76. Rainbowarriors – CocoRosie Ich kann CocoRosie-Alben nie im Ganzen hören. Da ist zu viel verrücktes, schrulliges im Spiel, das mich nach einer kurzen Weile schon nervös macht. Dass ich mich irgendwann aber doch einmal dazu gezwungen habe, ein paar Alben durchzuhören, nur um zu wissen, ob es vielleicht doch geht, war allerdings eine gute Entscheidung. Sonst hätte ich vermutlich nie „Rainbowarriors“ entdeckt. Ein Song, der quietscht und und knarzt und ernsthaft ein Sample von wiehernden Pferden in sich trägt. Und doch ein Song, der so wunderbar ist und mich aus so ziemlich jedem Stimmungstief ziehen kann. „Rainbowarrior of two spirits, gentle handed and lion-hearted, he laughed and then he answered, like a child he softly whispered: We are Rainbowarriors, evil come not near, rainbow love awaits us, with hearts of love and tears.“
77. Close To Me – The Cure Mir fällt kein Song ein, der meine Füße so zur Tanzfläche zucken lässt, wie „Close to me“ von The Cure. Ich habe keine große Geschichte über mich und The Cure zu erzählen, denn da gibt es nichts. „Close to me“ wurde fünf Jahre vor meiner Geburt veröffentlicht und als ich zur Welt kam schwelgten Cure-Fans bereits ein Jahr in Disintegration-Melancholie. Aber trotzdem, der warme Keyboardsound und eines der ganz wenigen Saxophonsoli auf der Welt, die für mich Existenzberechtigung haben, haben für mich etwas zeitloses, als wären sie gestern veröffentlicht worden. Dieser Song ist Liebe.
78. Almost Blue – Chet Baker Chet Baker entdeckte ich, als ich auf einem harten Klappsofa auf einem Ausflug nicht einschlafen konnte und bis spät nachts Arte guckte. Die Doku “Let’s Get Lost” lief, und die Trompetentöne dieses kaputten alten Kerls liessen mich nicht mehr los. Während ich mir später die Nächte mit meiner Bachelorarbeit über Jack Kerouac und die amerikanischen 1950er-Jahre um die Ohren schlug, liefen Baker-Songs und passten perfekt zur Melancholie, die “On the Road” ausstrahlt. Auch nach abgegebener Arbeit blieb Baker gut. Funktioniert auch hervorragend mit einem Glas Whiskey in der Hand
79. The Hunt – Dexter Gordon Kerouac schrieb über Gordon in “On the Road”, einem Buch, das mir viel bedeutet; und ich nahm mir vor, alles, was Sal Paradise in dem Roman hört, auch zu hören. “The Hunt”, eine Platte, die im Verlaufe des Buches irgendwann über Dean Moriartys Kopf zerbrochen wird, weil er sie so liebt, bringt die andere Seite der Stimmung, die in “On the Road” lebt, diese flirrende Rastlosigkeit, ziemlich gut auf den Punkt.
80. Где такой я? – Mumi Troll Auftakt der Reisetagebücher. In Russlands Wäldern gibt es mehr Musik, als man so denkt. Eine Gitarre, ein MP3-Player und ein russisches Liederbuch können einen Abend am Lagerfeuer, eine Nacht auf dem harten Boden einer russischen Provinzschule oder eine verschwitzte Stunde in der Baña ganz interessant machen. Und über Musik findet man auf solchen Reisen manchmal viel schneller Freunde, als durch eine Dolmetscherin. Dieses Stück habe ich von einer solchen Freundin mit nach Hause bekommen. Wovon auch immer der Typ da singt: Es ist schön. Des Russischen mächte Forenuser mögen verzeihen, wenn sich Fehler in den Liedtitel eingeschlichen haben. So oder so habe ich nicht die geringste Ahnung, was da steht.
81. Down by the river – Neil Young Das ganze Album „Everybody knows this is Nowhere“ ist wundervoll. Aber „Down by th River“ atmet eine Traurigkeit und hat eine so wunderbar warm klingende Gitarre, dass es mich jedes Mal wieder fasziniert. Ich assoziiere diese Lied irgendwie immer mit einer Bootsfahrt auf einem Fluss durch die gleichen russischen Wälder einen Song weiter vorn. Warum weiß ich nicht, denn weder auf noch an diesem Fluss habe ich irgendwen erschossen, geschweige denn mein Baby. Das wir da gerade mitten im Nirgendwo waren, wusste allerdings jeder auf dem Boot.
