@ Closing Time/The Heart Of Saturday Night: Da hat Waits doch noch geübt. Ich verstehe nicht, wie irgendjemand diese interessanten, talentierten, aber konventionellen und in ihren Songtexten, ihren Stilmitteln und ihren Tiefenschichtungen noch unausgegorenen Alben über Meisterwerke wie Swordfishtrombones, Rain Dogs und Mule Variations stellen kann. Für Blue Valentine oder Nightjawks At The Diner gilt dasselbe. Tom Waits ist einer, der beweist, dass die besten Künstler eben doch weit länger als nur ein Jahrzehnt wirklich stark sind, eine lange Entwicklungsphase bis zur Meisterschaft brauchen (10 Jahre bis zu Swordfishtrombones) und auch dann immer noch besser werden können (siehe Rain Dogs oder Mule Variations).
PS: Tom Waits erhält am 19.9.2016 den PEN Songwrting Award. Dieser Award wird alle 2 Jahre an Ausnahme-Songwriter verliehen. Bisherige Preisträger: Chuck Berry, Leonard Cohen, Randy Newman, Kris Kristofferson und John Prine. Jury: u.a. Elvis Costello, Salmon Rushdie, Bono, Smokey Robinson, Paul Simon und Rosanne Cash.
Zitat von Merseburg im Beitrag #148@ Closing Time/The Heart Of Saturday Night: Da hat Waits doch noch geübt. Ich verstehe nicht, wie irgendjemand diese interessanten, talentierten, aber konventionellen und in ihren Songtexten, ihren Stilmitteln und ihren Tiefenschichtungen noch unausgegorenen Alben über Meisterwerke wie Swordfishtrombones, Rain Dogs und Mule Variations stellen kann ...
PS: Tom Waits erhält am 19.9.2016 den PEN Songwrting Award. Dieser Award wird alle 2 Jahre an Ausnahme-Songwriter verliehen. Bisherige Preisträger: Chuck Berry, Leonard Cohen, Randy Newman, Kris Kristofferson und John Prine. Jury: u.a. Elvis Costello, Salmon Rushdie, Bono, Smokey Robinson, Paul Simon und Rosanne Cash.
Ich schätze viele Alben von Künstlern, auf denen diese nach deiner Definition noch am "Üben" waren. Ich glaube, man nennt solche Alben Debüt. Spontan fallen mir da Pink Floyd, The Cure, B 52's, Black Sabbath, The Police, Beirut, Talking Heads, Fischer-Z, Devo, The Clash ... und einige weitere ein.
In vielen Fällen ist es gerade das erste und zweite Album, auf denen ein Künstler seinen ersten musikalischen Eindruck hinterlässt, ohne seine Höchstreife erlangt zu haben. In einigen Fällen ist es auch das Beste, was dieser Künstler jemals veröffentlicht.
Welchen Preis Künstler X von Kritiker/Kritikerkommission Y verliehen bekommt, ist mir übrigens genauso schnurzpiepegal wie der Umstand, ob es eine Band/ein Interpret in die Hall Of Fame geschafft hat, oder ob sie irgendein Kritikerpapst mit fünf/sechs Sternen ausgezeichnet hat.
Musik (nach meiner eigenen subjektiven Betrachtung) ist das was zählt. Sie muss mir gefallen. Ich kann sie dir und anderen empfehlen und du kannst sie mögen oder scheiße finden. Bei dir steckt da irgendwie ein kleiner missonarischer Überzeugungseifer dahinter.
Insofern halte ich seine ersten beiden Alben für meine Ohren für seine Meisterwerke ... und quäle mich wieder einmal durch Rain Dogs ... um zu der wiederholten Feststellung zu kommen, dass ich dieses Album nicht mag.
Etwas fällt mir noch ein, das mich verstört wie sonst kaum was. wenn Anfängerarbeiten höher gehandelt werden als Meisterwerke. Zum Beispiel gibt es Leute, die die ersten beiden Placebo-Alben, die ganz nett sind, kaum mehr, über einen Meilenstein wie Black Market Baby stellen. Ähnlich bei der Waits-Rezeption.
Dass Meister nicht vom Himmel fallen, weiß jeder, der sich an ältere Handwerksberufe erinnert. Nach diesem muss ein Lehrling zunächst mindestens sieben Jahre in die Handgriffe seines Metiers initiiert werden, bevor er ein Gesellenstück vorlegen darf. Danach vervollkommnet sich der Geselle weitere fünf Jahre etc. Dann erst kann er an die Herstellung eines Meisterstücks denken.
Kunst kommt von Üben. Die genieästhetische Pest hatte in den siebziger Jahren ganze Populationen von Musikern befallen, die alles andere als Wunderkinder waren.
Ich bin da etwas skeptisch. Es gibt sicher auch „Anfängerarbeiten“, die in einem hohen Maße die Persönlichkeit eines Künstlers und seine Kreativität in einem Kunstwerk ausdrücken, während manch nachfolgendes „Meisterwerk“ dann doch eher dem Kunstgewerbe zuzuordnen ist.
Wer Musik als Produkt eines vervollkommneten Handwerks versteht, fährt sicher nicht schlecht damit, Alben erstmals nach zumindest zehn- bis fünfzehnjähriger Tätigkeit eines Künstler zu kaufen – sollte er denn bis dahin bereits von anderen gecovert worden sein…
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von Merseburg im Beitrag #153Zum Beispiel gibt es Leute, die die ersten beiden Placebo-Alben, die ganz nett sind, kaum mehr, über einen Meilenstein wie Black Market Baby stellen.
Ich wäre dann einer von diesen Leuten. Allerdings weiß ich auch, wie das von dir so geschätzte Album korrekt heißt, was mich automatisch zum Experten in dieser Sache macht.
Exmusikpress.de - das Musikforum
Thema drucken
30.08.2016 18:37 (zuletzt bearbeitet: 30.08.2016 20:43)
Antworten
Foren-Chat
3
