Ich finde es ja zuerst mal schön, wieder was von dir hier zu lesen!
Die letzten Sechs in der Playlist: Jasmine.4.t - You Are the Morning || Ex-Vöid - In Love We Trust || Victoria Canal - Slowly, It Dawns || Christine and the Queens - Chris || The Pains of Being Pure at Heart - Perfect Right Now: A Slumberland Collection 2008-2010 || Heisskalt - Vom Tun und Lassen
österreich die siebzehnte. die protagonistin der geschichte ist eine witwe, ruth, deren mann bei einem unfall verstorben ist. eines tages bekommt ruth, als autorin mit einem gewissen bekanntheitsgrad versehen und streitbar in den sozialen netzwerken, eine anonyme nachricht - nichts neues für sie, als frau ist sie derlei herabwürdigendes stalking gewohnt (ohne sich daran gewöhnen zu wollen). immer mehr nachrichten erreichen sie, ihre freunde, ihre arbeitskontakte, und immer mehr wird klar, dass der absender sie genau kennt, über die details in ihrem leben genau bescheid weiss. ihr mann hatte eine geliebte, sie selbst einen neuen freund, die stieftochter ist schwanger und weiss nicht, von wem. will es auch nicht wissen. im folgenden entwickelt sich der roman viel mehr zu einem psychogramm als zu einem psychothriller, es geht um schuld, um mitleid, um freunde und abtrünnige, um rollenbilder und erwartungen, um einsamkeit und/oder alleinsein und - natürlich - um anonymes stalking. sprachlich erinnert mich das buch tatsächlich an "die wand", wenn auch die thematik eine völlig andere ist, nichts an ihm ist reisserisch, turbulent oder gefällig. zehn seiten vor dem ende wusste ich noch immer nicht, wie sich das alles auflöst, das ende kommt dann fast zu plötzlich, die lösung ist fast zu einfach, aber wahrscheinlich ist das in der realität ganz einfach so - befriedigend ist es nicht. starkes buch!
Zehn Seiten vor dem Ende wusste auch ich nicht, wie sich das auflöst, da hatte ich schon 1140 Seiten gelesen. Meist fasziniert, wohlig ummantelt, und manchmal in Gefahr, über lange Passagen drüber zu fliegen und dann doch was zu verpassen. Insgesamt wie „Max, Mischa und die Tet-Offensive“ ein Roman zum Reinlegen. Über Freundschaft, Atomkraft, Vergänglichkeit, „was wäre wenn“, das Älterwerden, Geheimdienste und noch mehr. Den eigentlichen Kern kann man immer nicht erzählen, weil es in zwei Sätzen doof klingt. Wie sich das alles auflöst, wusste ich nach den letzten zehn Seiten auch noch nicht ganz.
Zitat von oasupp im Beitrag #2557 das ende kommt dann fast zu plötzlich, die lösung ist fast zu einfach, aber wahrscheinlich ist das in der realität ganz einfach so - befriedigend ist es nicht. starkes buch!
So hatte ich das auch empfunden. Schön, dass das Buch hier noch einen Leser gefunden hat.
Johan Harstad steht auch schon länger auf meiner Liste, aber die Wucht von über 1.000 Seiten schreckte mich bisher dann doch immer wieder ab.
I'm a septic tank half full kind of guy / got a twinkle in my eye / that I've been told is just astigmatism / I've got a s-skip in my step like / the undead half risen
Max, Mischa fand ich etwas einfacher zu lesen. Hier sind die Nebengeschichten, die dann doch eine Rolle spielen, zuweilen sehr lang. Aber ist schon gut!
88 (wenn ich mich nicht verzählt habe) Gesichtchen und Geschichtenfragmente auf 207 Seiten. Zum großen Teil wunderbar fantasievoll und märchenhaft, immer wieder gespickt mit verdammt komischen (im besten Sinne) Sätzen. Manchmal aber auch einfach nur: HÄ?? Wer sich auf absurde Geschichten mit sprechenden Toastbrotscheiben und Pfirsischhälften einlassen kann, dem wird hier ein opulentes Büfett aberwitziger Ideen kredenzt.
