Zitat von akri im Beitrag #2549Laut Sänger Felix Flaucher (gestorben 2017) wählte er den Namen Silke Bischoff ganz bewusst als eine Hommage an das 18-jährige Mädchen, das ohne den Medienrummel und das Versagen der Polizei möglicherweise nicht ums Leben gekommen wäre.
Das hätte man auch mit einem Song zum Ausdruck bringen können. So ist das Ganze mit einem schalen Beigeschmack behaftet.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
Was so idealistisch klingen will, missachtet völlig die Gefühle der Hinterbliebenen, die zusätzlich zu ihrer Trauer auch noch eine unterirdische Kackband ertragen müssen, die den Namen missbraucht.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Gut, die Täter/Opfer-Diskussion mag immer etwas schwierig sein…
Ab wann werden Täter/Kriminelle zu sehr durch Bandnamen gewürdigt? Ab wann werden Opfer durch Bandnamen nicht mehr gewürdigt?
Würde sich eine Band nach der iranischen Studentin Negin Abdulmaleki etwa Negin Abdul nennen, dann wäre dies für mich nicht automatisch etwas, was so nicht sein dürfte.
Würde sich eine Band hingegen Pasdaran nennen (nach der im Auftrag von Ruhollah Chomeini aufgestellten iranischen Armee der Wächter der Islamischen Revolution, dann würde dies vermutlich von manchen schlichtweg durchgewunken.
Für mich selbst steht vielleicht zu sehr im Zentrum, was bewirkt wird.
Oft soll ja mit Bandnamen gezielt schockiert werden...wie etwa bei den Child Molesters...
Die Band Belakiss hat sich etwa nach dem ungarischen Serienkiller Béla Kiss benannt, der 24 junge Frauen ermordete.
Die Grungeband Green River benannte sich nach dem sog. Green River Killer, einem Serienkiller im Bereich des Washington State.
Auch die Band John Wayne hat nichts mit einem Westernheld zu tun, somdern benannte sich nach John Wayne Gacy,einem Mann, der sich als Clown verkleidete und in den 70er Jahren 33 Jungen mißbrauchte und umbrachte.
Wenn ein Marilyn Manson sich nach dem Mörder Charles Manson benennt, mag auch dies insbesondere bei den Angehörigen von dessen Opfern anders ankommen als bei anderen.
Fühlen sich diejenigen auch von einer Band angegriffen, die sich Sharon Tate nennt?
Die Band Kasabian hat sich ja ganz ähnlich nach Linda Kasabian benannt – einer Frau, die bei den Morden der Manson-Sekte (etwa an Sharon Tate) mit als Fluchtfahrerin tätig war.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn ich eine Tocher hätte und die wäre ermordet worden, dann würde ich einer Band, die sich nach ihrem Mörder benennt, weitaus negativer und auch viel ablehnender gegenüber stehen als einer Band, die dann den Namen meiner Tochter annimmt. Es dürfte auch jemand ein Gedicht über sie verfassen oder ein Ölbild von ihr malen, etc...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Tut mir leid, Akri, aber das ist alles kompletter Quark. Erstens kannst du spekulieren so viel du willst, wie es dir in dieser Situation ginge. Der Familie von Silke Bischoff ging es offenbar nicht so, sonst hätten sie nicht prozessiert - meiner Meinung nach völlig nachvollziehbar. Keins der oben genannten Relativierungsversuche ist nur annähernd so persönlich wie das Beispiel „Silke Bischoff“, und selbst wenn es so wäre, wär dadurch nichts besser oder weniger schlimm.
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Falls du dich da auf den Rechtsstreit von 2002 beziehst: geklagt hatte damals nicht die Familie von Silke Bischoff gegen den Bandnamen, sondern es war der einstige Bandmitbegründer Axel Kretschmann. Daraufhin mussten Felix Flaucher und Frank Schwer den Bandnamen in 18 Summers umändern.
Ansonsten frage ich mich eben, welche Kriterien denn so angesetzt werden sollen?
