Zum Start von "28 Years Later" eröffne ich diesen Thread zum Thema Zombie-Genre und Infizierten-Genre.
Derartige Filme sind bekanntlich in aller Regel dem Horrorgenre zuzuordnen, allerdings gibt es auch Überschneidungen mit anderen Genres wie Action, Komödie, Science-Fiction, Thriller oder gar Romantik. Die ersten Zombies im Film, die dem klassischen Bild am nächsten waren, waren verwandelte Menschen, die unter dem Einfluss eines Zauberers standen. Prägend war hier vor allem die Darstellung der Zombies im Film "White Zombie" (1932).
Mit dem Erscheinen von "Night Of The Living Dead" 1968 wandelte sich das Zombiebild gravierend. Der Film begründete das Subgenre Zombiefilm, wie es heute verstanden wird. Der Zombie wurde zu einem Synonym für einen menschenfressenden Untoten, der alleine von seinem Hunger nach Menschenfleisch getrieben wird. 1978 entstand George A. Romeros Klassiker "Dawn of the Dead", der eine beispiellose Welle an Nachahmern und Epigonen auslöste. In den 1990ern verlor der Zombiefilm dann immer mehr an Bedeutung, mit Ausnahme vielleicht von Peter Jacksons "Braindead".
In den 2000ern richteten Filme wie "28 Days Later" und das Remake von "Dawn of the Dead" das Genre noch einmal neu aus. Dabei traten realitätsnahe Szenarien in den Vordergrund, die lebende Menschen durch Infektionen in unzurechnungsfähige Bestien mutieren lassen. Der Hauptunterschied besteht darin, dass die Infizierten, anders als die Untoten, auch ohne aktive Bekämpfung des Menschen einem natürlichen Tod anheimfallen können, so dass anders als im traditionellen Genre erstmals die Möglichkeit einer passiven Bekämpfung aufgezeigt werden konnte.
Zum Einstieg meine völlig unmaßgebliche und subjektive Liste von Filmen (und Serien), die diesbezüglich einen Stein bei mir im Brett haben ... in chronologischer Reihenfolge:
Night Of The Living Dead (Romero, 1968) Dawn Of The Dead (Romero, 1978) (im Argento Cut) Day Of The Dead (Romero, 1985) The Return Of The Living Dead (O'Bannon, 1985) Braindead (Jackson, 1992) 28 Days Later (Boyle, 2002) Dawn Of The Dead (Snyder, 2004) Shaun Of The Dead (Wright, 2004) 28 Weeks Later (Fresnadillo, 2007) Planet Terror (Rodriguez, 2007) [Rec] (Balaguero & Plaza, 2007) I Am Legend (Lawrence, 2007) (die alternative Version) Zombieland (Fleischer, 2009) The Walking Dead (Darabont, 2010-xxxx) (die ersten 5-6 Staffeln) World War Z (Forster, 2013) (im Extended Cut) Train To Busan (Yeon, 2016) The Girl With All The Gifts (McCarthy, 2016) One Cut Of The Dead (Ueda, 2017) The Last Of Us (Druckmann & Mazin, 2023-xxxx)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Mit diesem Klassiker habe ich so meine Probleme. Letztlich ist Romeros Special-Effects-Mann Tom Savini der eigentliche "Star" dieses Films (und spielt auch eine Nebenrolle) ... die Schauspieler sind dagegen eher hölzern und so uninteressant wie die Figuren, die sie spielen. Romeros Drehbuch ist banal, wenig subtil und häufig zusammenhangslos ... wer "Night Of The Living Dead" nicht gesehen hat, wird zu Beginn nicht verstehen, was genau vor sich geht.
Aus filmhistorischer Sicht hat dieser Film natürlich trotzdem seinen Stellenwert ... und von den unterschiedlichen Schnittfassungen, die von "Dawn Of The Dead" existieren, würde ich den "Argento Cut" empfehlen, der einen vergleichsweise temporeichen Filmaufbau besitzt.
