in Schweden erschienen, gibt es das Buch nur endlich auch in deutscher Übersetzung zu lesen. Schulman erzählt von seiner alkoholkranken Mutter und der Beziehung zu ihr im Verlauf seines Lebens. Ein bewgendes Buch über (Co-)Abhängigkeit, innerfamiliäre Zerrüttungen, verlorene Liebe und dem fast lebenslangen Versuch, diese wiederzugewinnen.
Mir ist nicht ganz klar, warum Schulmans Bücher in D in dieser Reihenfolge erschienen sind. Es wird wahrscheinlich valide Gründe dafür gegeben haben. Schade finde ich es jetzt schon ein wenig, denn ich wünsche mir nachträglich dieses Buch als Grundlage für die handelnden Figuren in 'Die Überlebenden' gelesen zu haben.
Wie dem auch sei, ich kann das Buch nur allen ans Herz legen. Stark!
Eine Anthologie mit Science-Fiction-Erzählungen aus Südkorea. Wie alle Anthologien ist auch diese leicht durchwachsen, aber von den sieben Geschichten hat mir nur eine so gar nicht gefallen. Alle anderen sind clever konstruierte und spannend, poetisch, durchweg schön erzählte Geschichten zu unterschiedlichen Themen. Sehr diverse Auswahl von Autor*innen, prima Übersetzungen. Ich bin begeistert und empfehle jedem Sciene-Fiction-Fan dieses sehr interessante Buch!
Der Leguan Alberto Vázquez-Figueroa
Auf der Galapagosinsel Hood herrscht der "Leguan" Oberlus - ein missgestalteter, verbitterter, brutaler Despot, der sich der Rache an der Welt verschrieben hat, die ihn sein Leben lang wie Dreck behandelt hat. Mit allerlei Tricks fängt sich der Mann Sklaven - Matrosen von Schiffen, die an der Insel anlanden, um Vorräte und Wasser an Bord zu holen. Unter Androhung drakonischer Strafen zwingt er sie, das unwirtliche Eiland für ihn bequemer zu machen. Und eines Tages kriegt er sogar eine Frau - aber die durchsetzungsstarke Niña Carmen könnte ihm zum Verhängnis werden. Robinson Crusoe trifft Augusto Pinochet. Oder vielleicht eher Franco, denn der Autor ist Spanier. Beklemmend, brutal, aber manchmal auch anrührend ist dieser Roman, der sich um schrankenlose Herrschaft dreht und das, was sie aus Menschen machen kann.
Kalliope Arthur Gordon Wolf
Kollege Wolf aus Wuppertal erzählt in diesem Mystery-Thriller von einem (natürlich Wuppertaler) Schriftsteller in einer Schaffenskrise. Er kommt einfach nicht weiter mit seinem dritten Roman! Eines Tages erhält er Drohmails, die ihn zum Weiterschreiben zwingen sollen - mit allen Mitteln. Und plötzlich steht seine Welt Kopf. Ich mag die Romane & Novellen von Wolf, besonders, wenn sie in seiner Heimatstadt spielen, leider ist dieser hier mindestens 120 Seiten zu lang, denn erst dann geht es überahupt mal los. Und den Protagonisten kann ich auch nicht leiden, wobei das durchaus Absicht sein könnte. Aber im letzten Drittel dreht er richtig auf und der Twist ist ganz cool, weil sehr unvorhergesehen. Ich hatte insgesamt mehr Spaß als Frust.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
manchmal passen begriffe einfach, und ich muss sagen, dass kehlmann ein wahrhaft guter "erzähler" ist. nach dem grandiosen "tyll" nun also "lichtspiel", mehr oder weniger die geschichte des filmregisseurs g.w. papst, dem anderen, dem, der nicht fritz lang oder friedrich wilhelm murnau ist/war. ich mag es ja, wenn am rande so einer geschichte bekannte figuren auftauchen und eingeflochten werden, so wie hier beispielsweise heinz rühmann oder leni riefenstahl, und ich mag es noch mehr, wenn eine biographie so lebendig erzählt wird wie diese hier. zur zeit der machtübernahme im januar 1933 mit dreharbeiten in frankreich beschäftigt und seine heimat österreich dem naziregime verfallen zu sehen, zwingt papst ein familiärer krankheitsfall 1939 zur rückkehr - aus einem besuch wie geplant wird, kriegsbeginn, grenzen dicht, alle visa wertlos geworden, ein aufenthalt für immer. und weil kunst nun einmal kunst ist, dreht man fürderhin filme für goebbels, anstatt wie andere in einem exil zu arbeiten, das einem selbst verwehrt ist. nicht ohne zerrissenheit, aber mit fügung, denn am ende zählt der eine, der große, film, der bleibt. "lichtspiel" mischt fiktion mit fakten, wirft ernste fragen auf und beleuchtet ein leben, das gutes geschaffen hat, das aber auch gehörigen platz für kritik lässt. kehlmann schafft es, all das zu transportieren, ohne banal zu sein, aber auch, ohne sich intellektuellen satzgebilden zu verlieren. auch eine kunst.