@drosophila Wobei sie ja eben nicht gesagt hat, dass Frauen nur Menschen sein können, die eine Menstruation haben, sondern dass "Menschen, die eine Menstruation haben", früher eben mal "Frauen" genannt wurden. Es wurde hier bewusst etwas diskriminierendes in ihre eher belustigte Aussage interpretiert, damit man anschließend zur großen Hexenjagd blasen konnte. Dass sie im Wissen um diese Mechanismen weder ihre Rede- noch ihre Kunstfreiheit beschneiden lässt oder die erwarteten Demutsbekundungen bietet, kann man ihr durchaus positiv anrechnen. Ob sie es mit ihrer Bekanntheit und ihrem Kontostand nötig hat, so etwas als PR-Nummer zu machen, glaube ich nicht.
@Johnny Ryall: Da muss man aber auch mal über die inflationäre Nutzung des Begriffs "Phobie" sprechen. Ich bin mir sicher, dass die schweigende Mehrheit der Frauen durchaus ein Interesse daran hat, dass die Benutzung von Damentoiletten nach halbwegs nachvollziehbaren Kriterien erfolgt und deshalb froh sind, dass das mal jemand angesprochen hat. Dass solche Aussagen auf manche Transpersonen verletzend wirken können, ist aber leider ein Problem, ja.
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #6Ich habe mich jetzt nur ein bisschen in die Thematik Rowling eingelesen und finde es einfach nur übertrieben, wie sie da angegangen wird. Sie mag ja konservativ sein, weil sie eben nur an zwei Geschlechter glaubt (und ich denke, sie ist damit auf dieser Welt nicht alleine). Aber ist sie damit gleich transphob? In einem Tweet von Dezember 2019, der gerne als Ausgangspunkt gesehen wird, zeigt sie alles andere als dieses Verhalten: Sie sagt sogar verkürzt, jeder soll damit glücklich werden, was er für richtig hält. Und wie man aus einem anderen Tweet, wo sie auf den Ausdruck "People Who Menstruate" eingeht und überspitzt fragt, ob es dafür nicht mal eine Bezeichnung gab (die Antwort ist: "Frauen"), dann auch wieder etwas Gemeines lesen will, ist mir zu hoch - oder ich bin in dieser Thematik einfach zu wenig drin, um das zu verstehen. Aber ich gebe als Cis-Mittvierziger auch zu: Es ist mir langsam etwas zu kompliziert mit den ganzen Bezeichnungen.
ich kann schon nachvollziehen, dass die aussage women are people who menstruate (ja, sie hat es nicht so formuliert, sie hat eine rhetorische frage gestellt, aber sie weiss genau, was sie damit impliziert) von transpersonen eben als transphob empfunden wird. wenn ich mich als frau identifiziere und mir dieses recht von aussen abgesprochen wird, ist das transphob. kommt dazu, dass die ganze geschichte im hinblick auf ihr jetzt erscheinendes buch den sehr unguten geschmack eines pr-stunts bekommt.
ich finde das thema auch schwierig und unübersichtlich (also, cancel culture, nicht spezifisch j.k.rowling). und wie bei allen themen stellen social media einen verstärker dar, es wird dann sehr schnell mit sehr grossen kanonen aus einer moralisch sehr hohen position geschossen. dass aber leute wie j.k. rowling für ihre aussagen gegenwind bekommen, finde ich richtig und wichtig.
Gegenwind ist eben auch nicht gleich Cancel Culture. Aufrufe, jegliche Auftritte oder Veröffentlichungen zu verhindern oder bereits veröffentlichtes allgemein unzugänglich zu machen (das kann auch durch massive öffentliche Ächtungen geschehen), muss man dazu zählen.
In dem Zusammenhang ist der Fall „Lisa Eckhart“ auch wieder interessant, weil das Stichwort „Cancel Culture“ ganz schnell fiel, als sie nach einem Shitstorm von einer Leseveranstaltung ausgeladen wurde. Die Veranstalter sahen sich überfordert von der massiven Kritik (so weit, so menschlich), und befürchteten Ausschreitungen. Nun wurde zur Begründung der Ausladung Eckharts eine Bedrohungslage aufgeführt, die es wohl so nicht gab. Direkte Drohungen fanden wohl nicht statt. Klar, hätte es Mut erfordert zu sagen: „Wir stimmen der Kritik nicht zu, und deshalb halten wir an der Einladung fest“, aber andererseits stimmt es eben doch nicht, eine Bedrohungslage vorzuschieben, wo keine ist.
