Hab mal die Cover, die verlorengegangen sind, wieder eingefügt.
Peter Gabriel: Peter Gabriel (1980) ******
Seite 1:
1. Intruder 2. No Self Control 3. Start 4. I Don't Remember 5. Family Snapshot 6. And Through The Wire
Seite 2:
1. Games Without Frontiers 2. Not One Of Us 3. Lead A Normal Life 4. Biko
Es ist ein Glücksfall, wenn der kommerzielle Durchbruch mit der Veröffentlichung eines Meisterwerks zusammentrifft. Peter Gabriel experimentiert auf dem sog. "Melt"-Album meisterlich mit Sounds und afrikanischen Rhythmen. Auf dem eigenwilligen Opener "Intruder" hören wir ihn mit Phil Collins wiedervereinigt, der anscheinend versehentlich den "gated drum" sound erfunden hat, den er kurz darauf für sein eigenes "In The Air Tonight" wiederverwendete. Der "Eindringling" bricht nicht ein, um sich zu bereichern, sondern allein wegen des Thrills. Außerdem haben wir ein Xylophone-Solo von Morris Pert. Herrlich. Peter Gabriel nahm Collins und dem anderen Drummer des Albums, Jerry Marotta, die Cymbals weg, um einen ganz eigenen Drumsound für das Album zu haben. Apropos herrlich: Gleich danach steigt unser aller Liebslingselfe Kate Bush erstmals in den Ring um eigenartige Backing-Vocals zu "No Self Control" zu liefern. Dieser Song, sowie der andere mit Kate Bush "Games Without Frontiers", zusammen mit "Sledgehammer" sein bis dato größter Hit, wurden als Singles ausgekoppelt. In "Games Without Frontiers" geht es um die damals populäre Sendung "Spiel ohne Grenzen" bzw. "It's A Knockout" im UK bzw. "Jeux sans frontiers", wie Kate Bush es französisch singt, in der Teilnehmer verschiedener Länder sich in Lauf- und Schmierseifenspielen versuchten auszubooten. Peter Gabriel querverweist hier auf das dritte Reich mit der Zeile (Adolf builds a bonfire/Enrico plays with it). "Start" ist ein Saxofonintro für das angerockte basslastige (Tony Levins "Chapman-Stick") "I Don't Remember" (I don't remember/i don't recall/I have no memory of anything at all). Das grandiose "Family Snapshot" handelt von einem geplanten Attentat auf den Präsidenten, nicht aus politischen sondern aus egomanen Gründen (I don't really hate you/I don't care what you do/We were meant for each other/Me and you//I want to be somebody/you were like that too/If you don't get given you learn to take/And I will take you). Seite 1 klingt aus mit "And Through The Wire", ein Song der nicht ganz mit den anderen mithalten kann, aber immerhin Paul Weller an der Gitarre hat.
Seite 2 beginnt mit nämlichen "Games Without Frontiers", in "Not One Of Us" wird das Thema Ausgrenzung behandelt. Das ruhige "Lead A Normal Life" wird abermals vom Xylophon getragen, bevor die große unsterbliche Hommage an Stephen Biko das Album beschließt und eingebettet ist in zwei afrikanische Lieder, die auf Bikos Beerdigung gesungen wurden. Thematisch gibt es auf dem Album nicht viel zu lachen, und von Peter Gabriels amerikanischer Plattenfirme Atlantic wurde das Album schlichtweg als zu kompliziert abgelehnt. Als es dann durch die Decke ging, versuchten sie unter der Leitung von John Kalodner verzweifelt die Rechte zurückzukaufen. Heute kann man sagen, dass es ein sehr gut gealterter Klassiker ist, der in keiner Sammlung fehlen sollte und der einen mit nicht alltäglichen Kompositionen belohnt, die sich dennoch nachhaltig unter die Schädeldecke fräsen.
Und dann war da ja noch was:
Teilweise recht skurrile und haarsträubende Übersetzungen von Horst Königstein (Krieg muss man schwänzen/Spiel ohne Grenzen), wären die Themen nicht so ernst, gut geeignet für eine bierselige Expertenrunde, so aber doch eher eine obskure Idee.
Ich liebe dieses Album, aber "Biko" ist seit dem Ende der Apartheid doch ziemlich schaurig gealtert. Aber danke für die Hintergrundinfos, das mit Kate Bush wußte ich echt nicht. *staun* Aber das Französisch hättest du ruhig in Anführungszeichen setzen können, ihre Aussprache ist nämlich grauenhaft.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
eine unfassbare platte, die seinerzeit einen riesigen felsigen krater in mein jugendliches musikverständnis schlug. ohne "melt" wäre mein leben zumindest musikalisch wohl deutlich anders verlaufen. so begannen die achtziger: mit ihrem höhepunkt.
übrigens: diese version von "I don't remember" kannte ich gar nicht - ist das nur ein anderer mix für die single, oder sind da auch sachen neu eingespielt?
Zitat von tenno im Beitrag #125übrigens: diese version von "I don't remember" kannte ich gar nicht - ist das nur ein anderer mix für die single, oder sind da auch sachen neu eingespielt?
Das ist eine ältere Version, die eigentlich als Vorabsingle für das Album geplant war. Live hat er den Song ja schon auf der Tour zum zweiten Album gespielt. Allerdings schmeckte den Plattenbossen Robert Fripps Gitarrensolo in kommerzieller Hinsicht nicht, und so landete die Ur-Version auf der B-Seite von "Games Without Frontiers". Auf CD ist sie bis dato nicht erhältlich.
nun will ich es nochmal wissen, und habe mir ...And Then There Were Three... gekauft. Zuletzt tatsächlich 1978 gehört, seit dem nie wieder. Warte bis es dunkel wird, Headphones on Ears, bin gespannt.
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11.07.2016 19:19
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