Update: Da ich beim Zusammensuchen für die Liste auch einen gehörigen Stapel an Remixen und Edits aus dem Plattenregal gezogen habe, klatsche ich die hier in alter 90er Single Manier nachträglich noch mit rein. Die Remixe haben nicht wirklich was mit den Originaleinträgen der Liste zu tun, aber ist doch egal weil ist eh alles Musik.


Solomon Burke – None of us are free (2002)

Der heilige Solomon, King des Rock and Soul in den 60ern, legte als reifer Bestattungsunternehmer und ungefähr 50facher Vater mit „Don’t Give Up On Me“ ein unerwartetes Album mit Songmaterial von Tom Waits, Bob Dylan, Brian Wilson und anderen bekannten Weißbroten hin. In seiner reduzierten Soundästhetik durchaus vergleichbar mit Cashs American Recordings verschaffte es ihm nach bereits 30+ Platten erstmals ein breiteres Publikum im rockgeprägten Pop-Mainstream. Ich fand das Album damals spitze, geblieben ist aber vor allem „None of us are free“. Text und Song sorgen bei mir verlässlich für Gänsehaut und besonders der Einsatz der Blind Boys of Alabama als Backing Voices war ein genialer Einfall des Produzenten Joe Henry. Der beschreibt die Aufnahme des Songs in den Liner Notes als ein sehr eindrückliches Erlebnis. Hört man.


REMIX-Eintrag:

Scott Fraser - A Life Of Silence (Timothy J. Fairplay's 'Fall Of Shame' Remix) (2012)



Leider gibts nur noch diese gekürzte Version von der Permanent Vacation Compilation auf Youtube, aber einen Eindruck von der Pracht dieses dunklen Schlachtschiffs von einem Track bekommt man auch so. Wie sagt User Buroo auf Discogs so treffend: "The best New Order song they never wrote. That's it."

Frank Ocean – Novacane (2011)



Seine Debüt-Single ist nach wie vor mein liebster Frank Ocean Song. Hier passt das zurückgenommene Sounddesign perfekt zum abstrusen Storytelling von Ocean (Kurzinhalt: ein seltsames Date auf Coachalla treibt dunkle Blüten). Nach und nach entsteht aus der Kombination des mechanisch durchratternden Drumcomputer-Beats und des von lakonisch zu intensiv wechselnden Gesang Oceans ein betörend-betäubender Sog. Man wohnt dem verzweifelten Abrutschen an den Oberflächen spätkapitalistischer Selbstentleerung bei. American Noir wie es sonst nur noch Lana del Rey so hinbekommt.


REMIX-Eintrag:

Annie - Heartbeat (Alan Braxe Remix) (2005)



French Filterhouse meets Schwedischen Dancepop? Count me in.


Space Dimension Controller – The Love quadrant (2009)



Aus dieser ganzen leicht weinerlichen Post-Dubstep Generation a la James Blake, Darkstar und co. entstieg in Belfast der Space Dimension Controller (aka Jack Hamill), der mit 19 zusammen mit seiner damaligen Freundin diesen zuckersüßen Science Fiction Schwoofer hinlegte, der den Begriff „Universal Love“ endlich mal wörtlich nimmt. Der Synth Part in der zweiten Hälfte ist absolut irre und das Bassfundament tiefer als ein Schwarzes Loch. Leider auf Platte viel zu kurz, aber live auf dem Unsound-Festival war der Track ein einschneidendes Erlebnis.


REMIX-Eintrag:

Krystal Klear - Tried for your Love (Hudson Mohawke remix) (2010)



Das verrückte Midi-Saxophone von Herr Mohawke (ab 2:40 min) ist für ein äußerst verschwitztes Dancefloor-Erlebnis im Ego (R.I.P.) verantwortlich, an das ich gerne zurückdenke. Irre.



Erykah Badu - The Healer (2007)



Erykah Badus, von Madlib produzierte Ode an J Dilla ist tatsächlich heilende Musik. Alles was ich an HipHop liebe, in vier Minuten auf den Punkt gebracht. Das ist Klasse.


