Ich hörte, dass Googlefonts auf Webseiten - wie sie in nahezu allen Wordpress-Themes genutzt werden - neuerdings zu Abmahnungen führen können. Da ist gerade ein wenig Zeit habe, habe ich endlich mal meine Autorenseite dahingehend überprüft und natürlich sind auch bei mir Googlefonts aktiv. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Schriftarten manuell zum lokalen Laden zwingen oder mittels Plugin "OMGF Pro" (meinetwegen auch andere, aber dieses wird andauernd empfohlen). Mein Problem: Ersteres kriege ich beim besten Willen nicht hin und Letzteres scheitert daran, dass Wordpress mir Plugins erst dann erlaubt, wenn ich 33 Euro im Monat bezahle. Für eine Seite, die vermutlich eh niemand aufruft und die ich auch nur sehr, sehr sporadisch pflege, will ich das nicht bezahlen.
Was also tun? Kennt jemand ein Wordpress-Theme OHNE Googlefonts, das ich benutzen kann? Ich finde ums Verrecken keins.
Ansonsten lösche ich den ganzen Rotz und setze irgendeine statische "Check mich auf Instagram"-Seite unter meine Domain.
Vermutlich muss man explizit darauf hinweisen, dass man Google Fonts verwendet, und dass es bei Fehlern in der Verwendung zur Übertragung von persönlichen Daten zu Google kommen kann.
Da die Datenschutzerklärung niemand außer Dir selbst und allen Suchmaschinen.Bots liest (zumindest bei meiner Seite ist das so), kannst Du das locker reinschreiben ohne jemanden zu vergraulen.
Keine Ahnung, ob das reicht. Zumal ich dann doch vermutlich auch einen Cookie-Consent-Button einfügen müsste, was auch wieder nur über ein Plugin geht. Und auch da will Wordpress mir wieder ein "Tarif-Upgrade" für mehr Geld verkaufen, als ich bezahlen mag. (War Wordpress nicht eigentlich immer kostenlos??)
Man könnte Google Fontsstatisch in eine Internetseite einbinden, indem man die gewünschte Schriftart herunterlädt und dann erneut in den eigenen Webspace hochlädt. Von dort aus wird die Datei dann lokal in die Website eingebunden; z.B. im Format TTF. Besucht jemand die Webseite, wird dabei keine Verbindung zu Google-Servern aufgebaut. Datenschutzrechtlich bzw. persönlichkeitsrechtlich wäre diese statische Einbindung also unkritisch.
Bei der dynamischen Variante wird ein Code-Snippet in den HTML-Code der Webseite eingebunden. Beim Aufruf der Webseite wird sogleich eine Verbindung zum Google-Server aufgebaut und die benötigte Schriftart von dort aus zugeladen.
Das ganz große Problem: beim Verbindungsaufbau zum Google-Server wird die IP-Adresse des Webseitenbesuchers sofort mit an Google übertragen.
Rechtlich muss man – über ein Consent-Banner – von jedem Besucher vorab(!!!) eine Einwilligung dazu einholen, dass dessen Daten beim Zugriff auf die Webseite zugleich nach Google übertragen werden. Der Consent-Banner erscheint beim ersten Besuch der Webseite als allererstes Element und blockiert alle weiteren Skripte. So lange, bis der Nutzer selbst gewählt hat, ob und welche Dienste er bei seinem Besuch erlauben möchte.
Erfolgt dies nicht, kann sich ein Besucher der Seite daran stören und den Webseitenbetreiber auf Unterlassung und Schadensersatz verklagen.
Im Fall des Landgerichts München hatte die Betreiberin einer Internetseite Google Fonts dynamisch in ihre Website eingebunden, ohne dafür vorab vom Besucher eine Einwilligung zu haben. Daran störte sich der Kläger und verlangte Unterlassung und Schadensersatz.
Im zugrunde liegenden Fall gab das LG München dem Anspruch auf Unterlassung und Schadensersatz eines Klägers statt. Dem Kläger stand gegen die Websitebetreiberin ein Anspruch auf Unterlassung der Weitergabe seiner IP-Adressen an Google zu (§ 823 Abs. 1 i.V.m. § 1004 BGB).
Die unerlaubte Weitergabe der dynamischen IP-Adresse des Klägers an Google verletze dessen allgemeines Persönlichkeitsrecht in Form des informationellen Selbstbestimmungsrechts nach § 823 Abs. 1 BGB.
Seit Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordung ist unstrittig, dass eine dynamische IP-Adresse ein personenbezogenes Datum darstellt (Art. 4 Nr. 1 DSGVO).
Die Beklagte hatte keine Einwilligung für die Weitergabe der dynamischen IP-Adressen an Google von ihren Besuchern eingeholt. Der Versuch der Klägerin, sich auf ein berechtigtes Interesse im Sinne von Art. 6 Abs. 1 f DSGVO zu berufen, scheiterte beim LG München.
Google Fonts kann laut LG München durch einen Websitebetreiber auch genutzt werden, ohne dass beim Aufruf der Webseite eine Verbindung zu einem Google-Server hergestellt wird bzw. eine Übertragung der IP-Adresse stattfindet.
Das LG München sprach dem Kläger daher 100 Euro Schadensersatz zu.
Der mit der Datenweitergabe verbundene Kontrollverlust und das damit vom Kläger empfundene individuelle Unwohlsein seien so erheblich, dass dies einen Schadensersatzanspruch rechtfertige. Berücksichtigt wurde auch, dass die IP-Adresse an einen Server von Google in den USA übermittelt wurde, obgleich dort kein angemessenes Datenschutzniveau gewährleistet ist (EuGH, Urteil vom 16.07.2020, Az. C-311/18 ). Die Haftung aus Art. 82 Abs. 1 DSGVO solle auch präventiv weiteren Verstößen vorbeugen und einen Anreiz für Sicherungsmaßnahmen schaffen.
Prinzipiell gilt das Urteil nicht nur für Google fonts, sondern für alle aus den USA stammenden Webdienste, die dynamisch in eine Internetseite eingebunden werden.
Naturgemäß gibt es Internet viele Websites mit US-Webdiensten, aber ohne Consent Banner. Um zu einem klageberechtigten Betroffenen zu werden, reicht dann nur ein einziger Klick bzw. der Besuch der Seite. In der Folge kommt es zu Abmahnungen und Schadensersatzforderungen durch genau darauf spezialisierte Büros ...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Problem gelöst: Ich konnte keine Plugins installieren, weil meine Seite auf wordpress.com lag. Aus Gründen, die ich nicht verstehe, muss man bei denen ein Upgrade kaufen, um irgendetwas Sinnvolles machen zu können - zum Beispiel Plugins installieren ... Also hab ich die Seite gesichert, bei Strato - wo meine Domains liegen - Wordpress installiert und die Seite dorthin übertragen. Und siehe: Plugins in Hülle und Fülle! Nun hab ich eins, das mein Google-Fonts-Problem löst.
Wordpress.com hab ich dann abgemeldet und alles gelöscht.
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05.10.2022 16:32
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