Zitat von miam im Beitrag #1028

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Neues vom Trickser ist sowieso mal immer unterschätzt.

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Kommt morgen direkt mal wieder mit ins Auto.

Niels Frevert (Kantine Köln, Open Air)

Aller guten Dinge sind drei? Ja, diesmal hat's endlich geklappt. Im Oktober 2019 wollte ich ihn in Köln sehen, konnte aber beruflich nicht. Zum Glück gab's ja noch das Konzert im April 2020 in Gummersbach. Aber da kam so eine Pandemie dazwischen. Doch dann: September 2021, Open Air in Köln. Zugeschlagen, gezittert, Glück gehabt. Die Stimmung war natürlich trotzdem etwas seltsam. Statt Intimität in einem kleinen Club hieß es Platznehmen an Tischreihen draußen. Geschätzt waren vielleicht 100 Leute da. Und hier soll Live-Atmosphäre aufkommen? Die Vorfrau Barbara Greshake hatte ein wenig damit zu kämpfen. Es war noch hell, die Menschen aßen Pommes mit Currywurst, manche unterhielten sich. Was schade war, denn ich fand die Neu-Kölnerin und ihre Musik, bestehend aus Gesang und Gitarrenspiel, äußerst angenehm und die Sängerin einfach nur sympathisch. Passte musikalisch auf jeden Fall zu Niels Frevert.

Dessen Auftritt hat mich dann emotional kalt erwischt. "Putzlicht" hat mich 2019 ja in dieser schrecklichen Lebensphase begleitet. "Immer nur die Musik" und "Brückengeländer" wurden zur Hymne meiner Trennung. Gepaart mit dem Gefühl, das erste Konzert seit Dezember 2019 zu sehen, war das schon sehr rührend. Der Kloß im Hals bei den besagten Stücken erinnerte mich dann an 2019. Diese Lieder sind wohl im Gedächtnis unweigerlich mit der damaligen Situation verbunden und werden es auch bleiben. Aber es gab ja noch mehr: "Der Typ, der nie übt" ist mein Favorit von "Du kannst mich an der Ecke rauslassen". Und er spielte auch Songs der "schwarzen EP", die Frevert so nennt, weil darauf Stücke enthalten sind, die es weder im Stream noch irgendwo zu kaufen gab. Aufgenommen irgendwann zwischen seinem Debüt "Niels Frevert" (1997) und "Seltsam öffne mich" (2003), Songs, die keine Plattenfirma haben wollte, und die dann als EP eben der 2003er-Platte beigelegt wurden. Was auffällt: Freverts Ansprachen sind so quergedacht wie oft seine Songs. Drei Gedanken gleichzeitig, zwei davon um die Ecke. Da ist es schwer, ihm zu folgen. Dass er selbst manchmal nicht mehr hinterher kommt, erzählt er, als er den Inhalt von "Muscheln" erklärt. Dass er auch den Lärm beherrscht, den es unter freiem Himmel auch mal braucht, zeigt er bei "Seltsam öffne mich" und "Ich suchte nach Worten für etwas das nicht an der Straße der Worte lag". Und ja, "Ich würde dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn's nicht meine ist" ist immer noch ein schönes Lied.

Oder kurz gesagt: Mir hat's sehr gut gefallen.

Freut mich auch.

Dieses "Unterhalten" ist eine Kölner Eigenheit, das habe ich noch in keiner anderen Stadt so extrem erlebt.

In München habe ich das durchaus auch oft erlebt (schon ein paar Jahre her). Bestes Publikum ever: Hamburg 2016 bei The Cure, da lag so eine positive, aggressive Anspannung in der Luft (die sich nach jedem Song sehr positiv entlud). Da hat sich vermutlich niemand getraut, überhaupt zu reden. Wäre mal interessant, ob das typisch für die Stadt war.

Das übelste in der Richtung ist bei mir schon 35 Jahre her.
John Cale solo zum Klavier in Düsseldorf.
Sehr wenig verstärkt, die Musik ganz leise.
Und um mich rum die ganze Zeit nur Gesabbel und Getratsche.

Lassen Sie uns konkludieren: Andere Menschen sind Schmutz.

Ich hatte sogar Hunger und es gab Pommes mit Currywurst. Aber ich finde nichts unhöflicher, als vor Musikern zu essen, auch wenn andere das bei Barbara Greshake gemacht haben (die dann sogar sagte: "Gönnt euch"). Also habe ich auf dem Rückweg schnell bei Mäckes was geholt.

Hmm, essen finde ich in Ordnung. Man muss das praktisch sehen: solange sie kauen, halten sie im Normalfall die Klappe.

Aber da vorne steht jemand, dem man seine Aufmerksamkeit schenken sollte. Aber muss ja nicht jeder so sehen.

Der Logik folgend sollte es dann vielleicht auch ein Alkoholverbot geben?

Ich kann gleichzeitig essen und zuhören. Jahrelanges hartes Training. Es sei denn, es gibt Chips. Chips sind der Endgegner.

Ich empfände es von Künstlerseite her eindeutig als schlimmer, wenn mein Publikum des Hungers wegen gehen oder von Anfang an wegbleiben würde. Essen und zuhören klappt doch prima, mache ich auch immer.