82. Candy Shop – 50 Cent Reisetagebücher, nächster Teil. Es ist Freitag Nachmittag in Mumbai, mindestens 35 Grad heiß, tropisch feucht, und die Zeitung, bei der ich in Indien eigentlich ein Praktikum machen wollte, meldet sich einfach nicht. Mist. Mein neuer Mitbewohner fährt mit dem Jeep seines Arbeitgebers vor. Wenn ich schon nicht arbeiten kann, kann ich wenigstens ein bisschen rumfahren. Wir thronen hoch über Mumbais bröckeligem Asphalt. „Not going well?“ fragt mein Mitbewohner und lacht mitleidig. “Da müssen wir was gegen machen”, sagt er und dreht die Stereoanlage auf. Auf seinem MP3-Player hat sich seit circa 2003 nichts mehr getan. Green Day’s American Idiot wechselt sich mit Avril Lavigne und den Sugar Babes ab, und mit 50 Cent. “Take me to the candy shop”, rappt der über wummernde Beats. Ich kann nicht anders, als zu lachen. Was soll's, du indisches Käseblatt. Mach deinen Kram doch alleine.
83. One Day / Reckoning Song – Asaf Avidan Mitten in der Nacht an einem Strand am arabischen Meer tanzt mein Mitbewohner durch die Wellen und singt laut: “One day, baby, we’ll be old, oh baby, we’ll be old, and think of all the stories that we could have told.” Oder etwas, das er dafür hält. Ich denke an die Ratte, mit der wir heute Nacht unser Zimmer teilen müssen, und an all die Geschichten, die ich gerade erleben darf, und bin froh, meine Füsse ins warme arabische Meer halten zu können.
84. Rani Tu Mein Raja – Son of Sardar Eine kleine Dreizimmerwohnung zu sechst zu teilen ist gar nicht so nervenaufreibend, wie man denkt. Nur die Angewohnheit meines einen Mitbewohners, durch mein Zimmer ins Bad zu gehen, um dann um 7 Uhr morgens laut indisches Musikfernsehen anzumachen “um wach zu werden”, geht mir schnell auf den Geist. “Rani tu mein Raja” ist gerade schwer angesagt. Der Film “Son of Sardaar” läuft ewig in den Kinos, und überall plärrt dieser Song aus dem Soundtrack aus billigen Lautsprechern. Ich danke Shiva, Vishnu, Ganesh und all den anderen, als nach drei Wochen endlich der Fernseher kaputt geht. Doch irgendwie mag ich den Song inzwischen und muss immer breit grinsen, wenn ich die Anfangstöne höre, die mit Sicherheit aus irgendeinem Jennifer-Lopez-Song geklaut sind. Schon wieder: hart zuschlagendes musikalisches Stockholm-Syndrom.
85. Killing in the Name – Rage Against the Machine Inzwischen schaffen es viele Vergewaltigungsfälle aus Indien in die internationalen Medien. Als ich dort war, begann das gerade erst. Die Proteste und Demonstrationen, nachdem eine Studentin in Delhi von einer Gruppe junger Männer vergewaltigt und unter einen Bus geworfen wurde, bekam ich auf den Straßen Mumbais live mit. Doch das weitgehend prüde Land, das so viel unterdrückt, das Küssen in der Öffentlichkeit unter Strafe stellt und unglaublichen Druck auf seine junge Generation ausübt, bewegt sich nur langsam in die Richtung einer Verbesserung. Die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ich kennenlernte, waren sehr brav und der strengen Erziehung ihrer Eltern treu, sprachen nur sehnsüchtig von einem anderen, offeneren Leben. Aus purem Zufall stolperte ich mit einem meiner Mitbewohner in Mumbais kleinerer Nachbarstadt Pune irgendwann in einen Hardrockclub. Dass es so etwas in Indien überhaupt gibt, hätte ich damals nicht erwartet. Drinnen 50 volltrunkene junge Leute mit großen Krügen voller Kingfisher-Bier vor der Nase, Arm in Arm. Über die Boxen dröhnte auf voller Lautstärke Rage Against the Machine mit „Killing in the Name“. Ein ganzer Club voller Inder brüllte aus vollem Hals „Fuck you, I won't do what you tell me!“ Unerwartet, unangepasst, wütend, wunderbar. Tolle Leute und ein toller Abend.
Zitat von LFBTolle Story das. Und hmmm, Kingfisher beer ist gar nicht schlecht.
Zitat von CobraBoraAuf Albumlänge habe ich mit solcher Musik Schwierigkeiten, aber in kleineren Dosen kann mir sowas durchaus gefallen. Was die Ratte betrifft: Hast du damals das Original mitbekommen, oder auch erst den Wankelmut-Remix? Bei CocoRosie geht es mir übrigens ganz ähnlich wie dir.
