Frühstück bei Monsieur Henri

Bei diesem Film sollte man sich nicht vom Trailer irreführen lassen. Nach sehen des selbigen erwartet man nämlich eine zumindest halbwegs witzige Komödie. Und der Stoff taugt auch dazu:
Der grantelnde Misanthrop Henri (gespielt von Claude Brasseur - Vics Vater aus La Boum ist ein sehr alter Mann geworden) nimmt die Studentin Constance als Untermieterin auf. Diese hadert mit den Ansprüchen des Vaters, dem Uni-Abschluss und Selbstzweifeln. Obendrein ist sie knapp bei Kasse und lässt sich wohl oder übel auf einen seltsamen Deal ein: Wenn sie es schafft, Henris Sohn so lange zu umgarnen, bis der seine Frau – die verhasste Schwiegertochter - verlässt, dann wird ihr die Miete für mehrere Monate erlassen.
Der Film plätschert so vor sich hin, ab und zu blitzt mal etwas Witz und Charme auf. Das war es dann aber auch. Auch die Figuren wachsen einem nicht so richtig ans Herz.
Und gefrühstückt wird nur einmal ganz kurz.

Solange dieser von der Filmförderung gepuderte, auf das Ü40-Publikum zugeschnittene Arthaus-Biedermeier aus (meistens) Frankreich und Deutschland im Kino so erfolgreich ist, wird er wohl auch weiterhin die Kinoprogramme verstopfen.

Hätte ich nicht so gut formulieren können, gefällt mir aber sehr, diese Einschätzung. Könnte einer der Gründe sein, warum ich mich nur noch selten gezungen sehe, ins Kino zu gehen und das Programm meist überhaupt nicht mehr verfolge.

Diese Filme blockieren die Programmkinos genauso wie der 200 Millionen-Budgetschrott aus Hollywood die Multiplexe.

Zitat von Reverend im Beitrag #947

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Arthaus-Biedermeier

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Die Freunde von Monsieur.....die Töchter von Madame.....ziemlich beste Sozialarbeiter....

... als nächstes übrigens ganz programmatisch "der Landarzt von..."

Kürzlich hab ich übrigens den sehr guten französischen Film "Alles was kommt" gesehen. Die wunderbare Isabelle Huppert hastet durch ihr Philosophielehrerdasein. Die Altersdepression der Mutter, das Zerbrechen der Ehe und der Verlust ihres Verlages, in dem sie regelmäßig publiziert hat, lassen sie allerdings plötzlich in eine Freiheit stolpern, mit der sie erst lernen muss umzugehen. Als Werkzeug dient ihr dabei die Philosphie, mit der sie sich Zeit ihres Lebens theoretisch beschäftigt hat, die ihr jetzt aber auch in der Praxis helfen soll. Ein wirklich sehenswerter kleiner Film, der natürlich vor allem von der Hauptfigur und -darstellerin lebt, der man eigentlich permanent folgt.

Oh, das ist doch der neue von Mia Hansen-Løve, oder?
Von der hatte ich zuletzt den tollen "Eden" gesehen, und ihr "Le Père de mes enfants" war ja auch ganz wundervoll.

Genau das ist der neue von ihr. Es gibt also Hoffnung für das französische Kino.

Nehmt einfach die Originaltitel, dann wird es besser bzw. leichter unterscheidbar. Die deutschen Verleihtitel sind ein Thema, über das ich stundenlang dozieren könnte.

Ich liebe es, wenn ein Film in Deutschland einen anderen englischen Titel bekommt als im Original. Das ist so ein Schwachsinn!

"Alles was kommt" ist aber kein so schlechter deutscher Titel für "L'Avenir".

Trotzdem fraglich, warum man den Titel nicht einfach übersetzen kann, sondern sich was anderes ausdenken muss.