"Jesus, it's everywhere." (Roger)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Für heutige Sehgewohnheiten wirkt auch dieser Film, ähnlich seinen Vorgängern, stellenweise unfreiwillig komisch. Romero legte hier viel Wert auf die Spezialeffekte ... Tom Savini hat gemessen am relativ niedrigen Budget (3,5 Millionen USD) ganze Arbeit geleistet. Unterstützt wurde er dabei von einem Team aus Künstlern, zu denen auch Greg Nicotero und Howard Berger gehörten , die später durch ihre Arbeit an der Serie "The Walking Dead" bekannt wurden. Romero nannte "Day Of The Dead" seinen Lieblingsfilm, es dürfte zumindest sein anspruchsvollster sein ... die Story ist allerdings ähnlich unterernährt wie die dargestellten Zombies.
"Bang, you're dead!" (Private Steel)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Der Film thematisiert den Zusammenbruch der Gesellschaft durch die Verbreitung eines hochansteckenden Virus im England der Jahrtausendwende und zeigt die Flucht von einigen Überlebenden aus dem von Infizierten bevölkerten London. Regisseur Boyle nennt den Science-Fiction-Roman "The Day Of The Triffids" (1951) von John Wyndham als Inspirationsquelle für den Drehbuchautor Garland.
Dank der guten Besetzung und der geradlinigen Geschichte bleibt der postapokalyptische Film auf voller Länge spannend und unterhaltsam. Der Look des Films, der auf digitalem Video gedreht wurde, ist eindringlich und düster. Boyles Einfallsreichtum mit der Kamera flößt dem Film eine Menge Pep ein.
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Ein kinetisches, gewalttätiges und erstaunlich würdiges Remake von George A. Romeros Horrorklassiker, das dem Original huldigt und unter seinen eigenen Bedingungen funktioniert. Zack Snyder macht daraus einen hochoktanigen Zombie-Actionfilm mit extrem bösem Humor. Mir gefällt das Remake besser als das Original ...
"I think I'll just stay here awhile. Enjoy the sunrise." (Michael)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Horror und Humor zu mischen ist keine leichte Aufgabe, gelingt diesem Film aber ausgezeichnet. "Shaun Of The Dead" ist der erste Film der Blood-and-Ice-Cream-Trilogie, die von den Autoren Simon Pegg und Edgar Wright ersonnen wurde. Eine gekonnte Persiflage, die zeigt, wofür Schallplatten-Sammlungen alles gut sein können ...
"The zed-word. Don't say it!" (Shaun)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Der koreanische Film liefert eine aufregende und unterhaltsame Interpretation des Zombie-Genres ... mit einem ausgeprägten sozialen und politischen Bewusstsein, das den Zuschauer emotional fesselt. Gute Charaktere und die tadellose Ausführung tragen dazu bei, dass sich der Film über alle abwertenden Genrevorstellungen hinwegsetzen kann.
"Sorry, but you're infected." (Seok Woo)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Dieser herrlich überdrehte Exploitation-Horror-Spaß ist purer Trash ... im bestmöglichen Sinne. Rodriguez war hier in Personalunion für Produktion, Regie, Drehbuch, Musik, Kamera und Schnitt zuständig und tobte sich mit fröhlicher Hingabe aus ...
"Never did like that son of a bitch. About as useless as a pecker on a pope." (Earl McGraw)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
"One Cut Of The Dead" zeichnet sich durch erzählerischen Erfindungsreichtum aus ... und stellt eine explosiv-komische Rarität dar, der man sich (wenn man denn die erste halbe Stunde überstanden hat ...) nur schwer entziehen kann. Eine durchdachte und originelle japanische Horrorkomödie, über die man im Vorfeld nicht zu viel wissen sollte ...
