Störrischer als mein dritter Sohn - der lässt sich immerhin von seinen Brüdern überzeugen...
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Da ich Tomaten auch für ein Elend halte, verstehe ich das sogar ein Stück weit, aber Bier ist für mich am Ende doch immer noch Bier, da gibt es von jeder Brauart gute und schlechte Varianten und im Zweifel ist der Durst immer größer (wie gesagt, bei diesem Dortmunder Bier stand es auf der Kippe). Gibt es eigentlich Kristallweizen noch? Das fand ich ja immer spektakulär überflüssig, egal in welcher Sorte.
Ich lebe ja hier am sog. Bieräquator. Einst, in den 50er/60er Jahren wurde hier überwiegend Altbier und Pils getrunken, während Kölsch (noch) keine Rolle spielte. Bestellte man sich in einer Kneipe ein Altbier, kam man scheinbar aus dem Nordwesten der Stadt, weil man da näher Richtung Düsseldorf wohnte. Und Pils tranken die, die im Südosten näher an Köln wohnten. „Altbier schmeckt so wie es heißt“ oder „Altbier macht dumm“ war früher oft zu hören. Aber eben auch „Bitte ein Alt. Ich will ein richtiges Bier trinken.“ Dem Alt wurde nachgesagt, es solle eine beruhigende Wirkung haben und. Alt war angesagt, bevor ab Mitte der 60er Jahre die Kölsch-Welle unsere Stadt erreichte.
Anekdote anno 1954. Der Kölner Regierungspräsident Dr. Wilhelm Warsch kam um Weihnachten nach Alt-Kaster, um zu verkünden, dass der Ort nicht abgebaggert werde. Dies wird verständlich, wenn ich sage, dass wir uns hier ja mitten im Braunkohlentagebaugebiet befinden und ständig Ortschaften den Baggern zum Opfer fallen. Die Menschen am Marktplatz jubelten jedenfalls und der Regierungspräsident orderte eine Lokalrunde in der Gaststätte Zum alten Rathaus: „Kölsch für alle“ … Peinlich, denn er befand sich auf der falschen Straßenseite und ihm wurde ein Altbier in die Hand gedrückt. Immerhin soll er daran genippt haben… Denn in hiesigen Kneipen wurden die Grenzen teils sehr hart gezogen. In Alt-Kaster gab es auf der einen Straßenseite eben die Kneipe mit nur Kölsch und auf der anderen eben mit nur Alt. Wer da „das andere Bier“ bestellte konnte gleich wieder gehen.
Im Laufe der Zeit hat sich die Biergrenze immer weiter Richtung Düsseldorf verlagert. Es wird immer mehr Pils getrunken, daneben Kölsch und Weizenbier, aber Altbier gibt es kaum noch. Sorten wie Gatzweiler Alt oder Hannen Alt werden längst von Oettinger gebraut und alles gehört der Carlsberg-Gruppe. Die kleinen Privatbrauereien (hier im Ort etwa Lüpges oder Schopen) wurden allesamt durch die Großkonzerne verdrängt. Und in der Bierwerbung gibt es halt tolle Typen, die quasi alles, nur eben kein Altbier trinken.
Ich trinke noch ab und an ein Alt. Vielleicht aber auch eher, weil es mich an meinen Opa bzw. längst vergangene Zeiten erinnert. Da existierte nur 150 m weg von mir noch ein kleiner Getränkehandel, die füllten selbst Zitronenlimo in Flaschen ab. Da gab es oft eine Flasche von für mich, wenn der Opa seine Altbierkästen mit der Schubkarre abholte…
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von akri im Beitrag #1386Dies wird verständlich, wenn ich sage, dass wir uns hier ja mitten im Braunkohlentagebaugebiet befinden und ständig Ortschaften den Baggern zum Opfer fallen.
Gut, dann gibt es ja noch Hoffnung für Köln.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Zitat von akri im Beitrag #1386Dies wird verständlich, wenn ich sage, dass wir uns hier ja mitten im Braunkohlentagebaugebiet befinden und ständig Ortschaften den Baggern zum Opfer fallen.
Gut, dann gibt es ja noch Hoffnung für Köln.
gebaggert wird da zwar immer noch viel, aber eher westlich von Köln...
Mein Geburtsort sollte einst auch weg, da habe ich noch einmal Glück gehabt. Das Haus der Urgroßeltern steht noch, der Garten ist aber weggebaggert worden. Leider auch viele Ecken, in denen ich in der Kindheit spazieren war, wo man als Kind noch spielte oder auch Schulsport hatte. Durch die Rekultivierung gibt es für sie "Nachgeborenen" heute eben um die Orte herum mehr Grünflächen und Seen...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von akri im Beitrag #1388Leider auch viele Ecken, in denen ich in der Kindheit spazieren war, wo man als Kind noch spielte oder auch Schulsport hatte.
Ich stelle mir das so richtig scheiße vor. Manche Leute bekommen schon eine Krise, wenn die Bäckerei ihrer Kindheit zumacht.
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Zitat von akri im Beitrag #1388Leider auch viele Ecken, in denen ich in der Kindheit spazieren war, wo man als Kind noch spielte oder auch Schulsport hatte.
Ich stelle mir das so richtig scheiße vor. Manche Leute bekommen schon eine Krise, wenn die Bäckerei ihrer Kindheit zumacht.
Ja, das stimmt. Bei mir ist es vor allem die südöstlische Gegend um den Wohnort herum, die eben komplett weg ist bzw. nur noch in meiner Erinnerung existiert. Das ist ja alles innerhalb eines Radius von nur 5 Kilometern von der Stelle weg verschwunden, an der ich jetzt sitze und dies hier poste. Eben Stellen, wo man als Kind noch mit dem Opa langspazierte, wo man später mit andeen Jungs Fußball spielte oder mit Familie und Hund uterwegs war. Und es sind eben Ortschaften, die man als Kind noch alltäglich mit dem Fahrrad erlebte. Der Friedhof, auf dem meine Urgroßeltern beerdigt wurden, ist heute ebenso weg wie eben diverse Häuder, Geschäfte, Kirchen, Straßen. Man hat in der "neuen" Landschaft ja auch leider nichts mehr stehen, an das man mit den Erinnerungen noch anknüpfen könnte. Um so wichtiger werden eben jene Stellen, die noch so erhalten sind, wie man sie als Kind schon kannte.
Hier mal ein Filmbeitrag zu einem der Orte, die es jüngst "erwischt" hat...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ich bin immer wieder überrascht, wie nah wir leben. Luftlinie dürften das ja nur 30/40 Kilometer bis Euskirchen sein.
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Einer der Orte steht jetzt ja komplett leer, nachdem man alle Einwohner in ein nur wenige Kilometer entfernt neu gebautes Dorf umgesiedelt hat. Anschließend kam die Entscheidung, dass es doch nicht abgerissen wird. Muss ein komisches Gefühl für die Menschen sein, wenn sie aus ihren neuen Palästen auf ihr altes Leben blicken können.
Auch Kerpen-Manheim, der Heimatort von Rennfahrerlegende Michael Schumacher, wurde derweil nahezu komplett abgerissen…. die dortige Kartbahn soll nun aber erhalten bleiben. Auf ihr fuhren u.a. Ayrton Senna, Christian Fittipaldi, Mika Häkkinen, Michael Schumacher, Ralf Schumacher, Heinz-Harald Frentzen, Nick Heidfeld und Sebastian Vettel.