Man hat viel probiert und rumgedoktort. Festzuhalten ist nunmal folgendes:

Der Pöbel darf tagsüber malochen, aber Abends nicht raus. Effekt auf Infektionszahlen = 0
Die Appelle an die Bevölkerung, ihre Kontakte zu minimieren, werden überwiegend eingehalten. Trotzdem ist der Effekt = 0
Verstöße gegen die Maßnahmen werden nicht mal ansatzweise kontrolliert und eingehalten. Effekt = 0
Alle Kulturinstitutionen und die Gastrononomie sind seit Monaten dicht. Effekt = 0
KITAs und Schulen sind seit 4 Wochen geschlossen. Effekt = 0
Risikogruppen werden weiterhin nicht effektiv geschützt. Effekt = regelmäßig über 1000 Tote am Tag

Jetzt steht sogar noch eine Mutation vor der Tür, die zehn mal ansteckender sein soll.

Alles andere als ein KOMPLETTER, solidarischer ZERO Lockdown macht überhaupt keinen Sinn.

Ich finde, damit machst du es dir etwas einfach - da du nicht vorhersagen kannst, wie die Zahlen wären, wenn all das nicht gemacht worden wäre.

"effekt = 0" ist pure behauptung. wie kommst du dazu?

Richtig, das konnte man alles nicht vorhersagen und musste da auch herumprobieren - trotzdem kann man jetzt auch mal sagen, das hat so halt nix gebracht. Kein Vorwurf soweit, sofern da jetzt die Strategie geändert wird. Die jetzige bringt es nicht.

Zitat von gnathonemus im Beitrag #3018

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"effekt = 0" ist pure behauptung. wie kommst du dazu?

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Man kann aber schon annehmen, dass die Zahlen noch schlimmer aussähen, hätte man die Null-Effekt-Maßnahmen nicht durchgeführt. Zum Beispiel wenn man sich die Ausbreitung in Gegenden der Welt anguckt, wo eine Weile sehr wenig gemacht wurde. Es mag ja sein, dass man noch stärker eingreifen muss, um eine echte Kursumkehr zu erwirken. Aber die bisherigen Maßnahmen als wirkungslos zu bezeichnen halte ich auch mindestens für voreilig.

Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #3017

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Ich finde, damit machst du es dir etwas einfach - da du nicht vorhersagen kannst, wie die Zahlen wären, wenn all das nicht gemacht worden wäre.

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du magst bis zu einem gewissen punkt recht haben - v.a. sollten der wirtschaft mal ernsthafte auflagen fürs home office gemacht werden (derzeit liegt die quote bei 14% - absolut lächerlich), aber was schlägst du vor? industrie und handel komplett runterfahren? alle leute zuhause einsperren? ich meine, o.k., ein paar stellschrauben sind wohl noch bedienbar, aber irgendwo ist dann schluss. sonst flippen die leut total aus. und DER effekt wäre tatsächlich fatal.

Zitat von gnathonemus im Beitrag #3023

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du magst bis zu einem gewissen punkt recht haben - v.a. sollten der wirtschaft mal ernsthafte auflagen fürs home office gemacht werden (derzeit liegt die quote bei 14% - absolut lächerlich), aber was schlägst du vor? industrie und handel komplett runterfahren? alle leute zuhause einsperren? ich meine, o.k., ein paar stellschrauben sind wohl noch bedienbar, aber irgendwo ist dann schluss. sonst flippen die leut total aus. und DER effekt wäre tatsächlich fatal.

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Der Effekt der Maßnahmen ist, dass die Zahlen stabil bis leicht fallend sind (und das auf einem Niveau an Neuinfektionen, das sich dramatisch anhört aber letztlich nur bedeutet, dass jeden Tag ca. eine(r) von 4.000 Menschen im Land neu positiv getestet wird) bei einer inzwischen leicht sinkenden Auslastung der intensivmedizinischen Kapazitäten.
Mehr kann man nicht erwarten, der Grenznutzen weiterer, noch strengerer Maßnahmen würde erwiesenermaßen gegen Null gehen (auch weil sich gewisse Bevölkerungsgruppen tendenziell nun mal weniger an die Vorgaben halten, siehe "bulgarische Hochzeit" (ich bin unschuldig, so hat die Presse offiziell nun mal getitelt) in Werdohl/NRW gestern, die Einreise aus dem Libanon mit falschem Attest oder diese obskure, versuchte Parteigründung, mutmaßlich aus dem rechtsesoterischen Milieu). Es heißt doch immer, wir müssten lernen, mit dem Virus leben, dieser Fall ist eben jetzt schon da und deshalb muss man auch mal die Kirche im Dorf lassen. Jetzt die volkswirtschaftlichen Milliardenschäden durch weitere Verschärfungen nochmal zu potenzieren und viele Menschen auch psychisch komplett gegen die Wand zu fahren um damit die Infektionen von 20.000 auf vielleicht 18.000 am Tag zu senken, das scheint mir die Sache nicht wert. In ein paar Monaten haben wir es ja geschafft.

Also bei 1000 Toten am Tag, weiß ich nicht, ob die Kirche unbedingt im Dorf bleiben muss. Selbst wenn die Wirtschaft mal wieder das Maß aller Dinge sein muss, wäre so gesehen der kurze radikale Cut weniger schädlich als die unüberschaubare Hängepartie, die wir jetzt haben.

Sehe ich auch so.

Mich würde ja interessieren, ob es rechtlich überhaupt möglich wäre, ein Home-Office anzuordnen. Appelle dafür gibt es derzeit ja genug, dass Mitarbeiter Zuhause arbeiten sollen, aber offensichtlich reichen die Appelle nicht aus.

Die Strategie war doch eigentlich von Anfang an "sich irgendwie durchmogeln, bis ein Impfstoff verfügbar ist". So einigermaßen hat das ja auch geklappt, das ist schließlich ein haarscharfer Balanceakt zwischen persönlichen und wirtschaftlichen Zumutungen auf der einen und Todeszahlen und gesundheitlichen Schäden auf der anderen Seite. Ich bin froh, dass ich das nicht entscheiden muss.

Heute wäre eigentlich Impftermin im Pflegeheim meines Vaters. Wurde abgesagt, da kein Impfstoff verfügbar.

Dass Zahlen so abstrakt daherkommen, trägt sicher einiges dazu bei, dass die Maßnahmen so zögerlich erfolgen. Für einen leidenschaftlichen Konzertbesucher wie mich sind 1000 Menschen am ehesten vorstellbar, wenn ich an das Kesselhaus in der berliner Kulturbrauerei denke. Da passen 1000 Menschen rein. Ich stell mir also vor, alle darin sind auf einmal tot. Am Tag danach wieder und danach wieder… Jetzt kann man sagen, dass ohnehin fortlaufend gestorben wird, allerdings liegen wir im vergangenen Jahr schon rund 25% über dem Jahresdurchschnitt, also rund 4500 Tote mehr als in den Jahren zuvor. Ich habe an anderer Stelle schon einmal eingewandt, dass wir in Europa wirtschaftlich schwächere Länder haben, die bereits im Frühjahr härtere und längere Maßnahmen erdulden mussten als das reiche Deutschland, und trotzdem werden hier, mit Blick auf wirtschaftliche Schäden, nicht die Entscheidungen getroffen, die am ehesten geeignet wären, das Massensterben wenigstens auf ein halbwegs erträgliches Maß abzubremsen. Meiner Meinung nach muss einfach alles denkbare dafür getan werden.