Deee-Lite – Groove Is In The Heart (1990)



ich hab den namen dieses clubs in neu-ulm leider vergessen … er lag mitten in einem düsteren industriegebiet. es ging immer erst weit nach mitternacht los und man fuhr zunächst angsterfüllt in einem klapprigen aufzug (mit lift-boy) nach oben, nicht wissend, ob man wohlbehalten ankommt. glücklich in der obersten etage angelangt, betrat man einen yuppie-traum in schwarz-weiß - fliesen, stahl und edle hölzer. es gab eine ewig lange bar, die getränkepreise waren fürstlich (deshalb gab's vorher auf dem parkplatz immer noch ein paar shots [und den einen oder anderen joint] zum vorglühen). das publikum war zwar teilweise ziemlich schnöselig (z.b. hab ich da immer wieder meinen damaligen zahnarzt getroffen), aber die musik war klasse: hip hop, house, acid jazz, madchester sound, soul, funk. das war im großen und ganzen mein erstkontakt mit dieser art von musik im club-kontext (vorher war ich eigentlich nur in etablissements unterwegs, die gothic- und indie-kram gespielt haben). und irgendwann im laufe des abends erklang dann das eingangsgeklöppel von deee-lites „groove is in the heart“ und die größtenteils noch nonchalant an der bar und in den ledersofas herumhängende menge war plötzlich wie elektrisiert und strömte auf die tanzfläche und es wurde getanzt was das zeug hielt. dieses kollektiverlebnis hat mir wahre glücksmomente beschert … und ich meine, ist das ein song? die verführerische stimme der frivolen lady miss kier, der funk – einerseits retro, aber auch absolut auf der höhe der zeit - und dann noch dieser schmoove rap vom einzig wahren master of ceremony q-tip im mittelteil. das war der höhepunkt so vieler magischer club-nächte und der wird immer noch regelmäßig aufgelegt, wenn ich mal was zu feiern habe. und auch wenn sie danach nicht mehr viel auf die reihe bekommen haben, dafür bin ich deee-lite ewig dankbar.

Billie Holiday – Strange Fruit (1939)



de-er-es drü (DRS3) bzw. „sounds“ ist mal wieder schuld gewesen, an dieser entdeckung – ach was – erweckung und meinem quasi-erstkontakt mit jazz. In einer dieser radionächte in meinem ersten studi-zimmer schallte mir dieses unendlich tragische drama, vorgetragen mit dieser unglaublich faszinierenden stimme, entgegen und ich war für immer hin und weg.

The Go-Betweens – The streets of your town (1988)



für mich der beste pop-song aller zeiten. grant mclennan ist für mich einer größten songwriter überhaupt. er hatte so eine sensibilität, die mich immer unmittelbar angesprochen hat. meine güte, was war ich traurig, als er gestorben ist.

Public Enemy – Fight The Power (1989)



hier erschloss sich der lieblingssong über den lieblingsfilm. bevor ich „do the right thing“ gesehen habe, hatte ich mich nicht so besonders für public enemy interessiert. de la soul und jungle brothers waren damals meine favoriten was hip hop betraf, aber vor dieser energie, gepaart mit virtuosestem sampling und den wütenden raps konnte ich meine ohren dann doch nicht verschließen.

Autechre – Basscadet (1993)



wahrscheinlich die einzige gelegenheit, bei der autechre mal so was wie einen hit versucht haben – und der ist ihnen gelungen. treibend-zischelnde beats, klirrende synthie-figuren und grummelnde bässe – ein faszinierendes soundbild und damit hatten sie mich im sack und ich war bereit für ihre immer wahnsinniger werdenden soundexperimente.

Tuxedomoon – No Tears (1978)



jung, zornig und verzweifelt tanzten wir im heimischen grufti-club melodrom den fliegenfänger-pogo zu diesem überkandidelten stück goth/industrial-funk und es zuckt immer noch in den beinen, wenn ich es heute höre. auch sehr zu empfehlen: die mehrsprachige reggae-version von bernadette la hengst („keine tränen“).

