Zitat von Lumich im Beitrag #164Dem alten weißen Mann wurde also nichts weggenommen, nicht einmal das, was ihm eigentlich nicht zusteht.
Der darf natürlich nicht fehlen als Verursacher allen Unbills dieser Welt. Wer ist schuld? Im Zweifel immer der alte weiße Mann. Mir geht es nicht darum, meinen nicht vorhandenen Kindern von N erzählen zu wollen, sondern um nachträgliche Zensur. Wenn Manipulationen in dem Bereich möglich sind und geduldet werden, dann auch bald in anderen. Wenn man nicht will, daß Kinder unvorbereitet mit dem N - Wort konfrontiert werden, erklärt man ihnen anhand des Vorworts den Zusammenhang nochmal genau oder kauft ihnen solche Bücher nicht. Im Idealfall wissen Kinder schon, daß man das N - Wort nicht benutzt, bevor sie sechs Jahre alt sind. Das nennt man vernünftige Erziehung.
Nachlektorierungen sind, wie bereits beschrieben, keine Zensur, sondern ein völlig üblicher Vorgang, nicht anders als ein oft viel einschneidenderes Lektorat, das vor der ursprünglichen Veröffentlichung steht (von Pippi Langstrumpf wurde vor einigen Jahren sogar das Manuskript veröffentlicht - die Unterschiede sind erheblich).
Ich bin mir sicher, weder Astrid Lindgren noch Michael Ende, noch Otfried Preußler hätten etwas gegen die nachträgliche Änderung einzuwenden gehabt. Beiden lag nichts ferner, als Menschen, vor allem Kinder, zu verletzen. Leider kann man sie nicht mehr fragen.
Von der Geschichte, in die ein Kind eingetaucht ist, hin- und her zu wechseln zu einer Hintergrundinformation, ist nicht unbedingt etwas, was man von einer frühen Altersstufe erwarten kann. Abgesehen davon mildert es nicht unbedingt den verletzenden Charakter des N-Wortes ab, wenn man selbst von derartiger Stigmatisierung betroffen ist. Von einer privilegierten Position heraus den anderen zu sagen, sie sollen doch einfach mal klar kommen, aber das Kinderbuch hat so zu bleiben, man es kennt, weil man ansonsten selbst nicht klarkommt, ist keine sehr schlüssige Argumentation, um nicht zu sagen eine unangemessen hierarchische.
Und dass „der alte weiße Mann“ jetzt das ewige Opfer ist, ist an Albernheit kaum zu überbieten. Da würde ich mir an deiner Stelle wirklich überlegen, wie weit ich mich der Höcke-Rhetorik noch nähern möchte.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Kurzer Hinweis zu Lindgren: Neuübersetzungen sind im Literaturbetrieb absolut alltäglich; ein neuer Verlag kauft beispielsweise die Rechte am Original, aber nicht an der eventuell bereits vorhandenen Übersetzung und lässt dann die eigenen Leute ran. Alternativ kann man die vorhandene Übersetzung auch einfach nochmals überarbeiten lassen. Das ist total normal und hat weder mit irgendwelcher Zensur noch mit Duckmäusertum vor den allmächtigen marginalisierten Gruppen zu tun. (Ich habe auch schon eine Neuübersetzung angefertigt.) Dass man bei solchen Arbeiten dann die Chance ergreift, etwas zeitgemäßer zu agieren, als es den Vorgängern möglich war (aus welchem Grund auch immer; immer wieder liegen nicht optimale Übersetzungen auch am Geldmangel!), sollte selbstverständlich sein.
Zitat von Lumich im Beitrag #166Und dass „der alte weiße Mann“ jetzt das ewige Opfer ist, ist an Albernheit kaum zu überbieten. Da würde ich mir an deiner Stelle wirklich überlegen, wie weit ich mich der Höcke-Rhetorik noch nähern möchte.
