Unfassbar, wir hatten noch keinen Thread zu dem Album?



01. Old Man || 02. Mosquito || 03. Season's Greetings
04. Allergies || 05. Tricks || 06. Boys Will Be Boys
07. Lunch || 08. Bistro || 09. Die || 10. Beware of the Dogs
11. U Owe Me || 12. Watching Telly || 13. Face It

Wir schreiben das Frühjahr 2019. Alle Musikmedien singen Loblieder auf Stella Donnellys Debütalbum "Beware of the Dogs". Und ich? Ich höre mehrfach rein, will den Hype verstehen, denke mir aber nur: Was ist so besonderes daran? Die Musik? Nicht herausragend. Der Gesang? Auch nicht (das revidiere ich mittlerweile aber extrem!) So zumindest der erste Eindruck... "Beware of the Dogs" war mir egal. Sollen die anderen das doch einfach alle gut finden.
...und dann kam Haldern. Gut, gucke ich mir Stella Donnelly mal an. Habe gerade eh nichts anderes vor. Und von der ersten Sekunde an war ich verzaubert. Die Australierin war wahnsinnig sympathisch und liebreizend, erzählte, worum es in ihren Songs ging, kicherte, als es um die Vibrator-Geschichte in "Mosquito" ging, entsetzte, als sie den Hintergrund von "Boys Will Be Boys" erzählte, amüsierte, als sie mit Band zu "Die" auf der Stelle joggte. Der Auftritt von Stella Donnelly war einer der Highlights des Festivals - und führte dazu, dass ich mir noch auf dem Festivalgelände die CD kaufte.
Seitdem habe ich das Album Dutzende Male gehört und mag es sehr gerne. Mein Kopf sagt die ganze Zeit: eine klassische 7/10. Und dann habe ich heute bei den Texten ganz genau hingeschaut und erst Stella Donnellys Rolle als Sprachrohr junger Frauen erkannt. Sie greift die MeToo-Debatte auf, weil sie nicht mehr von einem "Old Man" begrabscht werden will, es geht um eine Abtreibung ("Watching Telly"), um die politische Situation in Australien ("Beware of the Dogs") und - im ergreifendsten, eindringlichsten und besten Song - um das, was nach einer Vergewaltigung auf das weibliche Opfer einprasselt ("Boys Will Be Boys"). Und ja, es geht auch um Liebe, um unerfüllte ("Mosquito"), um toxische ("Allergies", das sie am Tag einer Trennung aufnahm, und bei dem sie zwischendurch echt schluchzt) und um den Neubeginn ("Face It").
"Beware of the Dogs" ist also wirklich dieses wichtige Album, als das die Kritiker es die ganze Zeit gesehen haben - und Stella Donnelly eine der besten Geschichtenerzählerinnen unserer Zeit. Eines der wichtigsten Alben des Jahres. 8/10

genau so isses.