Zum Fall selber: Lisa Eckhart hatte vor ein paar Jahren schon bei einem Auftritt bei den „Mitternachtsspitzen“ einen Witz zum Besten gegeben, der von einigen so aufgenommen wurde, als wäre er gegen Juden gerichtet. In Wirklichkeit war es eine (mMn unberechtigte) Kritik an der damals frischen #metoo-Debatte, die diese in ein antisemitisches Licht rücken wollte. Für meine Begriffe war das völlig daneben, aber nicht antisemitisch.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #15Hat sie sich nicht auch kritisch geäußert zum Thema "Transpersonen und Damentoiletten"? Von wegen Frauen würden einen Schutzraum verlieren, weil auch als Frauen verkleidete Männer dies ausnutzen könnten? Eine gewisse Phobie lässt sich da aus meiner Sicht nicht leugnen.
Wenn ich mich recht erinnere, hat sie diese Aussage erklärt und es in Zusammenhang mit eigenem sexuellen Missbrauch/sexueller Belästigung gebracht. (Edit: Wikipedia schreibt von häuslicher sexueller Gewalt).
Die letzten Sechs in der Playlist: Holly Macve - Time Is Forever || The Fauns - How Lost || Idles - Tangk || Klez.e - Erregung || The Last Dinner Party - Prelude to Ecstasy || Ducks Ltd. - Harm's Way
Zitat von LFB im Beitrag #16@Johnny Ryall: Da muss man aber auch mal über die inflationäre Nutzung des Begriffs "Phobie" sprechen. Ich bin mir sicher, dass die schweigende Mehrheit der Frauen durchaus ein Interesse daran hat, dass die Benutzung von Damentoiletten nach halbwegs nachvollziehbaren Kriterien erfolgt und deshalb froh sind, dass das mal jemand angesprochen hat. Dass solche Aussagen auf manche Transpersonen verletzend wirken können, ist aber leider ein Problem, ja.
Ich glaube, ich habe den Begriff Phobie, wenn überhaupt, hier bisher nur vereinzelt gebraucht. Auch sonst sehe ich ihn eher selten. Und ist das Kriterium "Transpersonen können auch Damentoiletten benutzen" nicht halbwegs nachvollziehbar?
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Gegenwind ist eben auch nicht gleich Cancel Culture. Aufrufe, jegliche Auftritte oder Veröffentlichungen zu verhindern oder bereits veröffentlichtes allgemein unzugänglich zu machen (das kann auch durch massive öffentliche Ächtungen geschehen), muss man dazu zählen.
Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #15Hat sie sich nicht auch kritisch geäußert zum Thema "Transpersonen und Damentoiletten"? Von wegen Frauen würden einen Schutzraum verlieren, weil auch als Frauen verkleidete Männer dies ausnutzen könnten? Eine gewisse Phobie lässt sich da aus meiner Sicht nicht leugnen.
Wenn ich mich recht erinnere, hat sie diese Aussage erklärt und es in Zusammenhang mit eigenem sexuellen Missbrauch/sexueller Belästigung gebracht. (Edit: Wikipedia schreibt von häuslicher sexueller Gewalt).
Das hatte sie aber erst nachgeschoben, nachdem die Aussage zu Diskussionen geführt hatte. Die Art und Weise, wie man Themen anspricht, spielt halt auch eine Rolle, wie es ankommt.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
...und was alles hineininterpretiert wird. Man sollte auch das Recht haben, hinterher etwas erklären zu dürfen.
