Tyler: Der leuchtend blaue Faden

Unaufgeregte, aber gut zu lesende, bewegende Familiengeschichte.

Ich wollte immer mal was von Matt Ruff lesen, weil mein Freund Jochen ein großer Fan ist - nun hab ich aufgrund des Missbrauchsthemas das Buch einer Kundin empfohlen, die es direkt gelesen und wiederum mir DRINGEND empfohlen hat. Und ja: Es ist ein gutes Buch. Unterhaltsam, voller skurriler Charaktere, die liebevoll gezeigt werden, mitsamt Roadtrip und spannender Aufarbeitung der tragischen Familiengeschichten der zwei Protagonisten, die das Schicksal der Multiplen Persönlichkeitsstörung teilen.
Das Ende wird dann allerdings etwas zäh, ein paar Seiten weniger hätten dem Buch nicht geschadet.

Skurrile Charaktere ist immer eine Beschreibung, die mich eher abschreckt. Allzu skurril mag ich es nicht haben ;-)

Nun, falls du das Buch nicht sowieso schon kennst und magst, würde ich dir in dem Fall abraten. Es ist ein bisschen wirr und die Leutchen darin ziemlich eigen. (Was vermutlich bei gespaltenen Persönlichkeiten - so es sie überhaupt geben sollte - normal ist.)

sehr großartiges buch, leider hab ich davon tagelang albträume bekommen.
besser fand ich fool on the hill.

Heinz Helle - Eigentlich müssten wir tanzen

Fünf Männer stellen nach einem Wochenende in einer Berghütte fest, dass die Dörfer verbrannt, die Menschen verschwunden sind. Sie kämpfen sich durch die Wildnis, jeder Tag zehrt mehr an ihnen.
Das Ganze wird sehr unsentimental in einer reduzierten Sprache und ohne klassische Dialoge erzählt, in sehr kurzen, präzisen Kapiteln. Prinzipiell beeindruckend und sehr passend zum Thema und den Figuren, mir persönlich aber ZU reduziert, ZU poetisch verknappt. (Das ist aber eindeutig Geschmackssache; die meisten werden das Buch garantiert genau deswegen in den Himmel loben.)

Zitat von sisty im Beitrag #455

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sehr großartiges buch, leider hab ich davon tagelang albträume bekommen.
besser fand ich fool on the hill.

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die Welt die er da entwirft geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

Kapitelman: Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters.

Interessantes Buch über einen ukrainischen Juden aus Deutschland, der mit seinem Vater zum ersten Mal nach Israel reist.

Zitat von sunday im Beitrag #458

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die Welt die er da entwirft geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

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Martin Suter - Small World

Ich glaube, das ist das Beste, was ich seit Langem gelesen habe. Ich wusste nicht, was mich erwartet. Kannte Suter schon vorher, zwei seiner Bücher, vor allem "Die dunkle Seite des Mondes" hatten mir (sehr) gefallen. Aber das hier... wow. Was anfängt wie eine zynische Abrechnung mit der Schweizer Oberschicht, nimmt zwischendurch eine Wendung, dann noch eine und endet für mich sehr, sehr emotional. Was bei Suters nüchternem Stil besonders bemerkenswert ist. Ganz großartig.

Habe ich gern gelesen. Eine Familiengeschichte in der polnischen Provinz, über Vertreibung, Herkunft, etc.
Eher ein Frauenbuch (eine heikle Klassifizierung, bei mir positiv besetzt).

Elena Ferrante - Meine geniale Freundin
Wäre das nur eine klassische Geschichte einer Mädchenfreundschaft aus Sizilien, hätte das Buch mich wohl nicht so gefesselt. Dass aber der soziale Aspekt, die ständige Angst vor Armut und der extreme Drang nach gesellschaftlichem Aufstieg, Reichtum und Flucht aus den dörflichen Verhältnissen, sowie die ungefilterte Schilderung der brutalen Realität des sizilianischen Alltags in den 50er Jahren eine so starke Rolle spielen, hebt Ferrantes Roman deutlich von ähnlichem Bestsellermaterial ab.
Die Freundschaft wird außerdem auch sehr plastisch als ein kontinuierlicher Konkurrenzkampf geschildert: Nicht nur Liebe verbindet Lena und Lila, sondern auch Rivalität: über schulische Leistungen, das Aussehen, die Beziehungen zu Jungs.
Ich habe das sehr gerne gelesen und freue mich auf die Fortsetzung.

Kann ich so unterschreiben - werde bis Februar aber wohl wieder vergessen haben, wer alles wer war ;-). Literarisch finde ich die Aufregung dennoch leicht übertrieben. Habe es aber auch gern gelesen.