Zitat von QuorkIn den wenigen Clubs, die es da in der Entfernung einer Rikshafahrt gab, mischten sie diese Songs immer unter Pitbull und Rihanna und dergleichen, da fiel es nicht mehr großartig nervig auf Zur Ratte: Das war wohl bei mir auch nur der Remix, das Original kannte ich damals nicht, und habe auch diesen Song überhaupt nur mitbekommen, weil einer meiner Mitbewohner ihn ständig laufen ließ.
86. Dum Maaro Dum – Zeenat Aman & Dev Anand Zum indischen Lichterfest Divali lud meine Chefin mich und meine Kolleginnen zu sich nach hause ein. Karaoke-Abend. Na toll, dachte ich, denn ich bin kein Freund von Karaoke. Nie habe ich mich beim Karaoke-Singen allerdings so blamiert, wie an diesem Abend, an dem es fast keine englischsprachigen Songs zur Auswahl gab. Versuch mal, Bollywood-Klassiker auf Hindi mitzusingen, wenn schon der Name deines Lieblingsessens dir Ausspracheprobleme bereitet. Zum Glück ist „Dum Maaro Dum, Hare Krishna, Hare Ram“ nicht der anspruchsvollste Text, und nach drei Wiederholungen hat man ihn auch im Kopf. Meine Rettung.
87. Something Good – Alt-J Ein Album, das schon den ganzen Sommer durch Feuilletons und Musikzeitschriften geisterte, aber erst kurz vor Weihnachten bei mir in Indien so richtig ankam. Ich schenkte mir den iTunes-Download selbst zu Weihnachten und war ab da selig mit diesem wunderschönen Album. Es begleitete mich auf ewigen Rikschafahrten durch die 20-Millionenmetropole Mumbai, auf Busfahrten in die indische Pampa und zu alten buddhistischen Höhlenklöstern. Jetzt ist es voller bunter Erinnerungen.
88. La – Nils Frahm Eine wunderschön intime Atmosphäre, in der man jede Pedalbewegung hört. Wenn der Nachtbus durch Indiens kühlen Norden mal wieder zu sehr rumpelte, oder der Fahrtwind kalt durch die Ritzen im Fenster zog, sorgte Nils Frahm für die nötige Beruhigung.
89. Mirandote Dormida – Matamba Ich mag ja eigentlich keinen Reggae. Also so gar nicht. Bob Marley kann ich in seltenen Momenten gerade noch ein bisschen was abgewinnen. Aber dann ist auch Schluss. Und doch, und doch kann ich mich eines Grinsens nicht erwehren, als Matamba mit Rastazöpfen bis zum Boden in der ziemlich verkifften Kellerbar “TTKos” auftaucht, über deren Tür ein riesiger Grubenhelm hängt. Es ist schon halb 1. Morgen muss ich um 9 arbeiten. Und ich weiss gar nicht so recht, wie ich hierher gekommen bin. Meine neuen Mitbewohnerinnen in Bolivien haben mich hierher geschleppt. Sie lieben Matamba, Reggae und diesen komischen Drink, der nach Haribo-Tropi-Frutti schmeckt und in einer riesigen Nussschale serviert wird. Egal. Heute Abend finde ich das alles auch gut. Hakuna Matamba.
90. Matame – Gilda Der Minibus ist brechend voll. Aber irgendwie findet noch eine, und dann noch eine alte Frau in traditioneller Andenkleidung und mit riesigem Bündel auf dem Rücken Platz in dem Gefährt. Mir ist ein bisschen mulmig. Es ist meine erste Minibusfahrt überhaupt, und im Auto riecht es unheilvoll nach Benzin, als sei eine Leitung undicht. Wir fahren von La Paz in Bolivien nach El Alto, in die ärmere und angeblich gefährlichere Schwesterstadt. Denn in El Alto gibt es den grössten Freiluftmarkt Südamerikas (angeblich). Auf dem Weg die steilen Bergstraßen hoch stockt der Motor. Wir fahren Schritttempo und der Benzingeruch wird schlimmer. Wenn wir noch ein bisschen langsamer wären, würden wir rückwärts den Berg herunter rollen. Im Radio scheppern lateinamerikansiche Schlager. “Mata me con tus ojos, mata me con tus besos”, singt eine Frau. “Töte mich mit deinen Augen, töte mich mit deinen Küssen.” Ich befürchte, dieser Motor braucht nicht einmal das zum Sterben.
