Das Thema ist recht umfangreich. In jüngerer Zeit gab es zwei Aufrufe, die sich gegen Cancel Culture richteten. Der weltweit bedeutendere wurde u.a. im Harper‘s Magazine abgedruckt, in Form eines offenen Briefes, verfasst von verschiedenen liberalen AkademikerInnen. Eine Übersetzung findet sich auf der Webseite der Wochenzeitung Die Zeit.

Eine andere Kampagne ging von der Neuen Zürcher Zeitung aus. Beides zusammen zeigt exemplarisch, wie unterschiedlich dieser Begriff gehandhabt wird, und wie er m.M.n ge- und missbraucht wird.

Es gibt zahlreiche andere Themenfelder, die mit diesem Begriff im Zusammenhang stehen: Da gibt es die Debatten um den Umgang mit kontroversen Straßennahmen und Statuen, da gibt es die Diskussionen um Dieter Nuhr, um Lisa Eckhart und anderen, da gibt es sehr unterschiedliche Entwicklungen in den USA und in Deutschland, die von verschiedenen Seiten unzulässig zusammengefasst werden, also alles in allem vieles, worüber es sich zu unterhalten lohnt, bzw. lohnen kann.

"R.I.P. J K Rowlings" Hashtags und Bücherverbrennungen, das ist aber kein sehr überzeugender Ansatz um die These zu untermauern, dass "Cancel Culture" nur (Edit: bzw. vor allem) eine Wortschöpfung von bösen Rechten sei, die nicht mit Kritik umgehen können. Inwiefern das repräsentativ für ihre Kritikerinnen und Kritiker ist, weiß ich allerdings nicht.

Dann kann man die Literatur abschaffen

Muss Brian De Palma dann auch auf den Scheiterhaufen? Schließlich hat er in "Dressed to Kill" nichts anderes gemacht...

aber er hat sich nicht öffentlich gegen trans-menschen gewandt, so viel ich weiß. ich will damit keine shitstorms, bzw. boykotte gegen rowlings rechtfertigen oder aufrufe zu bücherverbrennungen gutheißen. das sind faschopraktiken und sollten auch als solche gekennzeichnet werden, aber es herrscht doch auch die tendenz dazu jegliche kritik am vorliegenden roman zu diskreditieren. es hat nun mal ein geschmäckle, wenn sich ihre fragwürdigen persönlichen ansichten in ihrem werk widerspiegeln. und vielleicht ist das buch halt einfach nur schrott. könnte ich mir gut vorstellen.

Zitat von LFB im Beitrag #2

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die These zu (…), dass "Cancel Culture" nur eine Wortschöpfung von bösen Rechten ist, die nicht mit Kritik umgehen können.

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Ich habe mich jetzt nur ein bisschen in die Thematik Rowling eingelesen und finde es einfach nur übertrieben, wie sie da angegangen wird. Sie mag ja konservativ sein, weil sie eben nur an zwei Geschlechter glaubt (und ich denke, sie ist damit auf dieser Welt nicht alleine). Aber ist sie damit gleich transphob? In einem Tweet von Dezember 2019, der gerne als Ausgangspunkt gesehen wird, zeigt sie alles andere als dieses Verhalten: Sie sagt sogar verkürzt, jeder soll damit glücklich werden, was er für richtig hält. Und wie man aus einem anderen Tweet, wo sie auf den Ausdruck "People Who Menstruate" eingeht und überspitzt fragt, ob es dafür nicht mal eine Bezeichnung gab (die Antwort ist: "Frauen"), dann auch wieder etwas Gemeines lesen will, ist mir zu hoch - oder ich bin in dieser Thematik einfach zu wenig drin, um das zu verstehen. Aber ich gebe als Cis-Mittvierziger auch zu: Es ist mir langsam etwas zu kompliziert mit den ganzen Bezeichnungen.

Und jetzt rückblickend aus "Psycho", "Das Schweigen der Lämmer" und "Dressed to Kill" transfeindliche Filme zu machen, wie es manche Kritiker tun, ist genauso übertrieben. Gerade in "Dressed to Kill" ist das ja die eigentliche Überraschung. Ich finde, manchmal ist die Verbissenheit etwas zu groß, wenn es um Kunst- und Kulturfreiheit geht. Heute muss man nicht mehr jemandem auf den Fuß treten, um einen Shitstorm zu bekommen, es reicht eine Berührung der Zehenspitzen aus. Und nur, weil Rowling aus ihrer Sicht eben nicht an weitere Geschlechter glaubt, muss man sie auch nicht öffentlich steinigen und ihre Bücher verbrennen.