REMIX-Eintrag:

GB feat. Steve Spacek - Simply So (Sa-Ra Creative Partners Remix) (2004)



Schmoover Schieber für die Ladies (und Boys).



André Tanker - Basement Party (1980)



Diese unglaublich infektiöse Mischung aus Soul, Reggae und Calypso bekommen sie so nur in der Karibik hin. Andre Tanker kommt aus Trinidad und ist mir erst über liebevolle Reissues wie dieses hier nähergebracht worden. Kann ich immer hören. Die B-Seite „Hosianna“ ist auch spitze.


REMIX-Eintrag:

Steve Monite - Only You (Frankie Francis Disco Jam Edit) (1984/2016)



Das komplett geile Original nochnbisschen angespitzt und Voilá: Tanzflächencrack


Maria Rita - Cântico Brasileiro No.3 (Kamaiurá) (1988)



DIE Entdeckung von der „Outro Tempo“ Compilation von Jóhn Gomez auf Music From Memory aus dem Jahr 2017. Experimentell ohne verkopft zu sein, fordernd und gleichzeitig catchy. Die ganze Platte von Maria Rita ist der Wahnsinn, aber dieser Parforce-Ritt ist dann doch besonders herausragend.


REMIX-Eintrag:

Pompeya - Cheenese (Lipelis Remix) (2011)



Die Russian Connection fördert erstaunliches zu Tage. Wenn ich das höre, denke ich dauernd: das war doch ein Hit, oder? War es nicht.


Blockhead - Insomniac Olympics (2003)



Das Video war auf der Zen-TV DVD von Ninja Tune, die ich mir damals (2004) in der kurzen Zeitspanne nach dem Ende des kuratierten Musikfernsehens und vor dem Streaming-Zeitalter zugelegt hatte. Das melancholische Trompetensample, die tonnenschweren HipHop Beats und das hypnotisierende Schwarz-weiß Video haben sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt. Top Tracktitel auch.


REMIX-Eintrag:

Wolfram - Thing Called Love feat. Haddaway (Legowelt Special Remix Dub) (2011)



Der seltsame Ösi bringt zusammen mit dem weirden Holländer sogar Haddaway zum Glänzen.


Amy Winehouse - You Know I'm No Good (2006)



Tja, was soll man dazu noch sagen? Lässig performte Perfektion. Amy ist halt Amy und Mark Ronson hat nie wieder so was Zeitloses produziert. Ich habe Angst vor dem Tag, an dem meine Vinylsingle durch ist. Die Version mit Ghostface Killah ist auch sehr nice, der Fettes Brot-Remix nicht so.


REMIX-Eintrag:

Teengirl Fantasy - Cheaters (John Talabot's Classic Vocal Refix) (2011)



Bisschen käsiger Trancepop von Jungspunden, die ihre House Sozialisation auf Youtube gemacht haben, geremixed von einem DJ, der genau weiß wie man Emotionen dosiert.


Devin The Dude ft. Snoop Dogg & Andre 3000 - What A Job (2007)



Lässt auch eine Kartoffel wie mich einmal kurz am blunted HipHop Life zwischen Studio und Homebase schnuppern bzw. ziehen. Devin ist ein extrem entspannter Dude der privat gerne Drohnen fliegen lässt (Link). Auf seinem Gig vor ein paar Jahren im Hamburger Fundbureau konnte man vor lauter Grasdampf nix sehen, aber der Vibe war sensationell, genauso wie "What a Job“.


REMIX-Eintrag:

N.E.R.D - Provider (Zero 7 Remix) (2003)



Afterhour Vibes. So tiefergelegt kann ich auch Pharells Geknödel ab.



DeepChord Presents Echospace - Empyrean (2007)



DIESE BASSLINIE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! File under: Nachbarn hassen diesen Track


REMIX-Eintrag:

New Musik - Warp (Ilo Edit) (2014)



Ein toller Edit von einem sehr tollen Song. Nimmt etwas die Geschwindigkeit raus und skippt den schunkeligen Gitarrenpart in der Mitte. So funkelt der Track schön kalt und metallisch, feinfein.