Ich bin selbst ein alter, weißer Mann, der sich sein Leben lang bemüht, kein Arschloch zu sein und sich nicht gerne mit alten, weißen Arschlöchern kollektiv in einen Topf werfen läßt. Davon abgesehen, habe ich auch alte, weiße Frauen kennengelernt, von denen sich in punkto Rassismus mancher alte, weiße Mann eine Scheibe abschneiden könnte. Aber schön, wenn man auch mal Stereotypen erschaffen kann, mit denen es sich reinen Gewissens leben läßt.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
Zitat von Lumich im Beitrag #166(von Pippi Langstrumpf wurde vor einigen Jahren sogar das Manuskript veröffentlicht - die Unterschiede sind erhebli
Dieses Argument ist für mich plausibel. In dem Fall geht eine werkgetreuere Übersetzung, die für die Jetztzeit modifiziert ist, natürlich in Ordnung. Ironiefrei.
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Zitat von Lumich im Beitrag #166Und dass „der alte weiße Mann“ jetzt das ewige Opfer ist, ist an Albernheit kaum zu überbieten. Da würde ich mir an deiner Stelle wirklich überlegen, wie weit ich mich der Höcke-Rhetorik noch nähern möchte.
Ich bin selbst ein alter, weißer Mann, der sich sein Leben lang bemüht, kein Arschloch zu sein und sich nicht gerne mit alten, weißen Arschlöchern kollektiv in einen Topf werfen läßt. Davon abgesehen, habe ich auch alte, weiße Frauen kennengelernt, von denen sich in punkto Rassismus mancher alte, weiße Mann eine Scheibe abschneiden könnte. Aber schön, wenn man auch mal Stereotypen erschaffen kann, mit denen es sich reinen Gewissens leben läßt.
Ich bin ebenfalls ein weißer Mann in den mittleren Jahren, und fühle mich oft alt. Als solcher gehöre ich allerdings zu den Top-Privilegierten und bin mir dessen bewusst. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Bewusstsein über die eigenen Privilegien ein echter Gamechanger ist. Aus dieser Position heraus die Opferrolle zu bemühen, sieht einfach nicht gut aus.
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Zitat von Lumich im Beitrag #170Aus dieser Position heraus die Opferrolle zu bemühen, sieht einfach nicht gut aus.
Ich sehe das nicht als Opferrolle, sondern nur als unzulässige Stereotypisierung. Sich als Weißer darum zu bemühen, sich korrekt zu verhalten und trotzdem immer am Privileg aufgehängt zu werden, ist mühsam; davon abgesehen, bringt das die Gesellschaft auch keinen Meter weiter. Arschlöcher sind Arschlöcher, egal welcher Ethnie. Keine Arschlöcher sind keine Arschlöcher, egal welcher Ethinie. In der Hinsicht bin ich komplett vorurteilsfrei. Aber die Art und Weise, wie diese Stereotypisierung in vorauseilendem Gehorsam von manchen Leuten kultiviert wird, weil sie denken, das mache sie aufgeklärter als den Rest, finde ich oft albern. Genauso wie die bereitwillige Übernahme des Begriffs Alman, was ich dazu noch extrem anbiedernd finde. Aber das ist halt meine Meinung. Deswegen bin ich trotzdem kein Rassist und habe auch nicht vor, einer zu sein.
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Nur um das Prinzip zu verdeutlichen: Wenn du als Millionärssohn geboren bist, macht es keinen Unterschied, wie sehr du dich worum bemühst, du bist einfach mit einem Vorsprung geboren. Das macht dich weder zu einem besseren, noch zu einem schlechteren Menschen - darum geht es nicht. Allerdings wenn du anfängst, dich darüber zu beklagen, wie schwer du es in deiner Position doch hast, dann wirkt das vor anderen, die deinen Vorsprung nicht haben, unsouverän und unangemessen weinerlich. Streng genommen wirkt das sogar vor denjenigen mit den gleichen Privilegien nicht anders.
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Da kommen wir auf keinen Konsens. Wir werden es aber beide überleben. Zumindest das übergeordnete Feindbild bleibt gleich, Grabenkämpfe finde ich da zweitrangig.