Zitat von QuorkIch mag ja eigentlich keinen Reggae. Also so gar nicht. Und ich dachte, ich mag dich
Noch ein Nachtrag zu Chet Baker: Das ist jetzt so ein "Lied", das man durchaus in so einer Liste bringen kann. Ich finde Jazz hier zwar grundsätzlich unpassend, aber das geht in Ordnung und ist zudem noch außergewöhnlich gut
[quote)"Quork"]So hat jeder seine kleinen (oder großen) Fehler
Ich hatte mir diese "kein Jazz"-Regel ja gar nicht gegeben, auch wenn es so oder so wenig geworden ist. Wobei du natürlich recht hast, und "The Hunt" kaum wirklich als Song gelten kann. [/quote]
91. Idilio de Amor – Maria Juana Ich weiß, dieser Thread ist langsam an dem Punkt angekommen, da er für Außenstehende vor allem schmerzhaft sein muss. Aber was soll ich machen, die letzten anderthalb Jahre haben musikalisch ziemlich gewütet. Das gilt dann auch für Song 91: Dieses Lied ist eine der bekanntesten Morenadas überhaupt in Bolivien. Auf Märkten, in Taxis, Minibussen, im Radio und in Restaurants wird es einfach ständig gespielt. Nach zwei Durchläufen kann man die Panflötenmelodie auswendig mitpfeifen und hat sie auch auf ewig im Ohr (ich bin fest überzeugt, der Teufel hat dieses Instrument erfunden). Wenn ich das leidige Gedudel heute höre, muss ich an all die Straßenhändler denken, die diesen Song immer plärren ließen, und fühle das Fernweh. Dass das nicht nur musikalisch sondern auch textlich der gröbste Kitsch ist – geschenkt. Einfach den Kopf ausschalten und Panflöte spielen lernen.
92. Kalamarka – Ama Amazonas Ich sitze in einem Jeep auf am Salar de Uyuni, einem Salzsee in den Anden. Makelloses Weiß bis zum Horizont, Sonne, die die Tafel Schokolade im Rucksack in Minuten in Kakao verwandelt. Dabei Außentemperaturen von etwa -5 Grad. Unser Fahrer fragt, ob wir etwas gegen Musik hätten. Nein, natürlich nicht, leg mal los. Vom MP3-Player am Autoradio plärrt bolivianische Folklore. Was auch sonst? Ein paar Stunden halten wir ohne ein Wimpernzucken durch. Doch dann beginnt das gleiche „Best of Bolivia“-Album zum vierten Mal, und Kalamarka singen zum vierten Mal, wie sehr sie den Amazonas lieben. Wir verdrehen gequält die Augen, wollen aber lieber nichts gegen die lokale Folklore sagen. Als unser Fahrer für ein paar Minuten draußen in der Kälte verschwindet, um Mittagessen zu besorgen, drehen wir das Radio leiser. Und schon sitzt er wieder neben uns, guckt irritiert auf das Radio und dreht es wieder lauter. Message received. Message ignored. Das Spiel wiederholte sich in noch etwa zehn Mal, bis wir nach Stunden und Tagen im ausgestorbenen und unwirtlichen Andenhochland wieder in der kleinen Salzminenstadt Uyuni ankommen. Wir halten vor dem Haus der Reiseagentur und ich drehe ein letztes Mal das Radio leiser. Unser Fahrer grinst, dreht das Radio wieder laut und sagt uns Adios. Argh.
93. Einsamer Hirte – James Last & Georghe Zamfir Wir sind im Bildungsministerium zu Besuch, damit der Minister eine wichtige Unterschrift gibt. Ein Ausbildungsprojekt, das die Organisation, für die ich hier arbeite, bald beginnen will, muss noch anerkannt werden. Das Fernsehen ist auch dabei. Als Rausschmeißer spielen sie allen Ernstes nach der Pressekonferenz einen Song aus dem Kill-Bill-Soundtrack. Draußen demonstrieren die Lehrergewerkschaften und werfen Feuerwerkskörper, die an normalen Tagen mit Sicherheit zur Sprengung unter Tage verwendet werden. “Gringo, versteck die Kamera”, flüstert man mir durch einen knallfrischen Tinitus zu. Und über allem scheint die blendende Sonne. Buenos días, Bolivien.