Daryl Hall & John Oates – I Can't Go For That (No Can Do) (1981)



mein erster internet-freund aus dem spex-forum hat mir das stück auf eine mix-cd gepackt. natürlich kannte ich es, aber auf dessen genialität musste ich erst mit der nase gestoßen werden. funk meets yuppie-pop in perfektion – hundertfach gesamplet. wenn das kein qualitätsmerkmal ist. fehlt seitdem auf keiner party.

Blue Öyster Cult – (Don't Fear) The Reaper (1976)



das stück habe ich komischerweise zunächst als coverversion einer indie-folk-band im abspann eines obskuren indie-films kennengelernt. das lied hat mich nicht losgelassen und dann hab ich irgendwann mal die single in einem second hand laden gefunden und es war nochmal so viel besser, dass ich es ungelogen mindestens zehnmal hintereinander gehört habe. „more cowbell“!

Die Mobylettes – Geh Vorbei (1995)



hier könnte auch die interpretation von „walk on by“ von dionne warwick stehen, aber die eingedeutschte version von diana diamond und ihrer stilvollen truppe berührt mich nochmal um so viel mehr, dass ich ungelogen jedes mal heulen muss. neben „strange fruit“ größter tearjerker aller zeiten.

(Les) Rita Mitsouko – Marcia Baila (1984)



„c'est comme ça“ vom nachfolge-album war eigentlich meine initiation für französichen indie-rock/pop, aber dass es sogar noch besser ging, eröffnete mir erst der erwerb des debüts dieses fabulösen duos – seither ebenfalls ein standard auf allen meinen parties und wahrscheinlich das einzige französische lied, das ich komplett mitsingen kann.

"No Tears" und "Groove Is In The Heart" haben mich auch immer sofort auf die Tanzfläche geholt ... und in meiner Stammdisco liefen die sogar meist am selben Abend. Zumindest so lange als Deee-Lite en vogue waren und das lief. Der Wave-Schinken war hingegen damals schon ein Klassiker

Sollte ich mal eine dieser goldenen Discs kompilieren dürfen, die man ins All schickt und mit denen man anhand allerlei Ton- und Bildbeispielen potentiellen Außerirdischen klar machen will, was denn von der menschlichen Zivilisation so zu halten ist, dann wär "Strange Fruit" mit dabei.

Viel zu lange nicht mehr gehörtes, potentielle Neuentdeckungen und vor allem "Fight the Power", über das freue ich mich am meisten bei bisher allen Listen. Erst vor zwei Jahren ganz altmodisch die Maxi-CD gekauft, wegen der 12" Version.

Die Maxi-CD von "Groove Is In The Heart" steht bei mir immer noch im Regal, ich habe da auch immer noch das Video im Kopf. Bootsy Collins lässt grüßen. Schade dass das Album den Erwartungen nicht standgehalten hat.
"Basscadet" - mmh, das weckt Erinnerungen. Werde ich bein nächster Gelegenheit endlich wieder auflegen.

Zitat von gnathonemus im Beitrag #1

---

Billie Holiday – Strange Fruit (1939)

Nicht mein Lieblingssong aber dann doch der bedrückendste aller Songs meiner Lieblingssängerin. Also eine ausgezeichnete Wahl!

The Go-Betweens – The streets of your town (1988)

Die Go-Betweens mag ich ja auch sehr, wobei das eine dieser Bands ist, die ich schon immer richtig gern habe aber mich noch nie ausreichend mit ihr beschäftigt habe. So kannte ich zum Beispiel diesen Song noch gar nicht. Danke für die Erinnerung, hier mal die Bildungslücken zu füllen.

Public Enemy – Fight The Power (1989)

Ein Klassiker!

Tuxedomoon – No Tears (1978)

Das war als Jugendlicher für mich immer einer dieser Songs, die ich sehr gerne mochte aber für so eigenartig und schräg hielt, dass ich sie für mich behielt. Ich mag ihn aber noch immer sehr. Und kann inzwischen gut dazu stehen.

---

tja, vielleicht dann im nächsten leben, aber da höre ich dann womöglich nickelback oder helene fischer.