Was zur Hölle? Ich wusste gar nicht, dass es Menschen gibt, die nicht eszett sagen. Direkt Shadowban.

Ursprünglich (7. u. 8. Jahrhundert) entstanden durch Lautverschiebung aus dem germanischen /t/ und /t:/ zwei Laute, die beide mit zz gechrieben wurden.

Zur Unterscheidung gab es seit dem Althochdeutschen die Schreibung sz und tz.

Hier als Beispiel Straßenschilder, die sz und tz enthalten:



Der Laut ss (basierend auf dem germanischen /s/), unterschied sich vom sz.
ss wurde als stimmloser alveolo-palataler Frikativ [ɕ] ausgesprochen und
sz als stimmloser alveolarer Frikativ [s].

Dann aber fielen die beiden Laute zusammen!
Man behielt auch beide Schreibungen bei.
Dies brachte alles durcheinander, da niemand wusste, wo ursprünglich ein sz stand und wo ein ss.



Beim Buchdruck (15. Jahrhundert) wurde für die Buchstabenkombination aus langem ſ ("Es") und z ("Zett") eine Ligatur-Letter mit Unterschlinge („ſʒ“) geschnitten.
Diese Es-Zett-Ligatur behielt man für spätere Druckschriften (etwa Fraktur) bei.

Man erkennt dies noch heute an alten Straßenschildern:




Die sog. „Es-Zett-Ligatur“ kann man bis ins 14. Jahrhundert nachweisen.
In Schriften ab dem frühen 16. Jh. setzte sich die Es-Zett-Ligatur durch.
In der Antiqua-Schrift gibt es das „ß“ als „ſs“-Ligatur
In Textura- und Fraktur-Schrift gibt es für das „ß“ die „ſz“-Ligatur

Das lange ſ geriet im Laufe des 18. Jahrhunderts außer Gebrauch.
Beide Buchstaben wurden mit einem losen Bogen verbunden (ohne orthografische Funktion).
Die ß-Ligatur in der Antiqua findet sich erstmals bei einer um das Jahr 1515 entstandenen Schrift von Lodovico Vicentino degli Arrighi.

Das „ß“ ersetzte zunehmend das ſſ bzw. ss im Wortinneren.


Im Jahre 1521 erschien eine deutsche Übersetzung von Enchiridion militis Christiani (Erasmus von Rotterdam).
Sie ist in Kursiv-Antiqua mit ß-Ligaturen gedruckt; es gibt Wortformen wie wyßheit, böß und schloß.

Mit dem Druck deutscher Texte in Antiqua (Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert) erhielten auch Antiquaschriften eine ß-Ligatur,
die alternierend zu ſs- oder ss verwendet wurde.
Die sog. Sulzbacher Form (eben das „ß“) trat noch eher selten auf.

Oft verwendet wurde auch die von den Brüdern Grimm propagierte Schreibweise als „sz“.

Noch der Duden von 1880 empfahl, das Eszett in Antiqua durch ſs zu ersetzen.
Der Duden ließ aber ausdrücklich auch einen ß-artigen Buchstaben zu.

Die Orthographische Konferenz von 1901 erhob das „ß“ zur Norm.
Nur im standesamtlichen Bereich gab es Schreibmaschinen mit einem „ſs“ als Sondertype.
Schriftgießereien wurden verpflichtet, bei Antiqua-Schriften ein ß mitzuliefern.

1903 erkannte eine Kommission von Buchdruckerei- und Schriftgießereibesitzern die Sulzbacher Form an.
Man beschrieb die Merkmale der sz-Form:
„Das sogenannte lange Antiqua-ſ wird oben mit einem z verbunden,
im Kopfe eingebogen und läuft im unteren Bogen in eine feine oder halbstarke Linie oder in einen Punkt aus.“

Diese Sulzbacher Form wurde nicht von allen Typographen akzeptiert.
Es gab bald vier Grundformen:

Einzelbuchstaben „ſ“ und „s“ sind eng zusammengerückt
Ligatur aus „ſ“ und „s“
Ligatur aus „ſ“ und z mit Unterschlinge („ʒ“)
Sulzbacher Form




Übrigens: wer den Nationalsozialismus mit alter Frakturschrift verbindet, der irrt gewaltig!

1941 schafften die Nationalsozialisten in Deutschland die Fraktur-Schrift und andere gebrochene Schriften (z.B. Sütterlin) ab.
Die Nazis führten in Deutschland die Antiqua als „Normal-Schrift“ ein.



Die Ministerien beschlossen eine Abschaffung des „ß“, da der Buchstabe im Ausland unbekannt und auch selten in Antiqua-Schriften vorhanden war.
Hitler selbst intervenierte dann aber.
Der Reichsminister der Reichskanzlei schrieb dazu:
„Der Führer hat sich für eine Beibehaltung des ‚ß‘ in der Normalschrift entschieden.
Er hat sich aber gegen die Schaffung eines großen ‚ß‘ ausgesprochen.
Bei der Verwendung großer Buchstaben soll das ‚ß‘ vielmehr als ‚SS‘ geschrieben werden.“

Die Nazis sorgten also dafür, dass die alte Frakturschrift verschwand und Hitler selbst setzte sich für den Erhalt des ß ein.
Wenn „rechte Gruppierungen“ heute also mit Frakturschrift hantieren, entspricht dies zwar optisch der damaligen Zeit, nicht aber der damaligen NS-Gesinnung.


Seit dem 29. Juni 2017 ist das große ß („ẞ“) Bestandteil der amtlichen deutschen Rechtschreibung.
(Quelle wiki)

aber bitte nur die Zartbitter-Variante

Ich habe hier noch nie jemanden "Eszett" sagen hören - das schließt alle Lehrer und Lehrerinnen meiner Schulzeit mit ein. Höchstens ich war schulisch im Dauerschlaf, was ich nicht ausschließen kann

Es wird immer schlimmer hier. Scharfes S und Zartbitter-Eszet, ich bin in der Hölle gelandet.

In meinem Umfeld, inklusive Schule, hieß das schon immer Eszett. Der Buchstabe ist schließlich eine Ligatur aus diesen beiden Buchstaben, allerdings aus den jeweiligen Fraktur-Zeichen.

Ich bin übrigens sehr dafür, dass wir den abschaffen. Nervt nur rum und ist auf der Tastatur lästig gelegen.

NEEEEEIIIIIIN, nicht abschaffen! Ich mag ß!

ich nutze beide namen in etwa gleich oft, aber jetzt kommt's schürfer: eine dritte, hier durchaus geläufige, bezeichnung lautet "buckel-s". kommt darauf klar ;)

Buckel-S? Sieht für mich ja eher nach einem Bierbauch-S oder Wampen-S aus.

Für mich ist das jetzt ein Wampen-S

Zitat von Mory im Beitrag #4856

---

NEEEEEIIIIIIN, nicht abschaffen! Ich mag ß!

---

Ich lese gerade, dass es das grässliche Ding inzwischen auch als Großbuchstaben gibt. Wird Zeit, eine Bürgerinitiative zu gründen.