Es muss jemand nur ganz subtil anschieben und schon gibt es doch noch pünktlich zum Stichtag: Meine 2019er Liste mit Lieblingen aus dem Regal. Da es ja nicht um DIE Lieblingsalben, sondern „nur“ um Lieblingsalben geht, stehen sie auch gleichberechtigt in einer Reihe.
Stereolab – Dots & Loops
Eine meiner liebsten Bands, eines ihrer besten Alben. Ich staune noch immer, mit welcher Selbstverständlichkeit sie unterschiedlichste Einflüsse vermengt haben. Bei Stereolab wirkt niemals was bemüht. Prächtige Popmelodien, wunderbare Gesangslinien und klangliche Raffinessen verbinden sich zu einem eigenständigen Sound. Eine famose Mischung aus Pop-Appeal und Experimentierfreude. Und zu sagen hatten sie auch noch was.
Ricardo Villalobos – fabric 36
Wie Villalobos Tracks und Remixe dramaturgisch funktionieren, habe ich noch nie so recht verstanden. Sie grooven los, nehmen mit auf eine Reise, häufig 10 Minuten und länger, und irgendwann enden sie aus für mich unerfindlichen Gründen so mitten im Geschehen. Auf diesem Mixalbum verarbeitet Villalobos schon eher Schnipsel-Material und zwar ausschließlich eigenes, zu einem großartigen, streckenweise experimentellen Trip aus allerhand Trommeln und Rhythmen.
Forever Sweet – Geben und Nehmen
Sowas wie die Supergroup des Kölner Minimal-Sounds damals: Michael Mayer, Tobias Thomas und Reinhard Voigt. „Geben und Nehmen“ war für mich immer ein wenig wie die Best-Of-Kompakt-Jungs. Alles da: Die gewisse Popverbundenheit, das Augenzwinkern, ihr Minimal-Ansatz und gleichzeitig auch immer wieder euphorische Momente. Stilsicher wie nix beim Umgang mit Sounds und der Auswahl an Samples. Ein großes Album, nicht bei Kompakt, sondern über Ladomat veröffentlicht.
Isolée – Rest
Rajko Müllers Album hat mich mit seiner Eleganz damals sofort gepackt und „Rest“ hat nichts von seiner Strahlkraft verloren. Die Platte funktioniert auf so vielen Ebenen. Sie lässt sich nebenbei konsumieren, langweilt aber keineswegs beim bewussten Hören, da sie so viele Stimmungen vermittelt. Sie ist einerseits leicht und verspielt, hat aber anderes auch etwas Strenges. Mit „Beau Mot Plage“ gibt es sogar einen Hit.
Peace Orchestra – Peace Orchestra
Kürzlich zufällig mal wieder Kruder & Dorfmeisters „Black Baby“ aufgeschnappt und da kam mir wieder in den Sinn, dass ich dieses Wiener Downbeat Ding seinerzeit ganz gern mochte. Heute stehen die Sachen ganz hinten im Regal, aber Peter Kruder war und ist ein toller Produzent. Das Peace Orchestra Album groovt jedenfalls wie Sau und ist dabei ungemein atmosphärisch.
New Order – Movement
Die eine große Popband war für mich damals Depeche Mode, die andere New Order. Deren „Movement“ wird ja häufig ein wenig geschmäht als unausgegorenes Übergangswerk zwischen ihrer post-punkigen Vorgeschichte und ihrem späteren Elektropop. Gewiss ist es nicht ihr bestes Album, aber die Suche nach der neuen Identität finde ich dennoch ziemlich spannend und gelungen.
Jóhann Jóhannsson – ibm 1401, a user‘s manual
Berührende Musik hat Jóhannsson zur Genüge hinterlassen. Das hier war chronologisch das erste Album, was ich mir von ihm gekauft habe. Vielleicht hat es deshalb bei mir einen so hohen Stellenwert. Jóhann Jóhannsson hat das Album seinem Vater und dessen Arbeit gewidmet und verzaubert den Hörer darauf mit wunderschönen Streicher-Arrangements. Teilweise ist das vielleicht sogar etwas dick aufgetragen, aber die traurig-melancholischen Klänge sind einfach überwältigend.
