Ich wurde 1973 eingeschult und da hieß es noch Schulranzen. Irgendwann wurde daraus eine Schultasche, auch weil das Ding auf dem Rücken tragen irgendwie uncool wurde.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Ich wurde Mitte der 90er eingeschult, da gab's für die Eltern wohl nur die Frage ob man seinem Kind einen McNeil oder Scout mitgibt. Tornister hieß das in der Regel, oder Tonic, an Schulranzen erinnere ich mich grob auch. Ab der 5. Klasse oder in der Generation über mir (meine Schwester ist 8 Jahre älter als ich) warst Du dann ohne Eastpak nichts mehr wert, dann gab's nur den (Schul)Rucksack, der je nach Geschlecht und Coolness maximal über dem Arsch getragen wurde.
Bei uns in Rheinhessen sagte man damals (Mitte/ Ende Achtziger) Schulranzen zu den eckigen, verstärkten Scout-Dingern mit den vielen Reflektoren, die man als Grundschüler so von A nach B schleppt. Später wurde es schlicht nicht mehr thematisiert, da hatten wir aber auch fast alle Rucksäcke.
Bei uns heißt das schon mein Leben lang Schultasche. Ich habe zur Einschulung eine aus Leder bekommen, weil die hält lange, während alle anderen bunte, coole Schultaschen hatten. Ich habe dieses Teil gehasst, hatte aber erst mit 13/14 die Chance, sie gegen eine ausgetragene Umhängetasche zu tauschen, was ich natürlich sofort getan habe.
Zu meiner Zeit und meinem Ort, also im münchner Raum der 70er- und 80er-Jahre gab es nur das Wort "Schulranzen", "Schultasche" sagten eventuell radikale Preußen, aber das Wort "Tornister" habe ich wahrscheinlich erstmals in einem Buch aus den 1920ern gelesen und musste es da im Wörterbuch nachschlagen. Wobei "Ranzen" im bairischen auch für "dicker Bauch" steht. Heutzutage dachte ich, dass es nur noch Rucksäcke gibt.
Zitat von oasupp im Beitrag #1829sagt man wirklich wieder "ranzen". als ich 1975 eingeschult wurde, war das - zumindest hier - ein "altes" wort, ranzen hatten unsere großeltern. für uns gab es "tornister", und dieses wort nutze ich bis heute. ich bin arg verblüfft, dass sich das anscheinend wieder umgekehrt hat.
Ich würde ja Tornister für das ältere Wort halten, das kommt meines Wissens aus dem militärischen Sprachgebrauch. In meiner südlichen Heimat sagte und sagt man Schulranzen, nur die aus Schlesien stammende Oma einer Klassenkameradin sagte zur allgemeinen Belustigung immer "Tornister". Hier am Niederrhein sagen das aber alle.
Ein Ranzen ist eine auf dem Rücken zu tragende Tasche aka Rucksack. Um 1510 war ein Rantz ein Brotsack, Tragsack. Der Begriff wurde auch in der Gaunersprache verwendet. Seit Mitte des 17. Jhs. ging der Ranzen in die Literatursprache ein. Es mag einen Bezug zum niederländischen Reisesack „ransel“ geben, der in Deutschland einst Ränzel oder Renzel hieß.
Der Ranzen, Ränzel oder das Ränzlein bezeichnet seit Ende des 17. Jhs. auch den fülligen Bauch. Im Adelung von 1777 wird Ranzen auch als „Buckel“ bzw. Rücken verzeichnet. Ranzen bedeutet also auch Bauch oder Rücken: „Sich den Ranzen vollschlagen" - bedeutet: sehr viel essen „Hatte sich ein Ränzlein angemäst't“ aus: Goethe Faust I 2128 „Jemanden den Ranzen vollhauen“ - bedeutet jemanden auf den Rücken schlagen, verprügeln
Ein Tornister ist ein auf dem Rücken zu tragender Ranzen aus Fell oder Segeltuch. Mitte des 17 Jhs. war es noch ein Tanister, der in der 2. Hälfte des 17. Jhs. zu Tornister umgebildet wurde. Das Wort ist der osteuropäischen Soldatensprache entlehnt; etwa dem tschechischen tanistra, tanystra, tanýstra, tanejstra (= Beutel, Tasche, Sack). Auch das slowakische tanistra (Tasche) oder das ungarische tanyztra ist da eine Basis. Entlehnt ist all dies dem lateinischen canistrum bzw. dem griechischen kánastron (κάναστρον) - ein aus Rohr geflochtener Brot-, Frucht-, Blumenkorb.
Im byzantinisch-griechischen war tágistron (τάγιστρον) der “Futtersack für Pferde“. Der am Sattel der berittenen Soldaten festgeschnallte Sack mit Hafer für Pferde, der Habersack, später Hafersack genannt, wurde später auch Tornister genannt. Ein Habersack ist ein „einem Tornister ähnlicher Ranzen“.
Ähnlich entlehnt ist übrigens das Wort Kanister. Der Kanister („Korb“) als „tragbarer Behälter für Flüssigkeiten“ wurde im 18. Jh. dem italienischen canestro entlehnt. Dieses stammt – wie beim Tornister - aus dem lateinischen canistrum bzw. dem griechischen kánastron (κάναστρον) – eine Ableitung aus dem griechischen kánna (κάννα) Rohr/Kanal. Die heutige Bedeutung wurde erst im 19. Jh. unter Einfluß des englischen canister ‘( für Blechbüchse, -dose) üblich.