94. La La La – Naughty Boy feat. Sam Smith Naughty Boys Song war lange an der Spitze der britischen Charts. Das macht ihn nicht unbedingt interessant. Das in Bolivien gedrehte Video zur Single allerdings, das eine alte bolivianische Legende erzählt, und dabei erstaunlich nach dem Zauberer von Oz aussieht, lohnt sich allerdings. Ein tauber Junge mit der Macht, durch seine Schreie zu heilen, flieht aus seinem schlechten Zuhause, findet einen Strassenhund, einen Aussätzigen, dem er ein neues Herz schenkt, und einen Leprakranken. Am Ende seiner Reise mit den Dreien wird er in einen Mine in der alten Silberstadt Potosí gebracht, wo er einen Dämon bekämpfen soll: El Tio. In den meisten Minen in Bolivien gibt es eine Statue von El Tio, dem man etwas opfern muss, will man lebend wieder aus der Mine herauskommen. Der Dämon in der alten Geschichte tötet die Menschen durch seine Schreie, doch der gehörlose Junge ist der einzige, dem seine Schreie nichts anhaben können. Eine sehr schöne Geschichte, finde ich. Außerdem: Durch die Straße, in der der Leprakranke im Video tanzt, bin ich häufig auf dem Weg zu Workshops und Veranstaltungen meiner Arbeitsstelle gefahren (meistens tanzt da allerdings niemand)
95. Tataralí – Onda Vaga Ausflug gen Norden. Kolumbien ist ein musikalisches Land. Dudelsäcke und Ziehharmonikas allerorten, Leute auf den Strassen, die Musik schreiben, die damit durch die Welt tingeln. Und Hostel-Mitarbeiter mit gutem Musikgeschmack. Im wunderschönen Hostel am Fusse der Sierra Nevada spielen sie zum Abschied ein Album der Band Onda Vaga aus Argentinien. Die “faule Welle” heisst diese Band, und ich lasse mich gerne überschwemmen.
Zitat von tennoist das tatsächlich auf dem kill-bill-soundtrack?!
der schlagende beweis, dass auch tarantinos vielgepriesener musikgeschmack seine blackouts hat. und ein grund mehr, den film nicht sehen zu wollen.
Zitat von QuorkIch hatte auch erst gedacht, ich kenne das vielleicht aus einem Spaghetti-Western und musste lange googlen. Es stellte sich heraus, dass ich so falsch nicht lag. http://www.amazon.de/Kill-Bill-Vol-1.../dp/B0000C9V3T Nummer 14.
Zitat von tennodas vereint leider zwei höllenhunde meiner jugend, und ist für mich ungefähr das, was "cleaning woman" für rigby reardon darstellt.
96. Mango Pickle Down River (With The Wilcannia Mob) – M.I.A. Eine meiner Mitbewohnerinnen in La Paz kam aus den USA, hatte aber indische Wurzeln. Wir unterhielten uns viel und lange über all die Curryvariationen, die wir dort in den Anden vermissten, hörten Musik zusammen und entdeckten eine geteilte Leidenschaft für Alt-J, Childish Gambino und eben auch M.I.A. Eigentlich müsste hier jetzt „Paper Planes“ stehen, der auch im Soundtrack des Films „Slumdog Millionair“ vorkam, der ja unter anderem in meinem liebgewonnenen Mumbai spielt. Ein Song, den ich bei so ziemlich jeder Zugfahrt durch Indien im Ohr hatte. Doch inzwischen habe ich den Song schon so oft gehört, und das sogar in schlechten R'n'B-Clubs, deren Luft von Vodka-Maracuja-Freigetränken fast unerträglich angereichert war, dass ich lieber einen anderen Song auswähle, der mich bis heute packt und nicht loslässt. Der Wilcannia Mob, der hier mit M.I.A. das Rappen ausprobiert, ist einfach großartig.
97. Future Islands – Tin Man Das Internet ist langsam in den entlegeneren Regionen dieser Welt, und gut sortierte Plattenläden mit den neusten Alben von Bands aus Georgia sind rar. So saß ich lange Monate mit einem einzigen Song der Future Islands auf dem MP3-Player fest und hatte keine Gelegenheit, mehr von dieser Band zu hören, die mich so faszinierte. Diese Stimme! Diese Keyboards! So muss Indiepop heute klingen, der nicht langweilig sein will.
98. Nach Hause – Rio Reiser Irgendwann ist auch die weitschweifendste Reiserei mal vorbei, denn irgendwann ist es auch mal gut, für's Erste. Als es in Deutschland Sommer und in Bolivien immer kälter wurde, bekam dieser Song von Rio Reiser auf einmal eine ganz neue Schwere für mich. Es wurde Zeit, die Koffer zu packen und das nächste Schiff nach hause zu nehmen, in gewissem Sinne. Tschüss, Reiserucksack, hallo Deutschland.
99. William Onyeabor – Atomic Bomb Willkommen in der Gegenwart. Frühling in Berlin. Sonnenstrahlen auf dem Flachdach, ein kaltes Getränk und Semesterferien. Da kommt die Musik von William Onyeabor gerade richtig. Die Geschichte hinter diesem Kerl ist ein wenig verrückt, sprechen doch Leute wie Damon Albarn, der Caribou-Typ oder Hot Chip seit Langem von seinen einzigartigen, frühen Synthie-Songs, ohne dass überhaupt jemand wusste, wer dieser Onyeabor überhaupt war. Denn William Onyeabor, einer der innovativsten Musiker Nigerias, zog sich irgendwann urplötzlich aus der Öffentlichkeit zurück und weigert sich heute hartnäckig, mit Reportern über Musik zu reden (oder über irgendwas, das nichts mit Jesus Christus zu tun hat). Seine Musik klingt dabei so unglaublich frisch, dass man gerne wüsste, wer das ist und was er heute so macht. Wie schwierig das herauszufinden ist, erzählt dieser nette halbstündige Film. Mir ist es im Grunde aber auch egal. Allein von der Musik zu schließen, ist er jedenfalls ein „fantastic man“.
