Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #1058Ich habe an der Menschheit gezweifelt, als ich ein Roland - Kaiser - Interview gelesen habe, in dem er einen gewaltigen Rant gegen die AfD losließ. Sowas bringt einen schonmal dazu, Künstler und Musik trennen zu wollen.
roland kaiser war für mich immer eine der ehrenwerten ausnahmeerscheinungen im verlogenen schlagerzirkus. hab mehrere interviews mit ihm gelesen/gehört, in denen er sich auf unterschiedliche weise als guter typ gezeigt hat; angefangen damit, dass er das ernst nimmt, was er tut (im gegensatz zu manchem, der eigentlich lieber rocker oder konzertpianist geworden wäre, und sich heimlich frustriert mit seinem lover, von dem keiner wissen darf, die leber wegsemmelt). und die geschichte, wie es zum grenzwertigen text von "santa maria" kam, hat mich sehr amüsiert, und noch mal mehr für ihn eingenommen.
Sorry, aber ich erinnere mich an die Episode „Durch die Nacht mit…“ auf Arte mit ihm und Götz Alsmann. Ich kann ja beide nicht leiden, aber Kaiser war ein richtiger Kotzbrocken, der den Mist den er fabriziert für große Kunst zu halten scheint, während seine Schlager-Konkurrenten wohl nur Schund produzieren. Zum Schluss saß Alsmann am Klavier und beide schmetterten dann alte Schlager aus den gold-braunen 40er Jahren von Zarah Leander und Consorten.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Da muss ich widersprechen. Ich hatte mal eine Backstage-Begegnung mit Tony Marshall und Norbert Berger (Bert von Cindy & Bert). Und während letzterer sehr derangiert und sichtlich alkoholisiert sein Schicksal angenommen hat, hat Marshall sehr freundlich und reflektiert gesprochen. Marshall (ich sehe gerade bei Wikipedia, dass er offiziell mit Nachnamen Bloeth hieß und muss giggeln) ist ja studierter Opernsänger und fand "Schöne Maid" schon immer doof. Aber er weiß auch: Die Leute wollen die Schöne Maid und es hat ihm Geld gebracht. Das waren sehr interessante fünf Minuten, die so nicht geplant waren (und auch nie den Weg in die Zeitung gefunden haben).
Die letzten Sechs in der Playlist: The Fauns - How Lost || Idles - Tangk || Klez.e - Erregung || The Last Dinner Party - Prelude to Ecstasy || Ducks Ltd. - Harm's Way || Kettcar - Gute Laune ungerecht verteilt
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #1068Das darf er gerne machen, solange er sich - wie erwähnt - dermaßen eindeutig positioniert, und das als einziger Schlagersänger.
Ich sehe da schon einen Unterschied zwischen einer Distanzierung von der AfD und einem Eintreten für Werte und Personengruppen, gegen die sich die AfD implizit oder explizit positioniert. Auch die CDU stellt sich gegen die AfD, allein schon der Konkurrenz wegen. Sie stellen sich aber zumindest nicht in vollem Umfang gegen das Wertesystem, welches von der AfD repräsentiert wird. Insofern beeindruckt mich Roland Kaiser nicht mit einem solchen Statement, weil er noch immer ein rückschrittliches Publikum mit stock-konservativer und inhaltlich saudämlicher Musik bedient.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Nun, er hat sich selbst als langjähriges SPD - Mitglied bezeichnet. Das ist nicht unbedingt hochprogressiv, aber immerhin nicht die CDU. Und wenn er halt Scheißmusik machen will, weil es ihm Spaß macht, soll er das tun. In dem Fall kann man sich sein Publikum halt nicht aussuchen. Hans Rosenthal war auch ein großartiger Mensch und hatte ein Publikum, das ihn dreißig Jahre vorher noch vergasen wollte.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
Das muss man ja nicht mögen. Die individuellen Entscheidungen bleiben denen unbenommen. Ich würde auch keinen Künstler zu 100% für sein Publikum verantwortlich machen, aber ab einem gewissen Grad ist die Frage schon angemessen, was es über die eigene Kunst aussagt, wenn sie massenhaft Arschlöcher anzieht. Das mag manchen vollends egal sein, aber sympathisch finde ich das dann nicht.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Was ich damit meine: manchmal haben auch Leute, die durchaus noch alle Tassen im Schrank haben, Lust auf leichte Unterhaltung beziehungsweise Lust, diese zu machen. Und wenn man sich einen Großteil der Musik anschaut, die hier abgefeiert wird, stellt man fest, daß diese sich an ein ebenfalls stockkonservatives Publikum richtet, das wir nur so nicht wahrnehmen. Viele SoulsängerInnen entstamm(t)en beispielsweise schwarzen Kirchengemeinden und hatten dort viele Fans. Deren Ansichten zu Homosexualität beispielsweise will ich gar nicht wissen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
Zitat von Lumich im Beitrag #1072, was es über die eigene Kunst aussagt, wenn sie massenhaft Arschlöcher anzieht.
Gut, dass du mit solch feinfühligen, ausdifferenzierten Statements klare Kante gegen die etwa 50% der Bevölkerung zeigst, denen du, ohne das aufgrund deiner gottgegebenen moralischen Überlegenheit weiter begründen zu müssen, eine vorurteilsbehaftete, rückschrittliche, pauschalisierende Weltsicht unterstellst.
50% der Bevölkerung… Soso. Übrigens ist die Subjektivität in meiner Argumentation praktisch unübersehbar. Hier geht es schließlich um die Frage „sympathisch oder unsympathisch“. Woher du das mit der „moralischen Überlegenheit“ ableitest, bleibt besser dein Geheimnis.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
50% bezieht sich auf CDU/ CSU, FDP, AfD, Realo-Flügel von SPD und Grünen -Sympathisanten sowie Volksmusik- und Schlagerhörer/-innen. Alles ja hoffnungslos rückständige und verkommene Subjekte, die vom progressiven Spektrum des Landes weitestmöglich von jedwedem Diskurs sowie der kulturellen Teilhabe ausgeschlossen werden müssen, so deute ich zumindest über die Jahre dein jakobinisches Weltbild.
Die letzten Sechs in der Playlist: The Fauns - How Lost || Idles - Tangk || Klez.e - Erregung || The Last Dinner Party - Prelude to Ecstasy || Ducks Ltd. - Harm's Way || Kettcar - Gute Laune ungerecht verteilt
puh, lfb, du solltest vielleicht mal an deinen komplexen gegenüber leuten mit angeblicher "moralischer überlegenheit" arbeiten, so oft wie du hier damit ankommst.
Thema drucken
Antworten
Exmusikpress.de - das Musikforum
»
Musik
»
Musikthemen
»
Das Konsens - Haß - Song - Spiel : Diskussion
10.10.2021 10:45 (zuletzt bearbeitet: 10.10.2021 10:45)
Foren-Chat
5