Edit: Wenn ich das jetzt komplett falsch sehe, dann bitte ich ernst gemeint um Aufklärung.

o.k., da bin ich den hassern womöglich auch auf den leim gegangen. ich dachte, sie hätte sich wirklich transphob geäußert. für den fall, dass nicht, nehme ich es zurück. das problem ist meiner meinung nach, dass viele aus dem lgbt-lager die harry potter-reihe auch deshalb geliebt haben, weil darin wohl auch traditionelle gender-rollen unterminiert werden ("wohl" weil ich mir das nur angelesen habe; ich hab noch nie was von rowlings gelesen) und rowlings auf ihre seite wähnten. nun gibt sie sich als konservativ zu erkennen, was geschlechterdiversität betrifft und schon sind die leute beleidigt. und weil ja in sozielen medien unter nazi-vorwürfen, scheiterhaufen und apokalypse nicht mehr läuft, entsteht dann dieser bohei um eine lappalie.

Zitat von Lumich im Beitrag #5

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Zitat von LFB im Beitrag #2

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die These zu (…), dass "Cancel Culture" nur eine Wortschöpfung von bösen Rechten ist, die nicht mit Kritik umgehen können.

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Diese These gibt es so überhaupt nicht. Cancel Culture ist in weiten Teilen ein Problem, nur fällt eben nicht alles darunter, was dem/ der einen oder anderen gerade in den Kram passt.

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Zitat von gnathonemus im Beitrag #7

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o.k., da bin ich den hassern womöglich auch auf den leim gegangen. ich dachte, sie hätte sich wirklich transphob geäußert. für den fall, dass nicht, nehme ich es zurück. das problem ist meiner meinung nach, dass viele aus dem lgbt-lager die harry potter-reihe auch deshalb geliebt haben, weil darin wohl auch traditionelle gender-rollen unterminiert werden ("wohl" weil ich mir das nur angelesen habe; ich hab noch nie was von rowlings gelesen) und rowlings auf ihre seite wähnten. nun gibt sie sich als konservativ zu erkennen, was geschlechterdiversität betrifft und schon sind die leute beleidigt. und weil ja in sozielen medien unter nazi-vorwürfen, scheiterhaufen und apokalypse nicht mehr läuft, entsteht dann dieser bohei um eine lappalie.

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Rowling hat das später mal gesagt, ja. In den Romanen gibt es dafür aber keinen Anhaltspunkt.

Das stimmt auch wieder.

wie gesagt, war nur angelesen. auf jeden fall ist/war harry potter in der lgbt-community ziemlich beliebt - warum auch immer.

Zitat von LFB im Beitrag #8

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Zitat von Lumich im Beitrag #5

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Zitat von LFB im Beitrag #2

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die These zu (…), dass "Cancel Culture" nur eine Wortschöpfung von bösen Rechten ist, die nicht mit Kritik umgehen können.

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Diese These gibt es so überhaupt nicht. Cancel Culture ist in weiten Teilen ein Problem, nur fällt eben nicht alles darunter, was dem/ der einen oder anderen gerade in den Kram passt.

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Doch, beispielsweise hier:
Cancel Culture für Anfänger
(Wobei Margarete Stokowski jetzt ganz sicher nicht übermäßig repräsentativ für ein ganzes Spektrum ist).

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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #6

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Ich habe mich jetzt nur ein bisschen in die Thematik Rowling eingelesen und finde es einfach nur übertrieben, wie sie da angegangen wird. Sie mag ja konservativ sein, weil sie eben nur an zwei Geschlechter glaubt (und ich denke, sie ist damit auf dieser Welt nicht alleine). Aber ist sie damit gleich transphob? In einem Tweet von Dezember 2019, der gerne als Ausgangspunkt gesehen wird, zeigt sie alles andere als dieses Verhalten: Sie sagt sogar verkürzt, jeder soll damit glücklich werden, was er für richtig hält. Und wie man aus einem anderen Tweet, wo sie auf den Ausdruck "People Who Menstruate" eingeht und überspitzt fragt, ob es dafür nicht mal eine Bezeichnung gab (die Antwort ist: "Frauen"), dann auch wieder etwas Gemeines lesen will, ist mir zu hoch - oder ich bin in dieser Thematik einfach zu wenig drin, um das zu verstehen. Aber ich gebe als Cis-Mittvierziger auch zu: Es ist mir langsam etwas zu kompliziert mit den ganzen Bezeichnungen.

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Hat sie sich nicht auch kritisch geäußert zum Thema "Transpersonen und Damentoiletten"? Von wegen Frauen würden einen Schutzraum verlieren, weil auch als Frauen verkleidete Männer dies ausnutzen könnten? Eine gewisse Phobie lässt sich da aus meiner Sicht nicht leugnen.