Ich bin so wütend, ich habe einen Thread eröffnet...
Weiß hier jemand, zumindest so ungefähr, wie das mit den Verwertungsrechten im Allgemeinen läuft? Ist das so, wie ich mir das ausmale, dass der Künstler erst gar nicht gefragt wird, sondern beispielsweise eine Werbeagentur oder ein Konzern (vielleicht auch ein Hollywood-Studio) zum Erwerb von Lizenzen an einen Verlag heran tritt, der die dann veräußert? Hat man da als Künstler überhaupt Einblick bzw. ein Mitspracherecht und ggf. die Möglichkeit so was zu verhindern? Oder kann's einem Künstler passieren, das seine aktuelle Single in Südkorea eine Tampon-Werbung untermalt, ohne dass dieser überhaupt Kenntnis davon erlangt?
ja, das ist ungefähr so. sobald ein verlag im spiel ist, erhält dieser grundsätzlich die sog. verlagsrechte (herausgabe des werks in buch- bzw notenform), und je nach vereinbarung üblicherweise auch die rechte zur nutzungsvergabe (keine ahnung, wie das exakt heißt). im popmusikbereich ist der job des verlages ja weniger der notendruck als vielmehr die promotion sowie die geschäftliche auswertung zugunsten von künstler und label; wenn es also nicht spezielle vereinbarungen über ein mitspracherecht des künstlers gibt (oder dieser ohnehin eigentümer ist), wird sich der verlag einen feuchten darmwind um moralische oder künstlerische skrupel scheren, und sich hingebungsvoll am klingeln der kasse ergötzen. siehe übrigens auch die beatles: die konnte man erst in der werbung hören, nachdem michael jackson die rechte gekauft hatte.
Zitat von tenno im Beitrag #2siehe übrigens auch die beatles: die konnte man erst in der werbung hören, nachdem michael jackson die rechte gekauft hatte.
Ich erinnere mich aber, dass mir bereits in den 70er-Jahren Langnese Honig mit "Good Day Sunshine" angedient werden sollte!
Schlimm es mMn auch besonders dann, wenn offensichtlich an der Legalität schabende, an das Original "angelehnte" Stücke "komponiert" werden, weil der existierende Song nicht in Reichweite gewesen ist.
Entscheidend ist vom Prinzip her nicht, wer einen Song komponiert oder eingespielt hat, sondern wer für den Song selbst die Nutzungsrechte besitzt.
Bei einem einfachen Nutzungsrecht kann der INHABER (neben dem Urheber oder auch anderen Berechtigten) das Musikwerk auf die ihm vertraglich eingeräumte Art nutzen.
Beim ausschließlichen Nutzungsrecht kann der IINHABER das Werk auf die ihm gestattete Art nutzen (dies dann auch unter Ausschluss aller anderen Personen einschließlich des Urhebers).
Die Nutzungsrechte können dazu räumlich, zeitlich und inhaltlich beschränkt werden. So werden dann genauer im Lizenzvertrag bezeichnet.
So ist z.B. die GEMA eine sog. Verwertungsgesellschaft und sie nimmt für ihre Mitglieder deren Rechte treuhänderisch war. Dazu zählen auch Aufführungsrechte oder Senderechte. Die GEMA schließt dann die Verträge mit den Verwertern und überträgt an die Verwerter etwa eines Songs die Nutzungsrechte an Komposition und Text. Im Gegenzug zahlt der Verwerter an die GEMA dann eine Lizenzgebühr. Schließt z.B. ein Plattenlabel mit der GEMA einen Herstellervertrag ab, zahlt das Label an die GEMA eine Lizenzgebühr pro gepreßter CD. Die Einnahmen zahlt die GEMA nach Abzug einer Verwaltungspauschale an den Urheber bzw. den Musikverlag aus. Verteilt wird z.B. so: Verlag 40% - Komponist 30% - Texter 30%
Der Urheber eines Songs überträgt also zumeist seine Hauptrechte auf die GEMA. Ebenso aber auch Nebenrechte wie etwa das Werberecht (Recht, den Song für Werbung zu verwenden), das sog. „große“ Aufführungsrecht (Recht, den Song etwa auf der Bühne bei einem Musical zu verwenden) oder das Filmsynchronisationsrecht (das Recht, den Song mit in einem Kinofilm zu verwenden), etc. Wichtig: neben der GEMA ist die GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten) eine Verwertungsgesellschaft für die noch nachfolgende Zweit- und Drittverwertung von Musikwerken.
Wenn ein Künstler ein fertiges Mastertape an das Label übergibt, trägt er selbst das wirtschaftliche und organisatorisches Risiko und ist somit auch der Tonträgerhersteller.
Produziert ein Label per Künstlervertrag auf eigene Kosten das Masterband, trägt allein das Label das wirtschaftliche und organisatorische Risiko und ist damit alleiniger Tonträgerhersteller. Der Künstler muss dann die Rechte an den Masterbändern beim Label belassen, ebenso auch die Rechte etwa am Artwork des Covers oder an verwendeten Fotografien. Der Künstler überträgt also oft sämtliche Rechte zur Auswertung in jeder beliebigen Weise an das Label, also auch das Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung der Tonträger, das Recht zur öffentlichen Wiedergabe, das Senderechts, das Filmsynchronisationsrecht.
Alle Regelungen zwischen Künstler und Label sind somit Vertragsbestandteil. Je nach "Stellung/Marktmacht" des Künstlers wird er sich daher ggf. auch besondere Mitspracherechte zugestehen lassen. Das Label ist aber ggf. auch berechtigt, die ihm vom Künstler übertragenen Rechte ohne Zustimmung des Künstlers weiter an Dritte zu übertragen.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von tenno im Beitrag #2siehe übrigens auch die beatles: die konnte man erst in der werbung hören, nachdem michael jackson die rechte gekauft hatte.
Ich erinnere mich aber, dass mir bereits in den 70er-Jahren Langnese Honig mit "Good Day Sunshine" angedient werden sollte!
das müsste eine coverversion gewesen sein, wenn nicht sogar ein sound-a-like. (so nennt man die dinger, die der freeman meint.)
Danke an den Kaiser und an Akripedia. Das bestätigt ja im Prinzip meine Befürchtungen. Regt mich momentan nur deshalb so auf, weil ich so manchen Song durch eine Weiterverwertung und damit Neukontextualisierung entwertet sehe. Da ist mir das angesprochene Sound-A-Like noch lieber, eben weil es peinlicher ist, und so wenigstens nicht die heilige Kuh geschlachtet wird.
Obwohl...es gibt auch eine andere Seite. Ein Kumpel von mir ist Schlagzeuger in einer semi-prominenten Punk-Band. Und saß eines Nachmittags auf der Couch, zappte durch die Kanäle, und blieb irgendwann bei einer Doku auf Vox hängen, wo grade ein Song seiner Band im Hintergrund lief. Ich weiß nicht, worum's in der Doku ging, aber kann nicht so schlimm gewesen sein, er hat sich auf jeden Fall sehr darüber gefreut, dass es bei Vox einen Redakteur mit Musikgeschmack gibt.
In einem Gtarrenforum wurde die Frage nach Verfügung von Songs auch manchmal gestellt. Finde mein altes nicht mehr wieder, daher habe ich gegoogelt und ein breites Grinsen über eine dortige Antwort bekommen. Urgs...
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03.05.2017 11:40 (zuletzt bearbeitet: 03.05.2017 12:03)
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