Chloe drückte ihn fester an sich. Und wenn die Außerirdischen alle aussähen wie der Umweltminister Altmaier?, fragte Matthias. Wenn wie aus dem Nichts plötzlich neben jedem Menschen einer wie Altmaier auftauchen und uns unterhaken würde, um uns in die unendlichen Weiten des Weltalls zu entführen? Matthias!, rief Chloe. Was ist denn mit dir los? Wir stehen hier total verliebt unter diesem phantastischen Sternenhimmel in Sri Lanka und du hast solche dämlichen Phantasien! Komm zu dir!
Schon passiert, sagte Matthias. Alles ok. Du musst dir keine Sorgen machen, das war nur meine Migränetherapie! Ich spürte deutlich diesen gewissen Anfangsschmerz, wahrscheinlich weil ich den Kopf zu lange im Nacken hatte. Für diesen Fall riet mir meine Ärztin zu dämlichen Phantasien, sie wirken sehr entspannend. Warum hast du mir nicht früher gesagt, dass du ein Migränetyp bist?, rief Chloe. Ich wollte dich nicht verlieren, sagte Matthias. Ich weiß ja, dass du Migränetypen nicht ausstehen kannst! Was heißt nicht ausstehen?, schrie Chloe. Ich hasse sie, ich hasse sie! Und ich will keinen mehr zum Mann, ich hatte zwei, mir reicht's! Sie ging hinein. Der Urlaub war vorbei, die Liebe auch.
I'm a septic tank half full kind of guy / got a twinkle in my eye / that I've been told is just astigmatism / I've got a s-skip in my step like / the undead half risen
Es gibt im Internet das sehr coole Phänomen der "Creepypastas", Horrorgeschichten von Usern, die oftmals als echte Erlebnisse verkauft werden, wenngleich alle wissen, dass sie natürlich erfunden sind. Viele davon sind Müll, aber unheimlich viele sind auch echte Perlen und machen sehr viel Spaß - "The Russian Sleep Experiment", "Ted the Caver" oder auch "Candle Cove" und ganz besonders "1999" sind Beispiele für gute Creepypastas. Letztere stehen für mein liebstes Subgenre der "verlorenen Folgen" und "seltsamen Lokalsender"; dabei geht es um gruselige Folgen von Kinderserien, die plötzlich auftauchen, die Kinder völlig verstören, und dann nie wieder aufzufinden sind bzw. unheimliche Lokalsender, die nur nachts völlig wirren Kram senden. Auch CM3, mein bevorzugter Bizarro-Autor, kennt und mag diese Geschichten und hat eine Novelle dazu geschrieben. Es geht um Pete, Collegestudent, nur so halb glücklich mit seiner Freundin Peri und heimgesucht von Albträumen über einen mehr als merkwürdigen Werbespot für Frühstücksflocken, der ihn regelrecht zu verfolgen scheint. Und mehr noch: Das Frühstücksflocken-Maskottchen, eine Hasenfrau, spricht mit ihm und will ihn in den Fernseher locken. Besonders seltsam ist, dass keiner seiner Freunde auch nur die geringste Erinnerung an den Spot hat, von dem Pete überzeugt ist, dass er in seiner Kindheit andauernd lief. Was da genau los ist, will ich nicht verraten, aber natürlich landen die Freunde in besagtem Werbespot und müssen schnellsten einen Fluchtweg finden - bevor die Hasendame kommt.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
die gut erzählte geschichte von max, der mit seinen großeltern aus der sowjetunion nach deutschland gezogen ist und sich behaupten muss - zwischen seiner zynischen oma, dem wortkargen großvater, dessen geliebter, derer gemeinsamen kind. dazu gibt es die tochter der geliebten, eine tanzlehrern, den unbekannten vater, der plötzlich auftaucht, das rätsel um den tod der mutter. und viele kleine bauarbeiter. die atmosphäre des buches ist trist, ohne traurig zu sein, die figuren sind fein gezeichnet und das ganze netz wird gekonnt zusammengehalten - ich habe das gerne gelesen.
Kannte bisher nur die Känguru-Chroniken, was er mit dem Roman abliefert ist aber noch mal ne ganz andere Nummer. Man kann da nur exakt gar nix drüber erzählen ohne storytechnisch massiv zu spoilern. Absolute Leseempfehlung jedenfalls.