Maxïmo Park Zum zehnjährigen Jubiläum von A certain trigger tourt die Band um Paul Smith ja in Kürze durch Europa um selbiges in Gänze aufzuführen. Zeit, für einen Blick zurück:
A certain trigger (2005) Hektischer und überdrehter Indiepop mit manischem Frontmann und unwiderstehlichen Refrains, zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufgenommen, direkt in die Herzen von Kritikern und Fans. Das erfreuliche: Auch zehn Jahre später klingen diese Hymnen noch so unverbraucht wie am ersten Tag.
Our earthly pleasures (2007) Die liebenswertere Verschrobenheit des Debüts weicht erwachseneren Songs und einer ausgeglicheneren Produktion. Zu Recht wurden die Singles zu Hits, aber man musste sich den ehemaligen Geheimtipp eben nun mit viel zu vielen Leuten teilen, möglicherweise auch deshalb von Fans der ersten Stunde kritisch beäugt. Als Trost gab es immerhin ein knappes Dutzend verschroben-sphärischer B-Seiten mit bedeutungsschwangeren Titeln wie "(I remember) Joe Brainard" oder "Don McPhee", die man mit Kennermiene goutieren konnte, während sich die Radiofreunde an "Books from Boxes" labten.
Quicken the heart (2009) Stilistisch eigentlich weitgehend eine Fortsetzung des Vorgängeralbums, komischerweise gingen nach famos-stürmischem Auftakt bis einschließlich der Hitsingle "The kids are sick again" die wirklich guten Songideen aus. Da dauert das Album gerade einmal etwa 8 Minuten.
The national health (2012) Nach dem schwächelnden Vorgänger ist der Band der Wille anzumerken, künstlerisch und kommerziell wieder alte Höhen zu erklimmen. Phasenweise scheint das Songwriting hierdurch etwas sehr auf Nummer Sicher zu gehen, andererseits findet man alle Stärken der Band in einem sehr ordentlichen und vielseitigen Album vereint.
Too much information (2014) Etwas experimentelleres Gegenstück zu "The national health" aus dessen Session viele der Songs stammen. Wer sich von den elektrifizierten Songs um die Single "Leave this island" nicht angesprochen fühlt, dem verbleiben immer noch genug Trademark-Songs wie "Give, get, take". Für Sammler gibt es dazu eine hübsche Cover-EP mit Songs von Nick Drake, The Fall, Leonard Cohen, Townes van Zandt, Young marble giants und Mazzy Star.
Sonstiges:
Missing Songs (2006) Die B-Seiten und Demos zum Debüt. Nicht unverzichtbar, aber kurzweilig, sogar das Lennon-Cover "Isolation".
Duncan Llyod - Seeing double (2008) Innerhalb von zwei Tagen aufgenommene Songsammlung des Gitarristen und Songwriters. Charmant holprige Songs, der Slackerbruder zu "Our earthly pleasures".
Paul Smith - Margins (2010) Stilistisch am ehesten eine Fortsetzung der B-Seiten zu "Our earthly pleasures": Ein sphärisches, intimes Album, das die nähere Beschäftigung aber lohnt.
Paul Smith & Peter Brewis - Frozen by sight (2014) Experimentelles Songwriteralbum über nahe und ferne Orte, teilweise fast kammermusikalisch umgesetzt.
Pauls Smith and the Intimations - Contradictions (2015) ...tbd...
Meine Wertungen: A certain trigger ***** Missing songs **** Our earthly pleasures ***** Quicken the heart **1/2 The national health **** Too much information ****
Seeing double *** Margins **** Frozen by sight ****
Eine dieser Bands, bei denen ich bereue, mich nicht früher mit ihnen beschäftigt zu haben. Die waren aber leider mitten in dieser Welle von vermeintlich hippen Zeitgeist-Bands, die meine Ex-Freundin damals so toll fand und ich mich aus reiner Renitenz nie mit befasst habe. Irgendwann habe ich meinen Widerstand aber aufgegeben. Ich kenne die ersten vier Alben. Das Debüt und sein Nachfolger stehen ganz oben auf dem Podest, die anderen beiden kommen direkt danach. Den oft zu lesenden Schwächeanfall auf "Quicken The Heart" höre ich einfach nicht, für mich ist das eine gute Platte.
Mein Favorit ist "Our Earthly Pleasures". Ansonsten kann ich mir Einzelwertungen sparen, denn ich finde alle regulären Maxïmo Park gleich gut ... im Sinne von GUT !
