Ich will auch, und werde versuchen, Sachen zu vermeiden, die ich anderweitig schon ausreichend abgefeiert habe. Deswegen hier nochmal zehn Songs, die ich sehr mag (manche mit speziellem Grund, andere, weil ich mich an ihrer schieren Existenz erfreue).
Manchen fehlen vielleicht die allzu nerdigen Obskuritäten, aber da ich das Forum seit Jahr und Tag mit solchen beliefere, ist mir das hier gerade mal egal.

Bitte sehr:

Pete Rock & C.L. Smooth: T.R.O.Y. (They Reminisce Over You) (1992)

They Reminisce Over You (T.R.O.Y.)" is a song by Pete Rock & CL Smooth, inspired by the death of their close friend Troy Dixon in 1990.
Wie sich Geschichten gleichen. Ein Freund von mir, mit dem ich seit der 5. Klasse mehr oder weniger regelmäßig in Verbindung stand, hörte schon sehr früh relativ viel HipHop, und ihm verdanke ich auch N.W.A.s "Straight Outta Compton", das zuerst via Tape durch ihn meinen Weg zu mir fand.
Leider war er schon seit seiner Kindheit schwer nierenkrank.
Vor gut zwei Jahren lag er mal wieder seit Tagen in der Klinik, und während dieser Zeit des Hoffens und Bangens schickte ich ihm den Track auf sein Smartphone, als Zeichen dafür, daß ich in Gedanken bei ihm bin. Wir chatteten dann noch ein wenig, und das war das letzte Mal, daß ich etwas von ihm hörte.
R.I.P. Patrick. Dieser Track gehört uns beiden.

Tony Toga: Fortunatu (Furtunatu)



Ich habe keine Ahnung, wann das veröffentlicht wurde, aber es müßte aus den späten 60ern stammen.
Ist für mich persönlich auch ein "Tearjerker", an dem sehr viele Erinnerungen hängen ... natürlich an meinen Vater und meine zweite Heimat, aber auch an Tony Toga selbst, den ich ja geraume Zeit vor seinem Tod noch persönlich kennenlernen durfte.
Ist ein traditionelles korsisches Liebeslied (darum auch die unterschiedliche Schreibweise, je nach Interpretation und Plattenlabel wird es mit "u" oder "o" geschrieben) und transportiert solch ein herzzerreißemdes Weh, daß es mich sogar an kalten Wintertagen auf der heimischen Couch automatisch in einen sansosanften Frotteebademantel packt.

The Stooges: Scene Of The Crime



Der beste Stooges - Song, der es nie auf eine reguläre LP geschafft hat. Zirkuliert wohl auf irgendwelchen Single - B - Seiten und steht bei mir daheim auf einem Raritäten - Sampler von BOMP! - Records, kennt aber ansonsten kein Mensch.
Ich habe als Iggy - Nerd auch keinerlei Ahnung, wann das entstanden ist, es würde aber gut auf "Fun House" passen. Da wäre es auch besser aufgehoben, anstatt lediglich im Plattenschrank solcher Die - Hard - Fans wie mir zu verrotten.

Kid Frost: La Raza (Cantina Mix) (1990)



Murmeltiertag ist bei mir jedes Jahr ungefähr Mitte Juni. Sobald ich auf dem Balkon oder sonstwo im Freien sitzen kann und diesen Track auflege, ist für mich Sommer.

Les Rita Mitsouko: Marcia Baïla (1985)



Ab und an lege ich ja in meiner Karlsruher Stammbar an Freitagabenden zur musikalischen Untermalung auf. Da ich meine Pappenheimer mittlerweile kenne, habe ich immer ein gerüttelt Maß an 80er - New - Wave dabei, und das hier räumt dabei regelmäßig alles ab. Manchmal tanzt sogar enthemmtes Volk dazu, und das in einer Lokalität, die eigentlich nicht zum Tanzen gedacht ist.
Aber zurecht, der Song ist nämlich gut.

The Breeders: Cannonball (1993)



"Aufgabe: nenne einen Song aus den 90ern, der dieses Jahrzehnt repräsentiert. Zusatz: du solltest ihn ungefähr bereits 527mal gehört haben, ohne daß er dabei Schaden genommen hat."
Bitte sehr.

Foreigner: Juke Box Hero (1981)



Hach, wie nahe Liebe und Haß manchmal beieinanderliegen.
In meiner Punkzeit war Foreigner so ziemlich die Manifestation von allem, was ich an Mainstreamrock scheiße fand. Wann dann letztendlich der Zeitpunkt kam, an dem wir anfingen, mit ca. 2,3 Promille in unserem damaligen Stammclub diesen Song abzufeiern, ist mir nur noch vage erinnerlich; es fiel aber ungefähr mit dem Zeitpunkt zusammen, an dem mir klar wurde, daß es mir scheißegal war, was andere Leute von meinem Musikgeschmack hielten und ich begann, zu hören, auf was ich gerade Lust hatte. Und manchmal war das Foreigner.
Seitdem bekunde ich bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit meine eklige Liebe zu diesen Monsters of Fransenlederjackenrock.

Gilbert Bécaud: Nathalie (1964)



Musik ist Musik, und Politik ist Politik. Und genauso, wie ich viele französische Freunde habe, mag ich auch französische Musik, wobei mir Bécaud auch aufgrund seines exzentrischen Auftretens (hat jemals jemand seinen Auftritt bei Robert Lembkes "Was bin ich?" gesehen, wo er eine Vollplaybackperformance nahe des Rinderwahns abgeliefert hat?) in Verbindung mit Kettenraucherei am grundsympathischsten ist.
Würde ich hier eine Liste zusammen mit meinem besten Freund und Trauzeugen erstellen, wäre das wohl die unangefochtene Nummer 1, soviel Spaß wir an bierseligen Abenden bereits damit hatten.

Down: Stone The Crow (1995)



Ja, Grunzkotzbrocken Phil Anselmo kann tatsächlich richtig singen, und dieser ordentlich geerdete Song, der mir schon beim ersten Hören ausnehmend gut gefiel, samt der adäquaten Atmosphäre im zugehörigen Clip entsprechen einem guten Teil meines Naturells.

Talking Heads: Girlfriend Is Better (1984)



Erstaunlicherweise habe ich die Talking Heads bisher immer weitgehend in solchen Aufzählungen ignoriert. Immerhin würde ich sie als eine meiner Lieblingsbands bezeichen, deren komplettes Oeuvre bei mir herumsteht, und von der ich (abgesehen von "True Stories") auch alles zu schätzen weiß.
Hiermit sei Abbitte geleistet. Der Song, zu dem ich mich erst nicht mehr bewegen werde, wenn ich tot bin (und sogar das ist dann eine unzureichende Ausrede).