Zitat von Lumich im Beitrag #14

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Solidarität der nichtwestlichen Staaten? So etwas gibt es nicht, nicht einmal im Verhältnis zum Westen.

WM-Boykott in Europa ist im übrigen mindestens so unwahrscheinlich wie der Boykott von Qatar, bei dem wir uns einig sein dürften, dass der nicht stattfinden wird. Der DFB könnte das ohnehin nicht, so sehr wie er bereits jetzt schon involviert ist.

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Im Fall von China halte ich einen Gegenboykott durchaus für vorstellbar. Mag bei einer Fußball-WM wurscht sein, bei Olympischen Spielen sieht das schon bissl anders aus.

Ich glaube nicht, dass ein drohender Gegen-Boykott ein sinnvolles Gegenargument für ein WM-Boykott in Qatar wäre. Dass dieser überhaupt zustandekäme, ist höchst fragwürdig. Aber selbst wenn es so etwas gäbe, wäre es noch immer kein Grund, gegen seine Überzeugungen zu handeln. Widerstand muss man dann eben aushalten - das gehört dazu. Leider steht auch außerhalb des Fußballs „der Westen“ (wie immer man das eingrenzt) nicht glaubhaft für die Menschenrechte ein. Ich wünschte ja, dass es nicht so wäre.

Zitat von faxefaxe im Beitrag #15

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Ich glaube ein wenig schon noch an das Ideal, dass Sport die Menschen zusammenbringen kann und es auch helfen kann, wenn sich autoritäre Staaten im Rahmen solcher Ereignisse auch mal etwas für die Welt öffnen müssen. Die Events sind ja, wie man sieht, auch eine Möglichkeit, auf Unrecht in diesen Ländern hinzuweisen.

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Ich finde, so ein Boykott ist immer eine willkommene Möglichkeit für die Politik, sich einen schlanken Fuß zu machen und keine unangenehmen, weil teuren Entscheidungen treffen zu müssen. Man sollte den Sport Sport sein lassen und nicht zu sehr politisch aufladen.

Der Sport hat eh schon genug Sonderstellungen - siehe die Klub-WM, siehe die Farce um Champions-League-Heimspiele in fremden Ländern (irre, dass Leipzig jetzt eine Strafe (!) zahlen muss wegen von der Regierung beschlossener Maßnahmen). Das ist stellenweise eine solche Parallelwelt, in der sich die Sportler befinden. Ich empfehle dir als Bayern-Fan mal die Dokumentation "Elf Freunde müsst ihr sein" aus dem Jahr 1992. Da hat man das Gefühl, dass heute mancher Kreisligist professioneller arbeitet - und realisiert erst, wie sehr sich der Sport in den 29 Jahren gewandelt hat.

Zitat von CobraBora im Beitrag #20

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Ich finde, so ein Boykott ist immer eine willkommene Möglichkeit für die Politik, sich einen schlanken Fuß zu machen und keine unangenehmen, weil teuren Entscheidungen treffen zu müssen. Man sollte den Sport Sport sein lassen und nicht zu sehr politisch aufladen.

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eben. katar versucht ja auch sein image mit dieser wm aufzupolieren. siehe auch "sommermärchen" 2006. auf einmal waren wir wieder wer. ich bin mir sicher, dass das auch auf die politik abfärbt.

Wenn man den Sport durch einen Boykott als politisches Instrument einsetzt, wird er m.E. sehr wohl übermäßig aufgeladen. Zumal mir jetzt kein Beispiel einfällt, wo ein Boykott irgend etwas besser gemacht hätte. Man hat dann natürlich die schöne Gelegenheit, sich moralisch über andere (Nicht-Boykotteure) zu erheben, und nebenbei läuft das normale Geschäft ungehindert weiter.
Wie gesagt, ich bin für einen Boykott. Aber aus anderen Gründen.

Wie ich bereits eingangs schrieb: Warum wäre es eigentlich die unerhörte Ausnahme, wenn man an derartigen Veranstaltungen nicht teilnimmt? Sollte es nicht umgekehrt sein? Ich empfinde es eigentlich schon als Zumutung, so etwas „Boykott“ zu nennen. Es ist ja auch kein Boykott, wenn ich kein Bordell besuche.

Naja, im Wesen des Sports liegt ja der sportliche Wettbewerb. Und im Nationalmannschaftsbereich ist die WM nun mal der wichtigste Wettbewerb überhaupt. Wenn man sich also dazu entschließt, nicht daran teilzunehmen, auch wenn man sportlich dafür qualifiziert wäre, liegt dann schon eine andere Absicht dahinter als nur eine rein sportliche.

Das macht es nicht weniger zu einer gemeinsamen Übereinkunft, wo Teilnahme Einverständnis bedeutet.

Die Teilnahme ist im Fall der sportlichen Qualifikation nun mal der Normalfall.
Von daher ist das für mich ein Opt-Out-Fall, für den man dann auch eine Begründung braucht.

Dass es so ist, ist ja unbestritten, aber muss das wirklich so sein? Wenn ja, heißt das auch, dass Weltkonzerne wie die FIFA oder das IOC korrupte Mafiaverbände sein müssen, in denen eine demokratische Intervention aus humanitären Gründen von vornherein ausgeschlossen ist. Ist das so? Muss das wirklich so sein?

Schon richtig, die Rolle von FIFA oder IOC ist eine sehr zwielichtige und ich möchte diese Organisationen keineswegs verteidigen. Es ist halt nur so, dass eine derartige Intervention kaum über Symbolpolitik hinausgehen kann. Das gibt einem vielleicht eine gewisse emotionale Befriedigung wegen des Gesichtsverlusts des boykottierten Landes, wird aber am Ende nur auf dem Rücken der Sportler ausgetragen. Diejenigen in den Verbänden, die es eigentlich verbockt haben, weinen ein paar Krokodilstränen und kommen danach zu etwas ganz anderem, oder so. Und die Politik hat sich, wie gesagt, einen schlanken Fuß gemacht und ist für rein gar nichts verantwortlich.
Wenn die Absichten ehrlich sind, dann stellt die Politik die wirtschaftlichen Beziehungen zu dem betreffenden Land auf einen harten Prüfstand und schickt nicht den Sport vor.