Zitat von Anorak Twin im Beitrag #40Da hat offensichtlich jemand seinen Zufallsgenerator 1001 Alben aus dem Amazon-Bestand rauspicken lassen, um den Listenwahn zu parodieren.
Word.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie man zu einer Aussage kommen kann. Nahezu jedes Album aus dieser Liste wird auch bei unseren eigenen Bestenlisten hier im Forum genannt. Insofern ist das doch ein qualifizierter Querschnitt durch die Pop/Rock/Blues/Jazz-Geschichte für Einsteiger und Interessierte.
Was qualifiziert diese Liste persönlicher Vorlieben denn? Selbst wenn sie einen repräsentativen Querschnitt aus den Listen von persönlichen Vorlieben anderer ist und einen großen zeitlichen Rahmen beackert, ist sie letztendlich x-beliebig. Außerdem fehlen ein paar Genres und "gut geschriebene Kurzreviews" liegt dann auch im Auge des Betrachters. Für mich komplett überflüssig und eben nah an einer unfreiwilligen Listenwahnparodie.
Just a MF from hell.
Rotation:
Mine - Baum | Vaguess - Thanks // No Thanks | Bachratten - Durch Dich Durch | Die Buben im Pelz - Verwandler
Wenn Kritiker ihre Lieblingsalben wählen, ist für mich "x-beliebig" nicht mehr passend. Bei den Künstlern/Bands die ich sehr gut kenne ist selten ein Album dabei, das ich zum Einstieg nicht empfehlen würde. Gerade für Leute die mehr aus einer gewissen Zeitperiode und über das Namedropping bestimmter Künstler noch nicht herausgekommen sind, sind die Empfehlungen hilfreich. Eines der wenigen Musikbücher, das ich öfter in der Hand hatte obwohl ich schon einige Alben kenne.
Ach, Kritiker, Kritiker. Jeder ist sein eigener Musikkritiker. Die Liste eines Kritikers ist auch keine in Tinte gegossene Weisheit, sondern halt nur Abbild des eigenen Geschmacks. Nicht mehr und nicht weniger.
Der Schinken sei dir und allen anderen ja auch gegönnt - für mich ist es nichts, und ich würde es auch keinem Einsteiger in die Materie empfehlen. Für Bestenlisten gibt es tausende Seiten im Netz, klar, anfangen muss man irgendwo, aber da unterscheidet sich das Buch auch in nichts zu vorhandenem Material.
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Zitat von burnedcake im Beitrag #95Ach, Kritiker, Kritiker. Jeder ist sein eigener Musikkritiker. Die Liste eines Kritikers ist auch keine in Tinte gegossene Weisheit, sondern halt nur Abbild des eigenen Geschmacks. Nicht mehr und nicht weniger.
Strukturell handelt es sich bei einer Rezension zu einem Album um eine Bestätigung von Präsenz. Von nun an existiert die Band (der Sänger) und ist zwar besprochen, aber auch fortan beredbar. Oder auch: Alle sprangen rechtzeitig auf den Zug auf, sobald er fuhr. Die zweite Wirkung der Musikkritik ist eine statistische: die Gesamtheit aller Rezensionen will dem Hörer ein Stimmungsbild der aktuellen Musik vermitteln und vermittelt doch immer nur das Stimmungsbild der Musikkritik. Dies alles findet vor dem Hintergrund eines Publikums statt, das höchstvermutlich weiterhin denkt, ein Song sei ein Song, ein Album sei ein Album und eine Besprechung bespreche das Album, punkt.
Zitat von burnedcake im Beitrag #95Ach, Kritiker, Kritiker. Jeder ist sein eigener Musikkritiker. Die Liste eines Kritikers ist auch keine in Tinte gegossene Weisheit, sondern halt nur Abbild des eigenen Geschmacks. Nicht mehr und nicht weniger.
Zitat von burnedcake im Beitrag #95Ach, Kritiker, Kritiker. Jeder ist sein eigener Musikkritiker. Die Liste eines Kritikers ist auch keine in Tinte gegossene Weisheit, sondern halt nur Abbild des eigenen Geschmacks. Nicht mehr und nicht weniger.
Musikkritker sind genauso Musikhörer wie du und ich. I.d.R haben sie mehr Zeit zu Verfügung sich eine Meinung zu bilden, als der Durchschnittshörer. Um eine Empfehlung innerhalb des Werkes einer Band/Künstlers abzugeben, sollte man auch dessen Werk komplett kennen.
Und was heißt Abbild des Geschmacks?. Der "Geschmack" ist nicht so einfach plötzlich mit der ersten Single, LP, CD, Download, Konzert, Film entstanden und bleibt dann konstant gleich. Einschätzungen verändern sich stetig mit zunehmender Hörerfahrung.
