Da der Thread wohl nicht in den Sportbereich passt, habe ich ihn hier eröffnet:

Ich wuchs mit Eltern ohne Führerschein auf, wurde früh und schnell zum selbstständigen Radfahren erzogen und hatte auch keinerlei Probleme damit, dass meine Eltern des Deutschen wichtigstes Statussymbol links liegen ließen.

Ich habe einen Pkw- und Motorrad-Führerschein, bin aber nie zu einem leidenschaftlichen Autofahrer geworden. Ein Auto war mir in der Farbe, Ausstattung und Motorisierung stets total egal, denn es war eben nur ein Gefährt, welches mich von A nach B transportierte. Damals Anfang der 80er noch ein wenig schneller als ein Fahrrad.
Dem großen Erlebnis eines guten Freundes von Berlin mit dem Auto nach Helmstedt zum Kaffeetrinken zu fahren (wahrscheinlich ein Freiheitserlebnis der besonderen Art des eingemauerten Westberliners) konnte ich schon damals nur ein kaltes Arschrunzeln abgewinnen.

Ich hatte selten ein Auto, wenn dann immer gebraucht (der froschgrüne Opel Kadett war zwar einfach, aber farblich ein echter „Hingucker“) und komme seit 25 Jahren in der Stadt gut ohne aus.

Nach der langen Vorgeschichte nun aber zum Kernthema, für das mir der Post von @MrMister7 , dass Radfahrer keine Vorschriften beachten würden, die Vorlage bot:

Die Verkehrswende muss endlich her. Und zwar schleunigst. Alle Groß- und größeren Städte müssen dringend Fahrradfreundlicher werden.
Dass man in ländlicheren Gegenden noch länger auf das Kfz angewiesen sein wird, will ich damit keineswegs in Abrede stellen.

In Berlin, wo nun RRG auch schon einige Tage das sagen haben, tut sich wenig. Sie mögen demnächst mit dem Ausbau von großen Radfernwegen beginnen. Sie sind, trotz meiner Intervention nicht in der Lage, einfach ein paar Ampelschaltungen etwas Fahrradfreundlicher zu programmieren.
Und die Anzahl der benutzungspflichtigen aber unzumutbaren Radwege ist auch in Berlin noch erstaunlich hoch, obwohl in Berlin im Vergleich zu anderen Orten der Anteil der überhaupt benutzungspflichtigen Radwege recht ordentlich „zusammengeschrumpft“ wurde.
Leider haben sich auch heute, knapp 21 Jahre nach der Novelle der StVO noch immer einige Autofahrer nicht damit abgefunden, dass sie „plötzlich“ „ihre Verkehrsfläche“ mit einer neuen Art von Verkehrsteilnehmern teilen sollen.
Aber das wird schon … ich denke, auch ich werde noch Autofreie Innenstädte erleben 😉

Die Regel ist ja ganz einfach. Leider wird sie trotzdem gerne ignoriert. Von allen Verkehrsteilnehmern.



Der Grundhaltung ist, man hat Recht, ob man Ahnung hat oder nicht, spielt erstmal eine untergeordnete Rolle.
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Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #2

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Die Regel ist ja ganz einfach. Leider wird sie trotzdem gerne ignoriert.

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Da gilt die Regel doch immer noch. Wo kein Schild, kann die Fahrbahn benutzt werden. Wer damit ein Problem hat, ist wie beschrieben ahnungslos. Klar, das hört keiner gerne und es liegt immer im persönlichen Ermessen, wie weit man bei einer etwaigen Diskussion gehen möchte.

Ich benutze z.B. recht gerne Radwege und verstehe umgekehrt nicht diese Leidenschaft, mit der andere Radfahrer unbedingt die Fahrbahn benutzen möchten.

Das ist aber genau das Problem, da einige Kfz-Führer noch immer nicht mitbekommen haben, dass man sich berechtigt auf "ihrer Fahrbahn" fortbewegt. Hupen mit dem erzieherischen Hinweis auf den nichtbenutzungspflichten Radweg bis zu wilden Beschimpfungen kommen auch heute (knapp 21 Jahre nach der Novelle) noch immer vor.

Schnelle Radfahrer gehören innerorts meiner Meinung nach grundsätzlich auf die Straße. Die blauen Schilder wären da in den meisten Fällen einfach wegklagbar (weil sie nur stehen dürfen, wo die Straße für Radler besonders gefährlich ist). Gefahrenpunkte für Radler sind Kreuzungen und Einfahrten, an denen die Autos bis zur Sichtlinie vorfahren (oder beim Abbiegen den Radler auf dem Radweg übersehen). Die Sichtbarkeit auf der Straße ist besser.