Alva Noto – Xerrox Vol. 1
Diese hier mal stellvertretend für die vielen tollen Alben von Carsten Nicolai, von denen leider viel zu wenige in meinem Regal stehen. Seine Musik ist weit vom Ambient-Einerlei entfernt. Eindrucksvoll wie er seine verfremdeten Sounds inszeniert und wie durchdringend sie häufig wirken. Seine Konzepte und ästhetischen Artworks mögen auf dem Papier akademisch wirken, aber ich finde seine Musik meist sehr bewegend.
Zoot Woman – Living In A Magazine
Als das Album 2001 erschien, habe ich vermutlich die meisten Musikempfehlungen aus der spex gezogen. Zoot Woman waren damals gewiss ein Hype, aber gerade in der spex waren sie die ganz großen Coverhelden. Und was habe ich dieses Album geliebt. Stuart Price der Produzent der Stunde, mit einem Bein in den 80ern verhaftet, aber gleichzeitig den elegant kühnen 80er Synthpop in die Zukunft gedacht. Das Cover zeigt die damals drei Herren von Zoot Woman im weißen Anzug. So perfekt und strahlend die Anzüge sitzen, so perfekt und strahlend sitzt auch alles bei dieser Musik. Doch Zoot Woman sind keine billigen Poser, sondern präsentieren wundervolle Popstücke, die auch als Akustiksongs bestehen würden.
Notwist – Superheroes, Ghostvillains and Stuff
Zu Notwist muss man in diesem Forum ja nichts mehr sagen. Neben den Studioalben ist auch dieses hervorragend klingende Live-Album bei mir ein absolutes Lieblingsalbum. Die Versionen der Stücke sind natürlich super und die Atmosphäre ist grandios eingefangen.
mit ausnahme von new order und alva noto kann ich da ein ganz dickes ausrufezeichen darunter machen. erstere sind für mich eher eine singles-band, obwohl ich auch ein paar alben habe und bzgl. letzterem muss zu meiner schande gestehen, dass ich angesichts der flut der veröffentlichungen bisher einen bogen um sein oeuvre gemacht habe - vielleicht sollte ich das bei dieser gelegenheit mal ändern. bei zoot woman ist wohl was durcheinander geraten. wahrscheinlich meinst du "living in a magazine". das zweite selbstbetitelte album gefällt mir sogar noch ein bisschen besser.
Tolle Liste, die mit Stereolab startet und mit Notwist endet, besser gehts jawohl nicht. Und dazwischen viel Unbekanntes, das Lust macht auf mehr. Dots und Loops ist ein durchweg perfektes Album und ich liebe so sehr den Beginn vom ersten Track Brakhage. Das hübsche Notwist Live Album läuft bei mir auch oft, obwohl ich generell keine Freundin von Live Alben bin, aber bei Notwist klappt das mehr als super. Zoot Woman erinnert mich an schöne Tanzabende in den frühen Nullerjahren, Klassiker. Mit Jóhann Jóhannsson und Alva Noto werde ich mich wohl mal näher beschäftigen.
Sehr schöne Liste mit vielen Künstlern, die bei mir immer ein ganz klein wenig unter dem Radar herumschweben. Villalobos ist ohnehin genial, ich wusste gar nicht, dass es da einen Fabric-Mix von ihm gibt. Der Track vom Peace Orchestra ist ein echtes Groove-Monster, und das Stück von Jóhann Jóhannsson ist ganz groß. An Zoot Woman bin ich aber seltsamerweise nie richtig rangekommen, obwohl ich Stuart Price' Produktionen eigentlich meist sehr toll finde. Ach ja, und das New Orter Album schmähe ich mal als unausgegorenes Übergangswerk.
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Manche Stereolab-Fans schwören ja auf die Anfangsphase, aber liebe die Sachen aus der zweiten Hälfte der 90er auch sehr. "Dots and Loops" habe ich trotzdem noch nicht komplett gehört, was daran liegt, dass Stereolab so wahnsinnig viel rausgehauen haben, da ist man mit den Compilations und Singles schon tagelang beschäftigt. Aber danke für die Erinnerung, das Versäumte nachzuholen. Bei der Notwist live-Platte fand ich schade, dass sie erst nach dem Ausstieg von Martin Gretschmann entstand. Aber eine Chance sollte ich ihr sicher geben. Zoot Woman habe ich als arg seicht für meinen Geschmack in Erinnerung, wird aber nachgeprüft. Ansonsten gilt wieder mal: Alles wird angehört und ich bin mir sicher, dass mir einiges bisher unbekanntes gefallen wird.