"An axe. Lucky me." (Chinatsu)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Die ersten zwei Drittel von "I Am Legend" sind ein grandioser und auch gruseliger Spaß ... hier bietet der Film Science Fiction, Action und Horror in hoher Qualität. Der Film schafft eine phantastische Atmosphäre im postapokalyptischen New York und zeigt einen überzeugenden Will Smith, dessen Charakter unter der Belastung des fehlenden menschlichen Kontakts und der ständig wechselnden Rolle des Jägers und der Beute langsam aus dem Gleichgewicht kommt und sich aufzulösen beginnt.
Irgendwann kommen dann aber ein paar fragwürdige Drehbuchentscheidungen und vor allem Gott ins Spiel, ab da fängt der Film an zu schlingern. Ich habe die alternative Version des Films gesehen, in der Neville überlebt und in Beziehung zu seinem Antagonisten der Darkseekers tritt. Besser als das eher missratene Ende der Kinoversion ...
Fazit: "I Am Legend" ist sicher nicht der anspruchsvolle Film, der er sein wollte ... er macht aber dennoch Spaß. Das CGI im Film ist teilweise wenig gelungen.
"I like Shrek." (Neville)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Eine atmosphärische und spannende Geschichte mit Anklängen an "Children Of Men", "I Am Legend", "The Road" und "28 Days Later" ... mit einem eher intimen Fokus, düsteren Bildern und einer ebenso düsteren Erzählung. McCarthys Versuch, die Definition des Lebens und die Frage, wer es verdient, in Frage zu stellen, ist faszinierend, auch wenn er die angestrebte Tiefgründigkeit nicht gänzlich erreicht.
"It's not over. It's just not yours any more." (Melanie)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
The Last Of Us (Neil Druckmann & Craig Mazin, 2023-xxxx)
Gelungene Videospieladaption über das Leben nach einer globalen Pandemie, angetrieben von zwei Hauptprotagonisten (Pedro Pascal und Bella Ramsey), die sich ihren Weg durch die Postapokalypse bahnen und dabei Trauer und Traumata bewältigen müssen. Die bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzte Serie hat augenscheinlich ein großes Budget spendiert bekommen und zeigt sich visuell sehr stark ... mit Effekten, einer Kameraführung und einem Schnitt, die sehr viele Spielfilme übertreffen.
"I don’t think I can forgive you for this. But I would like to try." (Ellie Williams)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Eine effiziente und spannende, sowie fantasievolle Ergänzung des Zombie-Filmkanons bzw. des Infizierten-Genres. Die Figuren bleiben zwar ziemlich blass ... trotzdem weiß der Film zu überzeugen und lässt die 123 Minuten im Extended Cut schnell vergehen.
Genau diesen Extended Cut würde ich auch wärmstens empfehlen, weil die rückgängig gemachte Zensur in Verbindung mit der hinzugefügten Gewalt und Action dem Film gegenüber der Kinoversion einen deutlichen Pluspunkt verleiht.
"Most people don't believe something can happen until it already has. That's not stupidity or weakness, that's just human nature." (Jurgen Warmbrunn)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
The Return Of The Living Dead (Dan O'Bannon, 1985)
Vermutlich der beste Zombie-Film der 80er Jahre, der es schafft, Horror und Komödie gelungen zu kombinieren. Der Film ist der reinste Punk ... trashig, witzig, schludrig und nie langweilig.
"You think this is a fuckin' costume? This is a way of life." (Suicide)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)
Horror und Humor zu mischen gelingt diesem Film ähnlich gut wie "Shaun Of The Dead". Unterhaltsam und rasant, mit einigen Roadmovie-Anleihen und einem großartigen Cameo-Auftritt von Bill Murray. Ursprünglich wurde der Cameo-Auftritt Joe Pesci angeboten, dessen Agent die Rolle aber wegen zu geringer Gage ablehnte.
"Is that how you say hello where you come from?" (Bill Murray)
Der Tod der menschlichen Empathie ist eines der frühesten und deutlichsten Zeichen dafür, dass eine Kultur gerade in Barbarei verfällt. (Hannah Arendt)