Und weil ich einmal so schön dabei bin: noch heute benutzen wir das alte Wort Sackgasse. Ein Sack ist ein Behälter, der nur eine Öffnung hat über die er gefüllt und auch wieder entleert wird. Eine Gasse mit Zugang und Ausgang nur von einer Seite her wurde daher Sackgasse genannt - eine Gasse wie ein Sack.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ich finde es schön, dass sich 2022 noch zwei so alte Wörter (Tornister und Schulranzen) im Wettstreit befinden und nicht ein weiterer doofer Anglizismus eingeführt wurde.
Zitat von Hawkwind im Beitrag #1841Diskussionslos: einfach eine Maus!
Einfach eine Maus... ja glaubst du es...
Eine „Maus“ ist ja zunächst einmal ein „primäres Eingabegerät“ für einen Computer. IBM nannte die Maus in Deutschland zumeist noch „Pointing Device“.
Seit 1966 gab es eine „Rollkugelsteuerung für das SIG-100 am TR-86“ (kurz RKS 100-86) von Telefunken. Diese Rollkugelsteuerung fand eine größere Verbreitung.
Auch das Augmentation Research Center (ARC) des Stanford Research Institute (SRI) zeigte 1968 eine derartige „Computermaus“.
Damals noch recht uninteressant, da es noch keine grafischen Benutzeroberflächen gab und die Menschen noch mit der Eingabe von Kurzbefehlen per Tastatur vertraut waren.
1970 wurde am Palo Alto Research Center (PARC) der Firma Xerox eine Kugelmaus entwickelt und ie Positionscodierung erfolgte durch zwei Drehencoder. Diese Maus wurde 1973 zum ersten Mal beim Xerox Alto eingesetzt, der erstmals eine grafische Benutzeroberfläche besaß.
Auch am ETH Zürich wurde eine grafisch orientierte Workstation mit Mausbedienung entwickelt. Kommerziell verwendet wurde die Maus 1981 im Rechner Xerox Star. Nur so zur Info: so eine Maus kostete damals 400 US-Dollar und die entsprechende Computer-Schnittstelle 300 US-Dollar.
Computerhersteller Apple lizenzierte die Technik - Steve Jobs erwarb die Rechte von Xerox für nur 1.000 Dollar. Man entwickelte eine verbesserte, industriell herzustellende Maus für 25 US-Dollar.
Apple brachte die Maus 1983 zusammen mit dem Rechner Lisa auf den Markt; das System war aber wegen des hohen Preises kein Markterfolg.
1984 erschien als Nachfolgemodell der erfolgreiche Macintosh (SE-Serie), „Lisa“. Die Schnittstelle Mensch-Maschine basierte seit „Lisa“ auf der Maus. Der Computer war ohne Maus praktisch nicht mehr zu bedienen.
1985 brachte eine Ausgründung der École polytechnique fédérale de Lausanne (Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne), die Firma Logitech, die erste populäre Drei-Tasten-Kugelmaus LogiMouse C7 mit RS-232-Anschluss auf den Markt.
1987 erschienen mit der Einführung der PS/2-Systeme durch IBM Mäuse mit PS/2-Anschluss.
Schon 1980 begann die Entwicklung optischer Mäuse. Der Durchbruch kam aber erst mit günstigen und leistungsfähigen Chips zur Bildverarbeitung. Erst Ende der 1990er Jahre verdrängten optische Mäuse die auf Kugelmechanik basierenden Mäuse.
Seit Ende 1998 wurden Mäuse über den 1996 von Intel spezifizierten USB-Anschluss mit dem Computer verbunden.
Dier erste drahtlose Maus gab es schon 1984. Logitech stellte eine Maus mit Infrarottechnik vor. Seit 1991 kommunizieren kabellose Mäuse über Funk mit dem Computer.
Seit 2002 gibt es von Microsoft/Logitech eine Maus, die über Bluetooth mit dem PC kommuniziert.
Seit 1995 gibt es von Genius die Drei-Tasten-Maus (das Mausrad ist üblicherweise auch eine Taste)
1998 folgten die ersten Lasermäuse von Sun Microsystems.
Seit 2011 gibt es erste Öko-Mäuse. Von Fujitsu die M440 ECO mit Gehäuse aus 100 % ökologischem Kunststoff und mit PVC-freiem Kabel. Seit 2012 gibt es vom Verein Nager IT e. V. eine Fairtrade-Maus, die ökologisch produziert wird und bei der auch soziale und ethische Aspekte in der Zulieferkette beachtet werden.
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Zitat von LFB im Beitrag #1839Ich finde es schön, dass sich 2022 noch zwei so alte Wörter (Tornister und Schulranzen) im Wettstreit befinden und nicht ein weiterer doofer Anglizismus eingeführt wurde.
Bring sie nicht auf dumme Gedanken.
Bei uns hieß es ausschließlich "Tornister", so weit ich mich erinnern kann. Das Wort "Ranzen" habe ich immer als süddeutsch empfunden, aber offenbar fing Süddeutschland schon in der Eifel an, wie ich hier lerne.
Mich interessiert es nun auch, wie ist denn die regionale und zeitliche Verteilung der Begriffe Tornister und Ranzen? Wer kann Licht ins Dunkel bringen? Von Mitte bis Ende der 80er wurde das Ding in Bremen-Stadt jedenfalls hauptsächlich Tornister genannt. Keine Ahnung, ob es z.B. in Bremen-Nord Ranzen hieß, da müsste man Jan Böhmerman mal fragen. Wobei der erst ein paar Jahre später eingeschult wurde.
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25.02.2022 10:28 (zuletzt bearbeitet: 25.02.2022 10:28)
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