Zitat von Marla Singer im Beitrag #3630

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Also Familienautonomie hin und her, aber wenn ein 12-jähriger kokst und die Eltern das anscheinend irgendwie mitkriegen, ist das Kindeswohl doch so massiv gefährdet, dass die Familienautonomie zweitrangig wird? Was muss da denn erst passieren, dass so ein Kind aus diesem Kontext genommen wird?

Ich habe keine Ahnung von diesem ganzen Thema, darum frage ich ganz naiv und ernst gemeint.

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ob er wirklich kokst, wissen wir nicht gesichert. wir wissen nur, dass er zugang dazu hat. aufgrund von spektulationen kann die obsorge nicht entzogen werden. das ist das eine.
das andere ist, dass obsorgeentzug immer die letzte maßnahme ist und auch sein muss. das passiert bei massiver kindeswohlgefährdung durch etwa gewalt oder lebensgefährlicher vernachlässigung. beides ist bei dem jungen nicht gegeben. obsorgeentzug ist ein heikles thema (ich hab mal eine masterarbeit darüber ghostgewritet), denn der obsorgeentzug bzw. jede fremdunterbringung an sich ist ebenso eine kindeswohlverletzung und hat für viele kinder traumatische folgen. das kind hat ein recht auf seine familie und auf kontakt zum familiensystem. man sagt das immer so leicht: dann nehmt den eltern doch das kind weg. es ist aber nicht so leicht. das kind leidet massiv unter der trennung von den eltern, zumal auch kranke systeme bis zu einem gewissen maß struktur und sicherheit bieten können. häufig ist es besser, das kind im familiensystem zu lassen und zu versuchen, dieses zu stabilisieren, als eine weitere seelische verletzung des kindes zu riskieren. solange die eltern außerdem den behörden gegenüber kooperativ sind, kommt es zu keinem obsorgeentzug. dazu kommt, dass klein- und kleinstkinder leicht an pflegefamilien zu vermitteln sind, aber kinder in diesem alter bereits "zu alt" sind, um eine pflegefamilie zu finden, die sie aufnehmen würde. wir haben das in einigen fällen schon erlebt. es blieben dann also nur betreute einrichtungen wie unsere übrig. ich bin froh, dass ich darüber nicht zu entscheiden habe. aber auch ich frage mich bei machen kindern, warum die obsorge noch bei den eltern liegt. es ist aber eben immer ein abwägen, welcher schaden schwerer wiegt: der entzug der obsorge oder das verbleiben im familiensystem. bei kindern, die akuter schwerer gewalt durch die eltern ausgesetzt sind, ist es für mich ganz klar: die obsorge muss weg und der kontakt zwischen kind und eltern muss unterbunden werden. bei grenzfällen wie meinem jungen, bin ich unsicher, welcher weg der richtige wäre. im zweifel immer für die familie.

Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #3632

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Danke für die Informationen. Da soll noch jemand sagen, dieses Forum sei nicht lehrreich.

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Lehrreich, unvollständig und vermutlich nicht ganz deckungsgleich mit der Situation in Deutschland.
Obsorgeentzug bedeutet übrigens nicht automatisch, dass das Kind aus der Familie genommen wird, wie auch Fremdunterbringung von Kindern nicht automatisch mit einem Obsorgeentzug einhergeht. Außerdem gib auch es Modelle, bei denen nur Teile der Obsorge (z.B. Pflege und Erziehung) aberkannt werden.

Zitat von beth im Beitrag #3642

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Lehrreich, unvollständig und vermutlich nicht ganz deckungsgleich mit der Situation in Deutschland.

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z.b. das wort "obsorge". wüsste nicht, dass das hier irgendwo angewandt wird. ich hab es ehrlich gesagt auch noch nie gehört.