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Eine Hautfarbe ist aber für sich genommen kein Privileg, alleine die Vorstellung ist schon absurd und konstruiert. Man kann heutzutage als weißer Obdachloser und als schwarzer Millionär geboren werden, als einziges weißes Kind in einem Umfeld schwarzer Kinder oder als einziges schwarzes Kind in einem Umfeld weißer Kinder. So ist das in einer globalisierten Welt. Basierend auf dem Mythos eines vermeintlichen Privilegs der Hautfarbe, des Geschlechts und der sexuellen Orientierung wurden stattdessen in den letzten Jahre in der gesamten westlichen Welt längst eine gegenläufige reale und institutionalisierte Diskriminierung basierend auf diesen Kriterien eingeführt, die längst das eigentliche Hindernis für wirkliche Chancengleichheit ist und erst zu der Polarisierung der Gesellschaft führt, die sie vorgibt, überwinden zu wollen.
Zitat von LFB im Beitrag #174Eine Hautfarbe ist aber für sich genommen kein Privileg
Die Hautfarbe existiert jedoch nicht im luftleeren Raum. Abgesehen davon rede ich bei den Privilegien auch nicht nur von Hautfarbe. Es geht insgesamt um die Frage, welchen Stand ich wodurch genieße: Bin ich in einem gebildeten Umfeld großgeworden? Musste ich je Armut erleiden? Wie wurde ich unterstützt und von wem und wievielen? Wie wurden meine Ausbildungen finanziert? Wie komme ich von A nach B und wie schwierig ist das für mich? Wurde mir jemals weniger zugetraut, weil ich nicht die bevorzugte Hautfarbe oder Geschlecht habe? Wie werde ich in der Öffentlichkeit angesehen? Musste ich mehr arbeiten, um etwas vergleichbares wie andere zu erreichen?
Die eigenen Privilegien werden von vielen Faktoren bestimmt und als weißer Mann in einer westlichen Mittelstandsgesellschaft habe ich vieles in die Wiege gelegt bekommen, wofür ich selbst nichts beitragen musste.
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Natürlich kann man auch als weißer Mensch unterprivilegiert sein, einem ansonsten komplett gleichgestellten Schwarzen Menschen gegenüber hat man dann aber immer noch den Vorteil, in unserer Gesellschaft nicht zusätzlich auch noch für die Hautfarbe diskriminiert zu werden. In einer Gesellschaft, in der Hautfarbe ein sozialer Faktor ist, kann sie eben doch auch für sich genommen ein Privileg sein.
Abgesehen davon mag ich das Stereotyp des alten weißen Mannes auch nicht gerne, wenn es anlasslos ausgepackt wird, denn dann ist es wirklich eine Diskriminierung.
Zitat von Quork im Beitrag #176Abgesehen davon mag ich das Stereotyp des alten weißen Mannes auch nicht gerne, wenn es anlasslos ausgepackt wird, denn dann ist es wirklich eine Diskriminierung.
Das hängt natürlich davon ab, wie wörtlich man diese Bezeichnung auffasst. Hier würde ich bitten, den Kontext zu beachten. Natürlich geht es hier nicht um alle Männer ab einem bestimmten Alter mit schwacher Pigmentierung. So einer wäre ich tendenziell auch. Bei aller Selbstgerechtigkeit, die oft mit der Verwendung dieser Betitelung einhergeht, liegt doch ein gewisser Reiz darin, Menschen die Erfahrung einer Fremdbezeichnung zu vermitteln, die eine solche nicht gewöhnt sind. Das kann man polemisch finden, in dem zitierten Satz drückt es eher meinen Ärger darüber aus, dass eine Gruppe Menschen sich an einer Stelle über Benachteiligung beklagt, wo sie am wenigsten Anlass dazu hat.
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der "alte weiße mann" ist doch nur ein metaphernkonstrukt, um eine bestimmte geisteshaltung - ebenjene der eigene privilegien ignorierenden opferhaltung bei gleichzeitigem unwillen, veränderungen zu akzeptieren - zu beschreiben. wie heißt es so schön: auch LGBTQ-POC's können bei bestimmten themen alte weiße männer sein.
dass ein lausitzer datschenrentner dem nicht unbedingt folgen mag, sehe ich ein. aber ich frag mich immer wieder, wie auch intelligente und aufgeschlossene zeitgenossen aus unserer blase sich dann trotzdem immer wieder angefasst fühlen können.
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04.07.2022 15:16 (zuletzt bearbeitet: 04.07.2022 15:20)
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