Manchmal stolpert man in Büchern/Zeitungen/Magazinen/Onlineinhalten auf Textstellen, die einfach nur bemerkenswert/lustig/tiefsinnig/kurios/erschreckend/bewegend sind und man verspürt ein inneres Bedürfnis, diese Zeilen mit der Welt zu teilen. Aber so richtig wollen sie in keines der vorhandenen Themen passen.
Diesen Textsprengseln soll mit diesem Thread eine Heimat geboten werden.
Da man ja mit gutem Beispiel vorangehen soll, werde ich den Einstand geben. Im Leben sollte man Stillstand vermeiden, so muss ich mir zumindest immer wieder sagen lassen. Dementsprechend arbeite ich daran, mein Flirtgame aufzupolieren und habe mir zeitgenössiche Literatur besorgt und zwar dieses Buch aus dem Jahr 1908 (betrachtet man das große Ganze quasi einen Wimpernschlag alt):
Professor Dr. Erwin Humperdinck - Wie küßt man? Beiträge zu einer Psychologie der jungen Damen und Herren, nebst einer Anleitung zum Flirten
Und dort steht geschrieben:
Zitat
II. Kußspiele
Die Kußwette
Man wettet um etwas mit einer Dame. Gewinnt man die Wette, so muß die Dame nun einen Kuß als Prämie geben, verliert man sie, so muß man selbst einen Kuß zahlen. Für den Herrn und für die Dame ist die Chance der Wette gleich. Man bekommt auf jeden Fall einen Kuß, was die Dame im Momente, da die Wette eingegangen wird, gewöhnlich nicht merkt.
Der Kuß durch das Gitter
Eine Dame spreizt die Finger der Linken vor ihrem Munde, und fordert einen Herren auf, sie zu küssen. Der Herr spreizt ebenfalls seine Finger vor dem Munde, und versucht den Kuß, der niemals gelingt. Daraufhin wird er ausgespottet, daß er nicht imstande ist, den Wunsch einer Dame, die ihn um einen Kuß direkt bittet, zu willfahren.
Der falsche Kuß
Eine Dame, die verlobt ist und die nicht küssen darf, kann man auf folgende Weise küssen. Man stellt sich ihr vis-à-vis, als ob man sie küssen wollte. Zwischen beide Gesichter wird aber eine Serviette gehalten, so küßt die Dame straflos. Auf einmal faßt man sie um die Hüften, wobei sie sich instinktiv wehrt und seitwärts biegt. Dort ist keine Serviette und so küßt man sie auf den Mund, was dann als ihre eigene Schuld angegeben wird. Warum hat sie sich seitwärts gebeugt?
Speckschneiden
Der, welcher verurteilt wird, Speck zu schneiden, stellt sich in eine Zimmerecke und ruft:
Ich stehe hier und schneide Speck Und wer mich liebt, der holt mich weg.
Daraufhin müssen andere hinzueilen und ihn zu erlösen suchen. Er bekennt sich erst dann als erlöst, bis er von der geliebten Person einen Kuß erhalten hat. Da alle sich beim Küssen drängen müssen, weiß niemand, wer in der Eile den erlösenden Kuß gegeben hat, woraus immer großer Spaß entsteht.
Hach, früher war die Welt halt noch in Ordnung. Ich denke, jetzt bin ich recht gut gewappnet. Freue mich schon darauf, wenn ich demnächst in Gesellschaft das Speckschneiden wieder einführe.
Ich hatte mit einem Ansatz mit körpereigenen Laktobazillen gerechnet.
"Auf deinem Shirt steh‘n die Dinge, Die du gerne wärst, nicht die du bist, Was im Grunde völlig in Ordnung ist. Nur: Wir können alle lesen Und du bist nie ein Dreckstück gewesen."
"Auf deinem Shirt steh‘n die Dinge, Die du gerne wärst, nicht die du bist, Was im Grunde völlig in Ordnung ist. Nur: Wir können alle lesen Und du bist nie ein Dreckstück gewesen."