Zitat von Lumich im Beitrag #627Auch wenn diesmal keine Truppen entsandt werden, involvieren wir uns erneut in einer militärischen Aktion, wo niemand weiß und keine Vorstellung, geschweige denn ein Plan besteht, wie wir aus dieser wieder herauskommen. Eine besondere Gefahr sehe ich in einer Eskalationsdynamik, die sich zunehmend schwerer aufhalten und zurückdrehen lässt.
also, äh, waffenlieferungen sind doch keine militärischen aktionen.
und natürlich weiß keiner, wie das endet, aber was wir wissen ist, wie das endet, wenn wir keine liefern. das ist für mich der springende punkt.
Inzwischen sind wir bei schweren Waffen angelangt, die durchaus auch russisches Territorium erreichen können, was, soweit ich gehört habe, vereinzelt auch schon vorgekommen sein soll. Ich schreibe das mit aller Vorsicht, da in Kriegszeiten uneingefärbte Informationen selten sind. Dazu werden auch ukrainische Soldaten in der Bedienung dieser Waffensysteme ausgebildet. Sich hinter der Formulierung zu verstecken, man sei keine Kriegspartei, mag im Sinne des Kriegsrechts noch korrekt sein, ansonsten aber ist es Augenwischerei. Die Ukraine verteidigt militärisch ihr Land, wir unterstützen sie dabei. Damit sind wir Teil dieser militärischen Aktion.
Nun liefern wir erst Ausrüstung, dann Waffen und Munition, schließlich schweres militärisches Gerät. Dinge, die vor kurzem noch ausgeschlossen waren, sind plötzlich möglich. Wir befinden uns also bereits mitten in einer Eskalationsdynamik. Russland reagiert mit noch mehr Zerstörung und noch mehr Gewalt. Und an genau dieser Stelle finde ich es wichtig zu fragen, wie genau es weiter gehen soll oder kann. Man kann den Kampf nicht weiterführen, bis das russische Militär bis zur Handlungsfähigkeit dezimiert ist. Dafür ist die Armee schlichtweg zu groß. Auf dem Weg dahin wäre die Ukraine mindestens zu großen Teilen zerstört und die Zahl der Toten episch.
Wenn das Ende des Krieges nicht über einen totalen Sieg über die russische Armee erreicht werden kann, ist es unumgänglich, dass der Frieden nur über Verhandlungen erreicht werden kann. Nun ist es ebenso klar, dass die Zugeständnisse jeweils umso höher sein werden, desto weniger zumutbar der Krieg für die jeweilige Kriegspartei sein wird. So oder so wird es ohne Zugeständnisse nicht gehen, denn eine bedingungslose Kapitulation Russlands wird es nicht geben. Es braucht also eine Strategie, in der ein Punkt definiert wird, wo weitere Opfer in keinem Verhältnis mehr stehen, zu dem strategischen Gewinn, den man sich am Verhandlungstisch erhofft. Und das sind die Überlegungen, die ich in der derzeitigen Diskussion, die ich als sehr einseitig empfinde, vermisse.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
ja, aber wie haben sich die russischen delegationen denn bisher am verhandlungstisch verhalten? denen ist doch kein milimeter über den weg zu trauen. selbst der un-generalsekretär hat keine chance, irgendwas auszurichten und kaum in kiew angekommen, wird er quasi beschossen. wie ist sowas bitte zu verstehen, außer dass der letzte der hier irgendwas verhandeln will, putin ist (es sei denn selenskij kommt auf allen vieren angekrochen und leckt ihm die stiefel)?
Ich rede weniger vom jetzigen Zeitpunkt als vorausschauend strategisch. Bisher sieht sich Putin nicht genötigt, ernsthaft in Verhandlungen zu treten. Deshalb kritisiere ich auch nicht die jetzigen Waffenlieferungen, im Unterschied zum offenen Brief. Da ich befürchte, dass militärisch der Atem Russlands noch sehr lange reicht, hoffe ich am ehesten darauf, dass internationale Wirtschaftssanktionen Putin an den Verhandlungstisch zwingen werden. Darauf geht der offene Brief m.M.n. auch zu wenig ein. Mir kommt es vor als unterstelle dieser, dass derzeit einzig militärische Lösungsansätze verfolgt würden.
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ich denke mal, dass (von putin abgesehen) im augenblick fast jeder den verhandlungstisch herbeisehnt (und selenskij hat ja auch schon mal ein paar zugeständnisse vorgebracht, die er machen würde), aber im moment bestehen dazu absolut null optionen. und bis dahin muss dafür gesorgt werden, dass die ukraine möglichst gut dasteht, damit überhaupt noch verhandlungsmasse da ist. ansonsten geht es zusehends in richtung bedingungslose kapitulation.
Zitat von Quork im Beitrag #628Mir geht es ähnlich wie Lumich, man kann an dem offenen Brief viel kritisieren, ich finde aber, nicht alles daran ist grundfalsch, und die Absolutheit, mit der die Verfasser:innen zum Teil verteufelt werden, macht mir Bauchschmerzen ob der Debattenkultur in Deutschland.
So sehe ich das auch.
Die letzten Sechs in der Playlist: Holly Macve - Time Is Forever || The Fauns - How Lost || Idles - Tangk || Klez.e - Erregung || The Last Dinner Party - Prelude to Ecstasy || Ducks Ltd. - Harm's Way
Der erste Beitrag in der 3sat-Kulturzeit von gestern Abend bietet einen interessanten Beitrag über die historischen Zusammenhänge heutiger Propaganda-Narrative im Bezug auf die Ukraine. Ich fühle mich jetzt 1 Stück klüger, es sei also hiermit empfohlen.
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Zitat von oasupp im Beitrag #637die von mir sehr geschätzte menschenrechtsorganisation "memorial" lädt am 09. mai zu einem virtuellem protest auf dem virtuellen roten platz ein: redsquareprotest.org mitmachen!
Hab es auch gerade von anderer Seite bekommen. Find ich auch gut. Kein Account, kein Personendaten speichern, garnix. (Wenn man das Cookie löscht, könnte man sogar mehrfach teilnehmen).
was für ein beeindruckendes interview, habeck antwortet so klug, ehrlich und zutiefst menschlich, wie man es sich nur wünschen kann. neid für so einen politiker.
Interessant! Danke. Was mir nicht klar war: die Ukraine bereite laut diesem Vortrag seit Jahren(!) die Abwehr eines Russischen Angriffs an bestimmten Orten vor. Gruselig.
Wobei das im Donbass ja ein seit Jahren existierender Konflikt am Rande zum offenen Krieg war, da war die Anlage entsprechender Verteidigungsstellungen nur konsequent.
Halte ich für abwegige Kaffeesatzleserei. Der Westen kann diesen Konflikt politisch, militärisch, finanziell und wirtschaftlich länger durchhalten als Russland.
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04.05.2022 21:59 (zuletzt bearbeitet: 04.05.2022 22:04)
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