ich kramte gerade in meinem gedächtnis nach eventuellen peinlichkeiten während meiner musikalischen sozialisation und auf wirklich üble sachen bin ich da gar nicht mal gestoßen. als ich noch weitgehend musikalisch unmündig war und brav das zeug gehört habe, das meine drei jahre ältere schwester so angeschleppt hat, habe ich tatsächlich mal barclay james harvest, alan parsons project und chris de burgh gehört. glücklicherweise hat sie die kurve zu david bowie, boomtown rats, abc, soft cell und eurythmics gekriegt und damit war ich dann auch einigermaßen eingenordet. während meiner synth-pop-phase gab es dann einige sachen, auf die ich heute nicht mehr stolz bin (paul young, alphaville, thompson twins, howard jones), aber wirklich schämen muss man sich dafür nicht. danach gab es dann noch so eine lounge pop-phase mit einigen leicht käsigen verirrungen, aber so schlimm waren die auch nicht (matt bianco, simply red, swing out sister oder fairground attraction). ich denke, die einzige band, bei der ich bereue, dass ich mich jemals mit ihr beschäftigt habe, ist u2. alle, wirklich alle in meinem umfeld waren fans und so kaufte ich standesgemäß "war", "under a blood red sky", "the unforgettable fire" und "the joshua tree" - und redete mir ein, dass das ein großes ding sei. aber nee, bei letzterer und letztendlich dann bei "rattle & hum" wurde mir klar, was bono doch für ein ekliger typ ist. der einzige soft spot, der bleibt ist "new year's day". basta.
Nur für den Fall, dass der Eindruck entstand, ich wäre stilsicher durch die Siebziger gerutscht und könnte mich mit meinem geilen Musikverständnis rühmen, dem war nicht so. Da gab es schon einige Alben, die ich mir zulegte, weil es im Kreis der Mitschüler Konsens war oder ich eben noch nicht meine Linie gefunden hatte. Da standen Alben wie "Crime Of The Century" von Supertramp, "Animals" von Pink Floyd, "Out Of The Blue" von ELO, von Genesis gleich mehrere Alben, "Foxtrot", "Lamb Lies Down On Broadway", "Selling England By The Pound". Richtig peinlich sind mir heute aber nur so Sachen wie "Boston" oder "I Robot" von Alan Parsons Project und ein paar andere. U2 waren für mich sowas wie die schlechten Echo & The Bunnymen, die mich eigentlich kaum interessiert haben, bis sie dann auch mit "Rattle & Hum" zu meiner Hassband wurden. Dafür finde ich Sailor irgendwie heute noch ganz gut. Und durchaus eine Rolle gespielt haben Klaatu, um die der Mythos entstand, hier hätten sich die Beatles wiedervereinigt, was ich heute nicht mal im Ansatz nachvollziehen kann.
Und zu spät kam ich bei Velvet Underground, die ich erst in den Achtzigern kennengelernt habe, Roxy Music, deren erste Begegnung ich mit "Manifesto" hatte und David Bowie, den ich tatsächlich erstmalig mit "Heroes" wahrnahm.
Ich habe den Ansatz noch nie verstanden, warum man sich für den Musikgeschmack irgendwie schämen müsste. Ich kann mir fast alles, was ich jemals gut fand, heute noch problemlos anhören.
Ich verstehe das sehr gut. Es gibt zahlreiche Bands, die ich mal mochte, an die ich mich heute nicht gerne erinnere. Mein erstes Konzert war von den Toten Hosen. Das ist und bleibt mir peinlich.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Die Toten Hosen hab ich zwar niemals live gesehen, hätte das als Teenager aber sicherlich sofort gemacht: "Opel-Gang", "Damenwahl", "Ein kleines bisschen Horrorschau" oder auch "Kauf MICH!" würde ich mir jederzeit wieder anhören. Dass die mittlerweile ein völlig lahmer Betroffenheits-Schlager-Haufen sind, macht den alten Kram ja nicht schlechter. (Und "Never Mind The Hosen - Here's Die Roten Rosen" haben wir immer auf Familienfeiern gehört. Da waren's allerdings auch GUTE Schlager. ;-) )
Zitat von Lumich im Beitrag #49 Mein erstes Konzert war von den Toten Hosen. Das ist und bleibt mir peinlich.
Mein Konzert war MIT den Toten Hosen, davor gegen sie Fußball und danach gegen Campino Space Invaders gespielt. Keinerlei Anflug von Peinlichkeit, es war höchst amüsant. Und es war Punk. Über die letzten zehn oder so Jahre hülle ich einfach den Mantel des Schweigens
Mein erstes großes Konzert war Depeche Mode. Zumindest an dieser Stelle damals alles richtig gemacht.
Meine ersten Platten waren von Sting, Cure oder eben Depeche Mode. Aber dazwischen gab es dann durchaus komische Phasen, die aber zumindest nicht so lange gingen. Im Keller stehen noch LPs von Bands wie Whitesnake, Alan Parsons oder Magnum. In der Schule hatte ich zudem das komische Faible meine Hefte mit den Slogos diverser Speed- und Trash-Bands zu verzieren. Ich mag da teilweise gar nicht drüber nachdenken
Bei den Toten Hosen war ich auch mal. Die waren Headliner beim Hurricane Festival 2001. So Anfang oder Mitte der 80er waren die durchaus angesehen. "Opel-Gang" fand ich damals ziemlich gut Danach habe ich das eher aus der Entfernung beobachtet/mitbekommen. Die Hits kenne ich natürlich. Ob man sich da schämen muss, wenn man auf einem Konzert war, weiß ich nicht.
Ich war als Jugendlicher kaum auf Konzerten, bei uns auf dem Land gab es das nicht und in die nächste Stadt war es zu weit. Wenn dann mal so "Größen" wie Guru Guru oder Schwoißfuaß in Hockenheim aufgetreten sind, dann war das schon das höchste der Gefühle. Ansonsten gab es nur lokale Bands, die auf kleinen Bühnen oder auf Straßenfesten aufgetreten sind.
Geändert hat sich das erst mit 18/19, als ich dann mobiler war. Da war ich dann aber noch ein wenig orientierungslos. Auf Frankie Goes To Hollywood folgte Fuzzbox folgte Michael Jackson oder umgekehrt. Mal abgeranztes Kellerloch, mal riesen Open-Air-Konzert. Strukturierter wurde es dann erst mit Mitte 20. Ab da habe ich dann auch aktiv nach Konzerten, die mich interessierten, geschaut.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
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07.05.2021 06:55 (zuletzt bearbeitet: 07.05.2021 07:01)
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