100. Hier Song einfügen Platz 100 bleibt leer. Irgendwo in dieser viel zu definitiven Liste muss ja wenigstens ein bisschen Platz sein für all die Songs, die ich vergessen habe, zu denen es keine Geschichte oder sonst etwas zu erzählen gibt oder die mir zu peinlich sind, um davon zu erzählen (viel gibt es da allerdings nicht, ich habe ja sogar Bushido und 50 Cent gestanden). Das ist hier zwar so etwas wie der forentypische Disclaimer vor jeder Bestenliste, aber trotzdem: Solche Listen sehen doch eigentlich jeden Tag anders aus. Das hier ist dafür der Platz für all die Songs, die dabei auf der Strecke blieben. Ich danke für die Aufmerksamkeit. Es hat Spaß gemacht. Und nun ist endlich Zeit, eure ganzen Threads in Ruhe durchzuhören und diese Leerstelle hier mit neuen Lieblingsliedern zu füllen. Bis dahin.
Zitat von CobraBoraSehr schöne Liste, auch wenn es manchmal ein bisschen schnell ging. Danke dafür! Abgesehen von der Soundquaität, das gefällt mir richtig gut! Hätte ich jetzt nicht gedacht, aber toller Groove. Dort gibts also auch Red Bull.
Zitat von QuorkDas mit der Tonqualität liegt leider nicht einmal an Youtube oder veraltetem Quellmaterial, die Aufnahmen alter Bollywood-Songs klingen leider alle so, sogar wenn sie aus den 80ern sind. Es gibt auch eine moderne Version des Songs, die aber von dem alten Groove nicht mehr viel übrig lässt: https://www.youtube.com/watch?v=_CMBCfxN1lU
Zitat von SquonkDas war sehr interessant die Storys waren toll. und fast alles der südamerikanischen und indischen Musik lässt sich in homöopatischen Dosen wunderbar ertragen. Nur gegen Gheorghe Zamfir ist die Hölle noch ein Wellnessparadies. Eine tolle Biografie hast du in deinen jungen Jahren schon hingelegt.
Zitat von QuorkVielen Dank! Freut mich, wenn's gefallen hat. Aufmerksam mehr als einen Song alle paar Tage/Wochen kann ich bei all dem musikalischen Ballast, den ich mitgebracht habe, in der Regel auch nicht ab. Wobei meine Toleranz gegenüber solchen Sachen inzwischen stark gestiegen ist. Wenn's nicht anders geht wird auch die Panflöte irgendwann zur Normalität. Aber ja, der Zamfir ist schon eine Nummer für sich. Hat sich hier auch eher aus sentimentalen als aus musikalischen Gründen reingeschlichen
Zitat von CobraBoraDu wirst lachen, aber auch das gefällt mir.
Die anderen Videos sind aber schon die Härte. Golimar als Michael Jackson... bei "Chal Chal Mere Saathi" musste ich an den Elefantenboy denken. Und bei "Indian Superman" an Supa Richie.
Zitat von tennobollywood kommt bei mir auch noch, aber ganz anders. und an panflöte gewöhnt man sich nie, zumindest nicht mit resthörvermögen.
Zitat von QuorkMir fällt erst jetzt gerade auf, dass zumindest das Intro von dem Elefanten-Song vermutlich nur leicht abgewandelt von "Colonel Hathi's March" aus dem Dschungelbuch geklaut ist. Haathis halt.
Zitat von G. FreemanDen Thread habe ich gerne gelesen, ich danke (bis auf Mercury, natürlich)
Zitat von QuorkFreut mich! Die Abneigung kann ich nachvollziehen – zumal wenn man deinen Ausführungen zu Bloc Party hier im Allgemeinen folgt. Es ist auch für mich nicht mal unter den 10 besten Bloc-Party-Songs, aber es ist der, an dem die meisten Erinnerungen hängen.
Zitat von King BronkowitzSo, der erste Thread, den ich gewissenhaft von vorne bis hinten durcharbeite (irgendwann muß man ja irgendwo anfangen).