Autofahrer wollen die Radler nicht auf der Straße, weil sie da lästig sind und man mal vom Gas muss - nicht wegen der Sicherheit. Radler haben aber genau die selbe Existenzberechtigung wie Autofahrer.

Wenn Radler sich nicht an Regeln halten, gefährden sie meist in erster Linie ihr eigenes Leben - nicht das Leben anderer.

Zu dem Vorurteil, sie würden sich nicht an Regeln halten:
Die wichtigste Regel im Verhältnis von Autos und Radlern ist das Abstandsgebot. Der Radler darf und sollte etwa einen Meter
Abstand vom rechten Fahrbahnrand halten. Laut gängiger Rechtssprechung muss das Auto beim Überholen mindestens 1,50 Meter Abstand halten, viele Gerichte fordern zwei Meter. Das heißt: Um einen Radler zu überholen muss man 2,50 bis 3 Meter Abstand vom Straßenrand halten. Das geht also in der Regel nur, wenn die komplette Gegenfahrbahn genutzt werden kann. Ich würde schätzen, dass sich mindestens die Hälfte der Autofahrer nicht daran hält.

Hier wird einiges recht gut zusammengefasst:

Ähm, @faxefaxe du sprichst mir aus der Seel, besser hätte ich es nicht formulieren können :-)

Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #4

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Ich benutze z.B. recht gerne Radwege und verstehe umgekehrt nicht diese Leidenschaft, mit der andere Radfahrer unbedingt die Fahrbahn benutzen möchten.

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hier ums eck gibt's z.b. einen radweg, der ist ein absoluter witz: stellenweise keinen halben meter breit, macht schon mal einen 90°-schlenker und ist durch baumwurzeln dermaßen holprig, dass es einen schon bei mäßigen geschwindigkeiten permanent aus dem sattel hebt. ich weigere mich, so was zu benutzen.

So ist es, Musicfreund. Radwege innerorts sind zb etwas für Kinder (weil sie eher mal einen Schlenker machen, weil sie an den Kreuzungen ohnehin im Zweifel warten und das Auto fahren lassen sollen, weil sie langsamer sind, dadurch kommt es an Einfahrten nicht so schnell zum Zusammenstoß ).
Aber ein Rennradler mit Tempo 30 hat da nichts verloren. Du musst an jeder Einfahrt, an jeder Kreuzung abbremsen - obwohl Du vorfahrtsberechtigt bist.

Radwege sind ein Alternativangebot an Radfahrer (das blaue Schild soll laut Gesetz die Ausnahme sein).

Und auch mit der Qualität der Radwege habt Ihr recht.

Zitat von gnathonemus im Beitrag #10

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hier ums eck gibt's z.b. einen radweg, der ist ein absoluter witz: stellenweise keinen halben meter breit, macht schon mal einen 90°-schlenker und ist durch baumwurzeln dermaßen holprig, dass es einen schon bei mäßigen geschwindigkeiten permanent aus dem sattel hebt. ich weigere mich, so was zu benutzen.

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super finde ich auch immer die landstraßenbegleitenden radwege, auf denen man alle naslang die straßenseite wechseln muss, weil irgendein landwirt keinen bock hatte, ein paar quadratmeter seiner wertvollen monokultur abzutreten. obwohl diese querungen eigentlich noch gefährlicher sind als die straße zu befahren, benutze ich sie meistens doch, weil viele autofahrer über land noch uneinsichtiger sind und einen gerne mal vom sattel hupen oder extraknapp überholen.

Radwege auf der linken Seite sollte man als Radler möglichst vermeiden. Da tritt das Problem an Kreuzungen und Einfahrten ja potenziert auf.

Und wieder lese ich hier fast nur, was "die Anderen" alles verkehrt machen. Selbstkritik oder Verständnis für den Gegenüber Fehlanzeige.

Naja, in unserer komischen Stadt sind sie schwer damit beschäftigt, die Radwege möglichst gut auszubauen, es gibt wirklich nur noch wenige, die ich kenne, die nicht oder kaum befahrbar sind. Dafür sind die Straßen eine Katastrophe. Da freut sich der 30 km/h Rennradler mit seinen 20 mm Reifen bestimmt, wenn er die benutzen darf. ;-)

Die Konflikte beim Abbiegen finde ich tatsächlich schwierig, ich würde da für getrennte Grünphasen für Autofahrer und Radfahrer plädieren, auch wenn es dann länger dauert.