Die letzten Sechs in der Playlist: Holly Macve - Time Is Forever || The Fauns - How Lost || Idles - Tangk || Klez.e - Erregung || The Last Dinner Party - Prelude to Ecstasy || Ducks Ltd. - Harm's Way
ich hab die jk-rowling-sache recht intensiv verfolgt, habe artikel beider seiten gelesen und komme für mich zu keinem schluss, wenn es um trans frauen geht. ehrlich gesagt, bin ich da sogar eher bei rowling zu finden.
zum theam cancle culture möchte ich eigentlich nur sagen, dass ich finde, dass die diskussion hier in deutschland/österreich im luftleeren raum stattfindet. es gibt hier keine cancle culture, wie sie in den usa zu finden ist, wo leute aus filmen rausgeschnitten werden und keine jobs mehr finden. das passiert hier nicht. im gegenteil. eckart ist seit wochen groß in den medien und auch jk rowling hat ihre öffentlichkeit, wenn sie will.
Das ist in Bezug auf die Ausprägung sicher richtig, wobei es schon eine lange Liste an ausgeladenen Rednerinnen und Rednern, abgesagten Veranstaltungen, zum Rücktritt gezwungenen Ehrenamtlichen und entlassenem oder versetztem Universitätspersonal gibt. Da wir normalerweise den angelsächsischen Vorbildern ja das meiste mit ein paar Jahren Verspätung nachmachen, finde ich die Diskussion in diesem frühen Stadium schon wichtig.
in den bereich fallen doch auch (in ermangelung eines besseren begriffs) shitstorms, und von denen gibt es im deutschsprachigen twitterverse längst genug.
„Shitstorm“ ist ehrlich gesagt etwas unspezifisch. Wenn sich die Negativ-Kommentare häufen, dürften diese üblicherweise von unterschiedlicher Qualität sein. Darunter mögen auch völlig legitime Kritiken sein. Das alles unter „Shitstorm“ abzuheften, finde ich dann schon etwas zu einfach.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Und ein Shitstorm ist ja wiederum erst dann ein Teilaspekt/-element der Cancel Culture, wenn die Vernichtung/Löschung oder das Zurückziehen eines beanstandeten Werkes, Satzes oder einer These gefordert wird oder auf die Schädigung oder Vernichtung der beruflichen Existenz des Delinquenten abgezielt wird. Eine normale Kritik oder Gegenrede ist ja deshalb (wie oft irrtümlich oder bewusst irreführend behauptet wird) gerade kein Element der Cancel Culture.
Also die These, dass der Vorwurf der "Cancel Culture" vor allem von "Rechten" gebraucht wird, die nicht mit argumentativem Gegenwind klarkommen, begegnet einem wirklich ständig, aber ich suche das natürlich gerne für dich raus:
ZitatHeute lernen wir, wie dumm das Gerede von der "Cancel Culture" ist.
(eine Userin/ein User des Forums auf einem anderen Medium).
Zitat "Cancel Culture" heißt also, manche Leute mögen manche Leute oder deren Arbeit nicht?
Ja. Wobei "nicht mögen" hier heißt: Leute erkennen ein diskriminierendes Verhalten, etwa Frauenhass oder Antisemitismus, und kritisieren das. In Einzelfällen verlieren die Kritisierten dadurch einen Job, kriegen aber oft sehr schnell einen anderen.
Das ist dann aber nicht neu, oder?
Es ist nur insofern neu, als mit dem Begriff eine vermeintliche Bedrohung von links inszeniert wird, die es faktisch nicht gibt. Darin unterscheidet sich die Idee von einer angeblichen "Cancel Culture" nicht von rechten Verschwörungstheorien, sie ist nur noch simpler gestrickt.
(Margarete Stokowski)
ZitatWo in der US-amerikanischen Kultur- und Medienbranche (aber auch zunehmend der deutschen) der Vorwurf von falschen Themengewichtungen und diskriminierenden Entscheidungsprozessen erhoben wird - egal, wie berechtigt er auch sein mag -, kommt alsbald der Gegenvorwurf: Cancel Culture!
Zitat von LFB im Beitrag #2"Cancel Culture" nur (Edit: bzw. vor allem) eine Wortschöpfung von bösen Rechten sei, die nicht mit Kritik umgehen können.
Das habe ich in Frage gestellt. Der Begriff wurde nicht extra erfunden, um unliebsame Kritik zu diskreditieren, sondern er wird zuweilen dazu missbraucht.
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21.09.2020 09:43 (zuletzt bearbeitet: 21.09.2020 09:49)
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