Was Paul Smith Solo betrifft: Langweilig.
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ NEWDAD - Madra (2024) ◉ THE LAST DINNER PARTY - Prelude to Ecstasy (2024) ◉ DUCKS Ltd. - Harm's Way (2024) ◉ PYLON REENACTMENT SOCIETY - Magnet Factory (2024) ◉ SPRINTS - Letter To Self (2024)
Die ewige Kritik an "Quicken the Heart" ist mir ebenfalls ein Rätsel, für mich nach dem Debüt die stärkste Platte der Band und rundum wunderschön anzuhören. Die zweite hat bei mir nie gezündet, auch wenn ich nüchtern betrachtet erkenne, dass das bestimmt gute Musik ist. Seit "Quicken the Heart" hat mich aber nur noch die "Braincells"-Single wirklich begeistert. Vielleicht war das allerdings ein akuter Fall von Überhören und ich sollte die zwei letzten Alben nochmal überprüfen.
Zitat von LFB im Beitrag #5Ja, schon bei der letzten Tour haben sie das Album gemieden, glaube da wurde nur "the kids are sick again" gespielt.
Nicht zu Unrecht, finde ich.
A certain trigger *****
Tolles Debüt, mit viel rumpeliger Energie, Dringlichkeit, die stellenweise in Hektik umzuschlagen droht, es dank des tollen Songwritings aber nicht tut. Neben dem Überhit "Apply Some Pressure" liegt mir besonders "The Coast Is Always Changing" am Herzen.
Missing songs ****
Qualitativ im Vergleich zum Album erstaunlich wenig abfallend, da merkt man, dass Bands für ihr Debüt eben doch in aller Regel auf eine längere Schaffensphase und damit auf mehr Songmaterial zurückgreifen können, als es bei den nachfolgenden Alben dann der Fall ist. Mit "Stray Talk", das vermutlich nur zur Vermeidung eines Stilbruchs nicht aufs Album gekommen ist.
Our earthly pleasures *****1/2
Mein liebstes Album von ihnen. Der erste Überschwang des Vorgängers ist zwar weg, wird aber durch noch besseres Songwriting und hymnische Melodien (eher Smiths-hymnisch als Stadion-hymnisch) mehr als adäquat kompensiert. Eine Platte nahezu ohne Ausfälle, mit "Books From Boxes" als offensichtlichem und "Sandblasted And Set Free" als persönlichem Highlight. Besser waren sie nie wieder.
Quicken the heart ***1/2
Ein solides Drittwerk, das eigentlich gar nicht so viel anders macht als sein Vorgänger, aber eben alles das bisschen schlechter, das (gerade bei hohen Erwartungen) schnell dazu angetan ist, das Urteil vernichtend ausfallen zu lassen. Ein paar Songs auf Augenhöhe mit den bisherigen Hits gibt es ("The Kids Are Sick Again", "Let's Get Clinical", "The Penultimate Clinch"), leider aber sonst ganz viel Fließbandware ohne große Idee. Die Zeile "I don't mind losing self-respect, I've done it before and I will do it again" ist natürlich für die Ewigkeit.
The national health **
Siehe oben, abzüglich der Highlights. Dazu ein Augenkrebscover erster Klasse.
Too much information ***
Ein mit "Leave This Island" und "Brain Cells" zart angedeuteter, offensichtlich dringend benötigter Stilwandel erschöpfte sich leider weitestgehend in diesen beiden (richtig guten) Songs. Der Rest des Albums wurde wieder mit der üblichen Maximo-Park-Auslegware gefüllt. Insgesamt schade, es hätte endlich mal wieder spannend werden können.
Ansonsten kenne ich nur Paul Smiths Solowerk, und auch das nur vom unbewussten Mithören. Meine Frau hat ihm einen kleinen Altar gebaut, warum, das hat sich mir bisher nicht so richtig erschlossen. Klingt wie Maximo Park mit 70% Einsatz.
Mama, warum Bekomm ich's immer so Wie ich es bestellt hab?
Ich möchte fürs Protokoll festgehalten wissen, dass ich das Cover von "The National Health" sehr ansehnlich finde. Im Gegensatz zu "Our Earthly Pleasures".
Zitat von Olsen im Beitrag #10Ich möchte fürs Protokoll festgehalten wissen, dass ich das Cover von "The National Health" sehr ansehnlich finde.
Ich kann mich nicht entscheiden, welches ist das schönste? Maximo Park - Udo Lindenberg - Kasabian?
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21.09.2015 13:44
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