Für mich ist dies eben nicht kompletter Quark. Wenn Bands sich nach Massenmördern oder fiktiven Abteilungen von Konzentrationslagern benennen, ist dies ja scheinbar so in Ordnung. Machen halt gute Musik, etc. …
Werden Alben also den Mördern gewidmet, geht dies scheinbar völlig ok… Da spielen dann auch plötzlich die Gefühle der Angehörigen gar keine Rolle mehr.
Ich wiederhole mich: ich verdamme diejenigen, die sich nach den Tätern benennen, weitaus mehr, als die, die die Namen der Opfer in Erinnerung bringen. Es gibt eine Scholl-Big-Band und eine Sophie Scholl-Schule und auch eine polnische Hardcore-Band namens Sophie Scholl.
Was ist, wenn jemand ein Buch über eine Tote – als Opfer - veröffentlicht? Oder einen Bildband? Oder es wird ein Film über ihr Leben gedreht? Meinetwegen wird auch ein Konzeptalbum zu ihr veröffentlicht… Ist dies dann alles automatisch schlimm, verdammenswert?
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
In deiner üblichen Schnappatmung pauschalisierst du wieder ziemlich. Die Band Silke Bischoff hat anfangs ja bewusst morbide "Schock"-Texte geschrieben und ihre Booklets mit Grabsteinen etc. geschmückt. Der Bandname gehörte zu diesem Konzept und das war unanständig. Dass irgendwelche Hillbillies am anderen Ende der Welt ihre Bands nach Massenmördern benannt haben, ändert daran ja nichts und die Diskussion darüber, welcher Ansatz nun für welchen Betroffenen schlimmer ist, führt ins nirgendwo.
Der Täter, dessen Name von anderen verwurstet wird, hat sich selbst zur öffentlichen Person gemacht, das Opfer aber nicht. Die Gladbeck-Entführer haben das Leben von Silke Bischoff für ihre eigenen Zwecke missbraucht. Die dusselige Band hat genommen, was von ihr übrig war, nämlich ihren Namen, und das ebenso für ihre eigenen Zwecke. Die Aufmerksamkeit, die sie damit auf sich lenken wollten, haben sie auch bekommen. Es hat sich also ausgezahlt, auf Kosten der trauernden Hinterbliebenen. Und selbst wenn es nicht so wäre: Dass auch andere Bands sich zweifelhafte Namen geben, macht diese Namenswahl keinen Deut besser.
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Es geht wohl darum, dass da jemand so einen Namen, so ein Ereignis für sich nutzt...
Dürfte aber auch niemand ein Bild von ihr malen? Oder einen Film über sie drehen, ein Buch schreiben, etc. … Weil man dann ja auch den Namen / das Ereignis für seine eigenen Zwecke nutzt?
Man landet schnell wieder bei Joy Division oder Rammstein … und letztlich einer moralischen Komponente.
Naturgemäß wird es nicht alle Beteiligten erfreuen, etwa durch die Namensnennung an des Ereignis selbst immerzu erinnert zu werden.
Auf der anderen Seite sehe ich es so, dass Silke Bischoff als Opfer zugleich auch ein Name ist, der dem Gladbecker Geiseldrama für mich eine persönliche Note gibt. Denn ihr Einzelschicksal hat mich somit auch mehr berührt, weil eben alles mit ihrer Person und mit ihrem Namen verknüpft ist.
Von den 150 Opfern an Bord des Airbus A320 (Germanwings-Flug 9525) ist hingegen nur der Name des Andreas Lubitz als Pilot geblieben, der den Airbus vorsätzlich gegen den Berg gesteuert hat. Die Besatzungsmitglieder und Passagiere ...sie werden für viele wohl eher namenlose Opfer bleiben…
Rapper Manfred darf dafür ja dann mit bislang 5,8 Mio Aufrufen ran: "Bitch, ich bin high wie Andy Lubitz"
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12.11.2022 12:13 (zuletzt bearbeitet: 12.11.2022 12:13)
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