Umso besser!

Über Humor zu diskutieren ist bekanntlich müßig. Aber etwas zu entlarven, das sich eh schon permanent selbst bloßstellt, ist schlichtweg langweilig. Ich hab mir ein paar Minuten der Sendung skippenderweise angesehen und habe Respekt vor jedem, der das bis zum Schluss durchgehalten hat.

Wer sollte der Typ mit der roten Mütze sein?

Niemand bestimmtes, würde ich sagen.

Eine ganze Sendung aus der ARD im ZDF zu persiflieren ist m.E. nichts, was man vorher hätte erwarten können. Kann mir auch vorstellen, dass das in beiden Häusern einige gar nicht witzig fanden.

Klar lernt hier niemand etwas über Nuhr und sein Fernsehformat, was man nicht vorher schon wissen konnte. Das ist aber auch nicht der Anspruch. Hier wurde wirklich genau hingeschaut, wie dieses Format funktioniert. Dabei sind die Überspitzungen manchmal so dicht am Original, dass sie schon schwer auszumachen sind. Das tut zeitweise weh beim Zuschauen, war aber für mich eine interessante und durchaus amüsante Erfahrung.

Natürlich war vor allem das (recht alte) Publikum ein Teil der Parodie.


Sebastian Rüger ahmte Dieter Nuhr durchaus gut nach.


Phillip Lind war Falk MacAllister (Parodie auf Luke Mockridge).


Younes Al-Amayra folgte als Öztürk Özcan (Parodie auf den Komiker Abdelkarim).


Harald Burmeister gab dann Jochen Heppmann (wohl eine Parodie von Andreas Rebers).

Hinter „Andreas Rebers“ und „Abdel Karim“ würde ich ein Fragezeichen setzen, aber seht ruhig selbst… sofern ihr mutig genug seid:

Bei Rebers ging es mir eigentlich um die ja ebenso sogleich parodierte "Beinverletzung"...
Bei Abdel Karim um die ausbleibenden Lacher im Publikum, sobald es im Text gegen Deutsche geht.

Vielleicht ist das so, aber deren jeweilige Comedy erkenne ich da nicht wieder. Bin aber auch kein Experte dafür.

Die erkenne auch ich teils nicht so direkt wieder...
... von der Tendenz her geht es wohl eher darum, das Nuhr-Programm in eine konservativ-rechte Ecke zu stellen...

…was natürlich völlig abwegig ist.

So eine Satire auf Satire(kollegen) ist natürlich auch teils etwas fragwürdig...

Ohne Nuhr geht da ja scheinbar nichts. Es gibt Fans, es gibt Hater...
Böhmermann geht es ja auch um öffentliche Aufmerksamkeit und um Einschaltquote.
Also eine runde "Kollegen"-Mobbing... weil sich wie Nuhr satirisch lustig machen eben nicht geht...

Dabei sollte klar sein, dass Vielfalt und Meinungsfreiheit gerade in der Satire kaum ein Korsett
benötigt, um alles frei von misogynen, rassistischen, LGBTQ+-feindlichen Sprüchen zu halten.

Erinnert mich an den für manche sicher bösen Karnevalswitz zur sog. Latte-macchiato-Fraktion...
"die, die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen.
Wer nicht wisse, ob er beim Pinkeln noch stehen dürfe oder schon sitzen müsse,
für den gibt es nun eben eine weitere Option."

„Korsett für Meinungsfreiheit“, weil sich jemand über einen anderen lustig macht?

Ich bin mir nicht sicher, aber das wirklich belustigende Element fehlt mir dann doch etwas...
Hat für mich eher etwas von einem Fingerzeig.
Wollte Böhmermann da nur eine lustige Parodie auf Nuhr abliefern, hätte ich ihn wohl falsch verstanden...

Du meinst, das war nicht lustig gemeint und sollte Dieter Nuhr irgendwie darin behindern, seiner Tätigkeit nachzugehen?

Behindern wohl kaum, kritisieren eher...letztlich ging es auch darum, über was und wie aus Böhmermann-Sicht Satire gemacht und gelacht werden darf und über was nicht...
Ich bin eh kein Fan von Böhmermann...wie gut das seine Fans jetzt alles so finden...ich weiß es nicht.

„Kritisieren“ ist schon etwas anderes als ein „Korsett für Meinungsfreiheit“, oder sehe ich das falsch? Insofern verstehe ich auch die häufig zu lesende Formulierung mit dem „dürfen“ nicht.