Und daß die Kritiker gegenüber dem gemeinen Musikhörer nicht total daneben liegen, kannst mit einem Vergleich der jeweiligen Durchschnittsbewertung auf Rate Your Music ersehen.
Zitat von burnedcake im Beitrag #95Der Schinken sei dir und allen anderen ja auch gegönnt - für mich ist es nichts, und ich würde es auch keinem Einsteiger in die Materie empfehlen. Für Bestenlisten gibt es tausende Seiten im Netz, klar, anfangen muss man irgendwo, aber da unterscheidet sich das Buch auch in nichts zu vorhandenem Material.
Man muß das Buch jetzt nicht überbewerten, aber besser als irgendeine Bestenliste aus dem I-Net ist es schon deshalb, weil es durch die Rezension Einblick in das Werk gibt.
Ich denke, man sollte solchen Listen gegenüber auch die richtige Einstellung haben. Es sind ja nicht per Zufallsgenerator beliebig zusammengewürfelte Auflistungen, sondern es ist ein Querschnitt aus den Vorlieben verschiedener Personen. Werden bestimmte Titel in der Liste genannt, dann basiert dies ja allein darauf, dass mehrere Personen ganz ähnliche Vorlieben haben. Ob man alles persönlich aber auch mag, ist eine ganz andere Frage. Solche Listen können also nur dazu anregen, sich auch einmal mit dem einen oder anderen Titel zu beschäftigen. Nach dem Motto: was finden die denn alle nur so gut an dem Album – wäre das evtl. auch etwas für mich?
Wenn eine Liste etwa Filme wie „Citizen Kane“ (Orson Welles), „Vertigo“ (Alfred Hitchcock), „The Searchers“ (John Ford), „La Règle du jeu“ (Jean Renoir), „Metropolis“ (Fritz Lang), „Tokyo Story“ (Yasujiro Ozu) oder „The General“ (Buster Keaton) mit zu den besten Filmen zählt, dann konnte so ein Film ja scheinbar bei mehreren ganz gut punkten. Ob man selbst aber auch begeistert ist, das kann so eine Liste eben nicht garantieren. Würde auch ein Film wie „Au Hasard Balthazar“ (Robert Bresson) mit in solch einer Liste stehen bzw. auf welchem Platz(?) – ich weiß es nicht. In einer meiner Listen würde er es wohl… und auch das eine oder andere Album der einen oder anderen Sängerin hätte bei mir seinen Listenplatz.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Hinter allem Ranking steht zudem die nihilistische Vermutung, dass a) dies alles nur äußere Evaluierungen sind und b) dies über den wirklichen Wert der Dinge nichts aussagt.
Zitat von Merseburg im Beitrag #100Hinter allem Ranking steht zudem die nihilistische Vermutung, dass a) dies alles nur äußere Evaluierungen sind und b) dies über den wirklichen Wert der Dinge nichts aussagt.
Hinter einem solchen Satz kann man auch vermuten, dass jemand versucht Binsenweisheiten pseudo-interessant zu verpacken ("wirklichen Wert der Dinge" (sic!)), und dass man außerdem mit dem Gebrauch bestimmter Begrifffe aufpassen muss, wenn man nicht genau weiß, wie man sie einzusetzen hat.
Zitat von Merseburg im Beitrag #100Hinter allem Ranking steht zudem die nihilistische Vermutung, dass a) dies alles nur äußere Evaluierungen sind und b) dies über den wirklichen Wert der Dinge nichts aussagt.
Hinter einem solchen Satz kann man auch vermuten, dass jemand versucht Binsenweisheiten pseudo-interessant zu verpacken ("wirklichen Wert der Dinge" (sic!)), und dass man außerdem mit dem Gebrauch bestimmter Begrifffe aufpassen muss, wenn man nicht genau weiß, wie man sie einzusetzen hat. Ich finde es aber lustig.
Zitat von akri im Beitrag #99Ich denke, man sollte solchen Listen gegenüber auch die richtige Einstellung haben. Es sind ja nicht per Zufallsgenerator beliebig zusammengewürfelte Auflistungen, sondern es ist ein Querschnitt aus den Vorlieben verschiedener Personen. Werden bestimmte Titel in der Liste genannt, dann basiert dies ja allein darauf, dass mehrere Personen ganz ähnliche Vorlieben haben. Ob man alles persönlich aber auch mag, ist eine ganz andere Frage. Solche Listen können also nur dazu anregen, sich auch einmal mit dem einen oder anderen Titel zu beschäftigen. Nach dem Motto: was finden die denn alle nur so gut an dem Album – wäre das evtl. auch etwas für mich?