Volltreffer bisher: die Kinks. Den Song kannte ich zwar, wußte aber nicht, daß er von ihnen ist. Die Animalsversion von "Don't Let Me Be Misunderstood" habe ich heute auch zum ersten Mal gehört, da ich aber mit Santa Esmeralda und ihren Handclaps zum "Tor des Monats" Anfang der 80er aufgewachsen bin, gebe ich zweiteren den Vorzug. Verpaßten nur knapp den Einzug in meine Liste. Verzichtbar von den unbekannten Songs bisher Donovan und die Ramones.
Zitat von King BronkowitzApropos "Santa Esmeralda": schön, daß ich nicht der Einzige bin, der zuerst diese Version kannte.
Ich hab es so geliebt als Kind. Denkt es euch bei mir auf Listenplatz 101.
Zitat von QuorkNiedlich, auf was für Matschfeldern da gespielt wurde
Zitat von King BronkowitzUnd ich höre grad "Marrakesh Express", obwohl ich es kenne. Freiwillig. Schönes Stück. Schlimm fand ich bisher nur Maximo Park, und das war auch eher belanglos.
Zitat von King BrokowitzIch muß mich korrigieren. Arcade Fire zieht mir gerade die Hose aus.
Zitat von QuorkIch dachte mir schon, dass wir nicht durch 100 Nummern auf einer Linie sein werden, auch wenn ich auch in deinem Thread schon ein paar sehr schöne Sachen gesehen habe. Da muss ich mich allerdings auch noch mal in Ruhe dransetzen, weil auch viel dabei ist, was ich noch gar nicht kenne.
Und diese Geschichte mit den Youtube-Videos geht mir zunehmend auf den Geist. Das dauert ja inzwischen meist nur noch Stunden, bis die Dinger in Deutschland gesperrt sind. Ich werd demnächst mal durch den Thread gehen, gucken was noch läuft und schauen, ob es sich ersetzen lässt, wenn es nicht mehr läuft.
Zitat von King BronkowitzBei mir hat es auch schon drei Videos zerlegt. Es nervt. Die Idee mit den gebrannten Samplern, die LFB hatte, ist gar nicht so abwegig.
Zitat von King BronkowitzPlatz 41- 44 sind schon ganz harter Stoff. Mich muß hier gleich jemand raustragen.
*edit*
Wobei Joanna Newsom zumindest noch originell klingt. Aber 9:28? Hui. Ich mache ja hier die MiB- Methode und stehe jeden unbekannten Song bis zum Ende durch. Und zum Ende hin wird der Song tatsächlich besser, wenn man sich mal an die seltsame Atmosphäre gewöhnt hat.
Zitat von QuorkDaraus schließe ich mal, dass du bei den Plätzen 66-70 und im Grunde bei fast allem ab Platz 80 auch ziemlich zu leiden haben wirst Löblich allerdings, dass du trotzdem weitermachst!
Zitat von King BronkowitzImmerhin: Joanna Newsom hab ich mir sogar zweimal angehört. Es hat was.
Zitat von LFBJetzt bist du einer von denen, King :(
Zitat von Berthold HeisterkampDer King äußert sich positiv zu Joanna Newsom - das wievielte Zeichen der Apokalypse war das jetzt noch gleich?
Zitat von King BronkowitzIch erkenne nur an, wenn jemand was wirklich Originelles macht. Erinnert mich stellenweise an Kate Bush oder "It's Oh So Quiet" von Björk. Ob ich das auf Plattenlänge brauche, weiß ich nicht (eher nicht). Aber mir Sachen unvoreingenommen anzuhören und zu bewerten, hab ich mir in neun Jahren Forum angewöhnt.
Zitat von tennothat's the spirit, bro!
Zitat von King BronkowitzDas "nur" kann man hier auch durch "lediglich" ersetzen, bevor es mißverständlich wird.
Zitat von King Bronkowitz48. Deuces – Achozen 50. Thanatos – Soap & Skin
Das gefällt mir erstaunlicherweise auch irgendwie, und wenn es nur in Verbindung mit dem wirklich sehenswerten Video ist. Aber so klänge Enya, wenn sie komplett was an der Klatsche hätte.
Zitat von King Bronkowitz57. Ashtray Christ – Soft Black Dafür ist das in Ton und Bild das Schlimmste bisher. Lauter entspannte und ach so lustige Menschen, bei denen ich jetzt schon weiß, daß sie ein Humorverständnis haben, das mich ungefähr genau so einschläfert wie dieses verschnarchte Geklampfe.
Zitat von King BronkowitzDarf ich das mit einem leisen Ausdruck des Bedauerns zurücknehmen? 60. O.N.E. – Yeasayer Jessas.
Zitat von LFBZur Ehrenrettung sei auf das erste Album von Yeasayer verwiesen, das wird noch zu meiner Liste beitragen
Zitat von King BronkowitzGrößte Überraschung dieser Liste bisher:
69. Skinny Love – Bon Iver
Gefällt mir richtig gut, hätte ich nach den Liner Notes nie gedacht.