Die zweite Liste, deren Auszüge ich mir mal in Ruhe komplett angehört habe.
Ich kenne drei der Interpreten.
Das Album von New Order kenne ich, halte es aber nicht für unbedingt physisch besitzenswert. Halte sie auch eher, wie schon der gnatho schrieb, für eine Single-Band. Auf Albumlänge ganz selten durchgehend überzeugend.
Von The Notwist reichen mir ein paar Studioalben (Bin aber eh kein großer Fan von Live-Alben).
Stereolab habe ich schon ewig auf meiner "musst-du-dich-mal-intensiver-mit-beschäftigen-Liste". Kenne ein paar Songs und vielleicht war das ja jetzt mal der finale Anschubser ;-)
Obwohl ich bei elektronischer Entspannungsmusik nach wie vor auf die alten Klassiker stehe, haben mir Ricardo Villalobos, Isolée, Peace Orchestra und Alvo Noto sehr gut gefallen. Da hätte ich gerne ein paar Tips für den Einstieg auf Albumlänge für Anfänger.
Jòhann Jòhannsson erreicht mich leider überhaupt nicht. Wie auch Forever Sweet.
Und sorry, wenn ich das zum Schluss so hart formuliere: Zoot Woman klingt für meine Ohren ganz schrecklich.
Zitat von DerKleineMusicFreund im Beitrag #8Das Album von New Order kenne ich, halte es aber nicht für unbedingt physisch besitzenswert. Halte sie auch eher, wie schon der King schrieb, für eine Single-Band. Auf Albumlänge ganz selten durchgehend überzeugend.
danke für die krönung!
Zitat von DerKleineMusicFreund im Beitrag #8Von The Notwist reichen mir ein paar Studioalben (Bin aber eh kein großer Fan von Live-Alben).
ich habe auch nur ein paar live-alben, weil ich meistens keinen mehrwert erkennen kann, der ist aber bei diesem definitiv vorhanden. das sind z.t. atemberaubende versionen. versuch's mal.
Zitat von DerKleineMusicFreund im Beitrag #8Obwohl ich bei elektronischer Entspannungsmusik nach wie vor auf die alten Klassiker stehe, haben mir Ricardo Villalobos, Isolée, Peace Orchestra und Alvo Noto sehr gut gefallen. Da hätte ich gerne ein paar Tips für den Einstieg auf Albumlänge für Anfänger.
peace orchestra und isolée: exakt die, die victor hier gelistet hat. bei villalobos würde ich vielleicht mit "alcachofa" anfangen. das ist m.e. seine zugänglichste, hittigste. bei alva noto hänge ich mich dran. da brauche ich auch noch nen tipp.
Zitat von DerKleineMusicFreund im Beitrag #8Das Album von New Order kenne ich, halte es aber nicht für unbedingt physisch besitzenswert. Halte sie auch eher, wie schon der King schrieb, für eine Single-Band. Auf Albumlänge ganz selten durchgehend überzeugend.
danke für die krönung!
Ich bin da ja anderer Meinung als King Gnatho: Von "Power, Corruption & Lies" bis mindestens "Technique" finde ich das durchgehend tolle Alben
Zitat von gnathonemus im Beitrag #9 bei alva noto hänge ich mich dran. da brauche ich auch noch nen tipp.
Das ist bei mir noch allzu viel auf der Kaufliste, auch wenn ich einiges kenne. Soundtechnisch ist das irgendwie alles interessant was Carston Nicolai anstellt. Ich finde die Xerrox 1, 2 und 3 recht toll. Wenn man Blixa Bargeld mag, ist auch das "Mimikry" Album eine Empfehlung wert
Zitat von DerKleineMusicFreund im Beitrag #8Obwohl ich bei elektronischer Entspannungsmusik nach wie vor auf die alten Klassiker stehe, haben mir Ricardo Villalobos, Isolée, Peace Orchestra und Alvo Noto sehr gut gefallen. Da hätte ich gerne ein paar Tips für den Einstieg auf Albumlänge für Anfänger.
Gnathos Villalobos Empfehlung würde ich dann noch um das darauf folgende "Thé Au Harem d'Archimède" ergänzen
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Victorward packt 2019 zehn weitere Lieblinge oben drauf
17.11.2019 16:56 (zuletzt bearbeitet: 17.11.2019 18:27)
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