Doch gibt es gegen diese Art Subjektivismus ein stichhaltiges Gegenargument: Wir können offensichtlich widersprüchliche ästhetische Urteile fällen und uns über ästhetische Tatsachenbehauptungen mit guten Gründen streiten, ob z.B. "Revolver" großartig ist oder nicht. Wären ästhetische Urteile aber nur Beschreibungen von Gefühlen oder Expressionen, so könnten sie nicht widersprüchlich sein, und es hätte keinen Sinn, über deren Richtigkeit unter Angaben von Gründen zu streiten. Gefühle können sich zwar widerstreiten. Man kann eine Frau (oder ein Album) zugleich lieben und hassen. Aber im logischen Sinne widersprechen können Gefühle sich nicht. Stellt aber eine ästhetisch relevante Behauptung "`Revolver´ ist großartig" nur eine Expression dar, so auch die gegenteilige, nämlich " `Revolver`ist nicht großartig". Da beide nur versteckte Expressionen bilden, so hätte es keinen Sinn, sich unter Angaben von Gründen zu streiten, welche von beiden richtig und welche falsch ist.
Nun, das „ästhetische Urteil“ darüber, ob etwa ein Album wie „Zoot Allures“ von Frank Zappa nun recht gut oder eher recht schlecht ist, dürften eben Kritiker fällen. Indem sie das Album bewerten und ins Gesamtwerk von Zappa bzw. in die Musikszene an sich einordnen, etc. Das findet dann auch seinen Widerhall in diversen Zeitschriften, Büchern … oder Listen. Die derart veröffentlichte und im Idealfall von vielen Hörern mitgetragene Meinung mag dann das ästhetische Urteil sein.
Der individuelle Hörer aber, der wird „Zoot Allures“ eben für sich selbst bewerten. Da hilft dann die Meinung der Kritiker nicht mehr weiter und auch nicht die der anderen Hörer. Diese Meinungen können vorab allenfalls Vorurteile erzeugen – das Album X ist ja angeblich sehr gut oder angeblich sehr schlecht. Das tatsächliche ästhetische Urteil eines Einzelnen wird dann aber vor allem auf den eigenen Gefühlen basieren und die scheinbar widersprüchlichen Urteile von Hörern sind allein Folge eines bzw. ihres unterschiedlichen Geschmacks.
Für den Subjektivismus spricht aus meiner Sicht, dass niemandem klargemacht werden muss, dass er etwas gut findet, was er eigentlich weniger gut finden müsste und das er etwas nicht mag, was er aber eigentlich mögen müsste. Anders gesagt: man darf auch gern für sich selbst zu ästhetischen Urteilen kommen, also Musik hören und auch bewerten, ohne je eine einzige Kritik zu dem Werk gelesen oder die Meinung anderer dazu gehört zu haben. Nur sollte man dieses individuelle Urteil eben nicht als für andere mit gültig bzw. „objektiv“ darstellen… darüber streiten, warum man etwas gut findet, was andere ablehnen, kann man trotzdem...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Das läuft natürlich wider den Anspruch auf Verallgemeinerung, den wir mit ästhetischen Tatsachenbehauptungen verbinden. Wenn wir ein Album wie "Sticky Fingers" als ästhetisch inakzeptabel bezeichnen, so bringen wir damit eine Einstellung zum Ausdruck, von der wir erwarten, dass andere sie teilen sollten. "´Sticky Fingers´ist großartig" heißt nicht nur "´Sticky Fingers´ist für mich großartig", sondern auch "´Sticky Fingers´ist für jedermann großartig". Umgekehrt scheint es unannehmbar, wenn jemand sagte: "Es ist zwar falsch, dass ´Sticky Fingers´ nicht großartig ist, aber es ist nicht falsch für mich, da ich Mick Jaggers Fresse nicht ausstehen kann." Ist es falsch, dass "Sticky Fingers" nicht großartig ist, so ist es auch falsch für mich. Der Emotivismus (Subjektivismus) kann so schwerlich den Anspruch auf Verallgemeinerung ästhetischer Aussagen begründen, die derartige Aussagen von bloßen Ausrufen und persönlichen Gefühlsberichten unterscheidet. Gleichwohl hat der Subjektivismus (Emotivismus) das Verdienst, auf die nicht-kognitive und expressive Funktion aufmerksam gemacht zu haben, welche ästhetische Tatsachenbehauptungen von nur beschreibenden Behauptungen auszeichnet.
Hinzu kommt das Relevanzproblem bezüglich ästhetischer Wertäußerungen etc.
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25.05.2016 18:58 (zuletzt bearbeitet: 25.05.2016 18:58)
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