das ist aber auch eine ganz ganz schlimme frage, die eigentlich vor die genfer menschenrechtskonvention gehört. und ich kann total verstehen, dass man nach einem gewonnenen finale schlechte laune hat; ich an seiner stelle hätte dem reporter sicher eine gedrückt.

Ich glaube nicht, dass Toni Kroos nur vorselektierte Fragen beantworten will. Das heißt aber nicht, dass man jede Frage beantworten muss.

Ich hätte auch keine Lust 5 Minuten (!) nach dem Sieg der Champions League darüber zu reden, wie viel besser das andere Team gewesen sei.

Das erinnert mich an das Interview mit Mertesacker, der - direkt nachdem sie ein WM-Spiel gewonnen hatten - gefragt wurde, warum sie so schlecht gespielt haben. Wenn Kroos sagt, dass das typisch deutsch ist, hat er sicher nicht unrecht.

viel schlimmer finde ich die immer noch nicht gecancelte culture der weissen sneakers, no socks, zum navy slim fit anzug der jochen breyers dieser welt. kramer dennoch cool und talentiert, mertesacker hat vor einem mikro nichts verloren.

Zitat von faxefaxe im Beitrag #644

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Er verdient mindestens 20 Millionen Euro im Jahr wegen der medialen Aufmerksamkeit.
Und Du kannst als Journalist schon verstehen, dass er sich die Fragen lieber selbst aussuchen will?

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Doch, Jack, sein Gehalt hat etwas damit zu tun.
Die Summen sind nur wegen des Zirkusses drum herum finanzierbar.
Ginge es nur um Sport, würden sie soviel damit verdienen wie in anderen Sportarten.

Ich stimme dir zu, dass er nur so viel verdient, weil der Profi-Fußball pervers ist.

Ich stimme dir aber nach wie vor nicht zu, dass man auch als Profi-Sportler jede Frage gutheißen muss. Zumal er die zweite Frage in seiner ersten Antwort schon mitbeantwortet hat.

Was heißt "gut heißen"? Warum muss er die Fragen überhaupt bewerten? Er braucht sie doch einfach nur beantworten.

Das heißt, als Prominenter muss man jede Frage beantworten, einfach, weil man das so tut? Das ist mir zu einfach.

Ja, das gehört zum Jobprofil.
Von Journalisten untertänigen Respekt zu verlangen, ist da völlig deplatziert.
Freundlich und professionell kannst Du natürlich trotzdem darauf verweisen, dass Du Dich über den Sieg freust.
Ist doch bei jeder Wahl das selbe. Wenn die CDU 30 Prozent bekommt, aber es für den Sieg reicht, wird kritisch nachgefragt, der Politiker betont, dass er sich freut und allen dankt.
Er verlangt aber nicht Respekt von einem unabhängigen Journalisten.
Und wie gesagt: die mediale Präsenz ermöglicht erst den Profizirkus.
Ich verstehe schon, dass ein Fan da den Reporter kritisiert, bei einem Journalisten wundert es mich.

Ich fand diese Spielfeld-Interviews schon immer komplett sinnbefreit. Beide Seiten tauschen nur die ewig gleichen Floskeln aus.

Ich habe mir jetzt mit 24 Stunden Abstand dieses Interview noch mal angeschaut.

Teilweise muss ich die Meinung revidieren, weil Kaben ja tatsächlich zuerst mit Glückwünschen reingegangen ist. Kroos wirkte da schon lustlos, spielte aber noch mit. Die erste Frage zum Spielverlauf war auch noch vollkommen okay, auch wenn Kroos die schon doof fand.

Der Bruch kommt für mich mit der zweiten Frage zum Spielverlauf. Kaben hat offenbar nicht registriert, dass Kroos schon seltsam auf die vorhergehende Frage reagiert hat. Die Frage von Kaben, ob man von Liverpool überrascht gewesen ist, ist dazu noch selten doof. Kroos sagt ja zurecht: "Wir sind in einem Champions-League-Finale."

Madrid hat in der Champions-League-Saison schon öfter nicht das Spiel dominiert und trotzdem gewonnen. Dass Liverpool mit dem Klopp'schen Gegenpressing dominant ist, besonders gegen eine Mannschaft wie Madrid, die oft aus der Defensive heraus agiert, ist jetzt alles andere als überraschend. Kaben hat also wirklich alle Optionen, hätte zum Beispiel Kroos über Courtois' Leistung befragen können, der Madrid im Spiel gehalten hat. Oder: "Warum haben Sie trotz des immensen Drucks von Liverpool das Spiel am Ende gewonnen?" Selbst "Was haben Sie denn da mit Ancelotti besprochen?" Wäre alles besser gewesen. Kann sein, dass diese Fragen Kroos auch nicht gefallen hätten.

Grundsätzlich muss ein Journalist natürlich fragen, was er will. Aber er kann, in der Phase nach einem Fußballspiel von solcher Bedeutung, in dem ein Spieler noch voller Adrenalin ist (auch wenn er schon so viele Titel wie Kroos geholt hat), nicht erwarten, dass jede Frage auch gut ankommt. Muss er ja auch nicht, wenn er meint, so zu fragen.

Im Endeffekt sehen beide da nicht gut aus.

Vielleicht hat es auch mit der mangelnden Wertschätzung von Kroos in Deutschland zu tun. Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Spieler aller Zeiten, gilt hier aber immer noch als Querpass-Toni. Bayern hat ihn damals vom Hof gejagt, weil Hoeneß mit ihm und seinem Spiel nichts anfangen konnte.