sogar die tagesschau berichtet über "40 jahre punk" (vereinfacht gesprochen) und der sohn von mclaren und westwood (wusste vorher gar nicht, dass es einen gibt) verbrennt symbolträchtig auf einem boot auf der themse memorablia aus der entstehungszeit der sex-pistols.
dem prinzip der aufmerksamkeits-ökonomie folgend starte ich mal einen thread, in dem es darum gehen soll, welches verhältnis man zu welcher spielart des punk pflegt, was ist punk und was ist es nicht, wie lebe ich trotz, wegen oder mit oder neben punk - der musik und dem gedöns drumherum. zur einstimmung beginnen wir mal hymnisch (nicht mein lieblingslied der goldenen zitronen):
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #1der sohn von mclaren und westwood (wusste vorher gar nicht, dass es einen gibt) verbrennt symbolträchtig auf einem boot auf der themse memorablia aus der entstehungszeit der sex-pistols.
und Jon Savage (England's Dreaming) ist darüber not amused. Seiner Meinung nach gehören diese Memorablia in ein Museum.
Bis 1979 war ich absolut ahnungslos, Punk begegnete mir dann am Schulfahrradständer, wir waren völlig perplex. Dazu paßt dann auch, dass ich The Great Rock 'N' Roll Swindle vor Never Mind ... gehört habe, meine Uhr tickt eben anders.
Es wäre interessant am Beispiel von Punk nachzuzeichnen, welche problematische Rolle die bildende Kunst bei der Auflösung der "Maßstäbe" spielte, auch und vor allem auf dem hochkulturellen Flügel. Eine ihrer Leidenschaften galt ja der Propagierung einer Kunst ohne disziplinäre Prämissen - das Thema "Duchamp und die Folgen" also. Das würde auch erklären, warum manche Weltstars noch immer nicht singen können - was zugegebenermaßen nur mäßig verwundert, wenn man weiß, dass sie in den Gesang bloß einen Bruchteil ihres Übungspensums investieren.
von diesem Song war ich damals fasziniert, wer ist das, was erzählt der da? Dazu die Symphonische Musik, Hörspieleinlagen, Theatralik. Dann wurde Never Mind ... angehört, diese Liebe mußte aber erst wachsen, 1979 waren mir The B-52's und The Stranglers näher.
In der Kleinstadt, wo ich aufgewachsen bin, konnte von einer Punk-Bewegung naturgemäß keine Rede sein. Umso aufregender stellte ich es mir in London vor. Vollgespuckt werden auf einem Konzert war dennoch keine Option. Immerhin: SWF3 stellte regelmäßig Punk-Singles vor. So lernte ich "Gary Gimore's Eyes" von den Adverts und "Your Generation" von Generation X kennen und lieben, was gleichzeitig eine latente England-Fixiertheit durchblicken lässt. Die Sex-Pistols-Single "God Save The Queen" stand in jedem Plattenladen prominent zum Kauf bereit, wie für Kinder, denen man an der Supermarkt-Kasse noch Süßigkeiten kredenzt. Die Pistols fand ich nur so mittelgut, aber "Never Mind ..." hab ich mir natürlich trotzdem gekauft. Die Stranglers waren eher mein Fall, immerhin spielt da subversiverweise ein Keyboarder mit. Und "Nice 'n' Sleazy" ist eine der besten Singles aller Zeiten.
Das lustige an der damaligen analogen Zeit war ja, dass man in Kontinentaleuropa von Punk (über Spiegel: [Klassiker: "Die häßliche Revolte"]/Bild/Tagesschau) erst erfuhr, als er schon lange tot war. Die ersten Punks in München habe ich 1979 gesehen. Und die trugen AC/DC-Badges.
"Ohne handwerkliche Fähigkeit ist die Inspiration nur ein Schilf im Wind oder ein tönend Erz oder eine klingende Schelle", so Brahms.
du kannst diese Fahne gern weiter hochhalten, ich will da garnicht bewerten oder unterscheiden, im Endeffekt geht es dann nicht mehr um Musik, sondern um das Ego.
Zitat von Anorak Twin im Beitrag #9Die ersten Punks in München habe ich 1979 gesehen. Und die trugen AC/DC-Badges.
Und mit diesen Badges haben sie nicht mal was falsch gemacht. Tatsächlich wurde AC/DC in den ersten Jahren dem Punk zugeordnet. Das mag heute etwas seltsam klingen, da sie unzweifelhaft nichts anderes als einfach nur Blues gemacht haben. Aber das taten sie auf eine lärmige und rotzige Art, die man halt nicht mit BB King oder den Allman Brothers in eine Linie stellen konnte, sondern eher mit dem, was man heute so gerne als Proto-Punk bezeichnet (Stichworte: US Garage Bands der 60er, Englischer Pubrock der 70er).
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ NEWDAD - Madra (2024) ◉ THE LAST DINNER PARTY - Prelude to Ecstasy (2024) ◉ DUCKS Ltd. - Harm's Way (2024) ◉ PYLON REENACTMENT SOCIETY - Magnet Factory (2024) ◉ SPRINTS - Letter To Self (2024)
Mit Warhol und Punk hat eine genieästhetische Pest ganze Populationen von Künstlern befallen, die, meiner Ansicht nach, alles andere als Wunderkinder sind und doch die Musik- und Kunstgeschichte bis zum völligen Weglassen der Übung vorantreiben wollen. Dass Phänomen der handwerklichen Meisterschaft besitzt heutzutage keinerlei paradigmatische Bedeutung mehr. Sehr zum Nachteil der aktuellen Kunst- und Musikentwicklung, wie ich meine.
Zitat von Lumich im Beitrag #1der sohn von mclaren und westwood (wusste vorher gar nicht, dass es einen gibt) verbrennt symbolträchtig auf einem boot auf der themse memorablia aus der entstehungszeit der sex-pistols.
und Jon Savage (England's Dreaming) ist darüber not amused. Seiner Meinung nach gehören diese Memorablia in ein Museum.
ich kann die position zwar verstehen, allerdings war die verbrennung im punk-kontext einfach nur konsequent.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Der für mich erste Punk-Track war wohl „Hero“ von NEU! anno 1975. Zu dieser Zeit sprach man noch nicht von Punk, aber wichtige Zutaten waren schon gegeben…
Für mich ist daneben „New Rose“ (1976) der DAMNED der erste Kontakt mit der sog. Punkbewegung gewesen.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von Lumich im Beitrag #1der sohn von mclaren und westwood (wusste vorher gar nicht, dass es einen gibt) verbrennt symbolträchtig auf einem boot auf der themse memorablia aus der entstehungszeit der sex-pistols.
und Jon Savage (England's Dreaming) ist darüber not amused. Seiner Meinung nach gehören diese Memorablia in ein Museum.
ich kann die position zwar verstehen, allerdings war die verbrennung im punk-kontext einfach nur konsequent.
Punk-Kontext? Nun ja, es stimmt vermutlich, dass die Destruktivität bei gewissen Punks höher ist und man sie deswegen nicht mag. Und auch wegen der Arbeitslosigkeit.
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40 Jahre "Anarchy in the U.K." - der Punk-Thread!
26.11.2016 20:39 (zuletzt bearbeitet: 26.11.2016 20:41)
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