Zitat von Berthold HeisterkampDas ist auch einfach ein absoluter Übersong. Ist bei mir auch auf der Shortlist. Ich hab neulich bei meinem Schwiegervater die CD aus dem Regal gezogen, "Skinny Love" gespielt und er meinte "Das ist gut - wer ist das?". Und das von einem Mann, der sich regelmäßig darüber beschwert, seine Frau könne unmöglich alle Klamotten tragen, die sie kaufe
Zitat von QuorkDas überrascht mich allerdings mindestens ebenso, dass du diesen Song magst!
Und Bon Iver sollte eigentlich nicht unter den Platten sein, die man kauft aber nie hört. Wobei, das zweite Album vielleicht schon.
Zitat von Squonk
Zitat von Berthold HeisterkampDas ist auch einfach ein absoluter Übersong. Ist bei mir auch auf der Shortlist. Ich hab neulich bei meinem Schwiegervater die CD aus dem Regal gezogen, "Skinny Love" gespielt und er meinte "Das ist gut - wer ist das?". Und das von einem Mann, der sich regelmäßig darüber beschwert, seine Frau könne unmöglich alle Klamotten tragen, die sie kaufe.
Das könnte mir mittlerweile auch passieren. Ich glaube, irgendwann ist die Festplatte so voll, dass man die Songs nicht mehr nach dem ersten Takt erkennt.
Zitat von Berthold HeisterkampWenn man aber auch nach zwei Minuten noch keinen Schimmer hat, hat man die CD wahrscheinlich mit einem Haufen anderer erworben und dann maximal zweimal gehört. Nichts Schlimmes dabei, nur in der Situation recht lustig.
Zitat von faxefaxeSkinny Love war bei mir schon nach zweimal hören eingebrannt.
Zitat von drosophilaund dabei ist das zweite album noch so viel besser.
Zitat von faxefaxeIch mag sie beide gern. Nach kurzem am geistigen Ohr vorüber ziehen lassen das zweite aber auch lieber
Zitat von QuorkIch mag sie auch beide sehr gerne. Nur hat sich das zweite Album nie so sehr eingebrannt wie das erste, bei dem mir bei jedem Song das Herz aufgeht. Außerdem hat #2 den gar grässlichen Song "Beth/Rest" als Abschluss. Ich muss da immer einen Song zu früh aufhören, sonst ärgere ich mich nur.
Zitat von King BronkowitzIch kannte von Bon Iver bisher nur den Namen. Einer von den ca. 250 nie gehörten, die pro Forenjahr an mir vorbeiziehen, und das meiste finde ich beim Reinhören auch scheiße. Aber hier werde ich mal ein Ohr riskieren. Ich kann ja mal winken und "Sicherungskopie" rufen, vielleicht hört mich jemand.
Zitat von thunderbird78Bon Iver, eine der viel behypten Bands, von denen ich bislang immer noch nichts besitze. Soll auch heißen: ich habe noch niemals da rein gehört und deswegen auch überhaupt keinen Schimmer, wovon ihr redet. Das werde ich aber auch erst dann ändern, wenn ich Wochen lang nichts anderes finde.
Zitat von SpaceballsIch weiß, dass ich eine Bon Iver besitze, sie nach dem Kauf nicht toll fand, ein halbes Jahr später noch mal gehört und dann ins Schrottregal (Nachbarzimmer) geschoben habe. Vielleicht muss ich mal reinhören, aber das könnte diese berühmte Schrott- CD sein.
ach ja- die kann gerne weg oder als Kopie an die Menschheit weitergereicht werden!
Zitat von tennoich gestehe ja auch eine gewisse freundliche teilignoranz der band gegenüber, die zumindest eine zeitlang eigentlich genau mein beuteschema gewesen sein muss. vielleicht kommts ja noch. (aber die von zahlreichen mir nahestehenden menschen seit jahrzehnten prognostizierte abgöttische van-morrison-verehrung konnte bei mir die distanzierte sympathie bislang auch nicht verdrängen.)
Zitat von King BronkowitzZu Chet Baker und Stan Getz: gefällt mir beides, aber sich in einem Internetcafé mit Kopfhörern (an meinem Rechner funktioniert weder You Tube, noch hab ich Lautsprecher) ist schwierig. Deswegen laufen die eher außer Konkurrenz. Aber Stan Getz hat gut gepunktet. Aber Endspurt hier, der Anfang ist gemacht... beim Abarbeiten der ca. 53 verbleibenden Listen.
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22.07.2015 00:30 (zuletzt bearbeitet: 22.07.2015 00:31)
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