Der Film ist (auch in seiner Länge) eine absolute Zumutung und, wenn man mich fragt, darin absolut brillant. Die Darstellung von Psychose und Paranoia war mir, trotz oder gerade wegen des komödiantischen Timings im ersten Akt, absolut unerträglich. Ein Lachen das mir jedenfalls im Halse stecken blieb. Im Kontrast dazu wird im zweiten Akt jede Idee von Zeit ad absurdum geführt. Auch das zerrt an den Nerven und stellt Sitzfleisch und Sehgewohnheiten auf die Probe. Akt III ist dann nur noch rohe Konfrontation.
Mit scheinbar diffusen Mitteln wird wahnhaft Erratisches treffend parallelisiert. Dieser Film gehört imho zur Sorte Meisterwerk, die man niemandem empfehlen kann. Ich verstehe alle, die das grundsätzlich nicht sehen wollen/können und auch solche, die sich dem nicht im Kino stellen möchten. Die grandiosen Bilder rechtfertigen den Besuch, finde ich, aber schon.

Und ich möchte nicht wissen, was Aster selbst auf einem Dachboden erleiden musste.

Ist das eigentlich wirklich eine Art Horrorfilm? Der Trailer sieht gar nicht so aus, aber eure Andeutungen an schwer erträgliche Teile legen sowas dann doch wieder nahe.

Ok, South Park ist jetzt nicht gerade die Referenz, die mich ins Kino lockt. Aber danke für die Einordnung!

Sodele, nun bin ich durch mit Ari Aster. ;-) -- ACHTUNG, SPOILER! (Vgl. erste Seite dieses Threads!)

Gestern haben wir uns Beau is Afraid angesehen. Jupp, der Film ist entschieden zu lang, was schade ist, denn eigentlich gefällt er mir sehr gut. Auch ich hätte am ehesten den Wald-Teil gekürzt - oder gar weggelassen? -, denn so hübsch das alles auch aussieht, es verwirrt eher, als dass es beim Verständnis hilft. Kapiert habe ich allerdings sowieso nicht viel mehr, als dass Beau extrem paranoid* ist, wir die Welt durch seine Augen sehen und seine merkwürdige Reise nach Hause zu erhellen versucht, wie es so weit kommen konnte. Natürlich ist die Mutter schuld, die Beau sich denn auch prompt wirklich tot wünscht, was ein so ungeheurer Gedanke ist, dass es nur mit einer Höllenreise à la Göttliche Komödie/ The House That Jack Built enden kann - in diesem Fall inklusive Tribunal und Strafe.
Tja, aber der gigantische Penis? Der zweite Beau auf dem Dachboden? Die "Party" in Beaus Wohnung? Die durchgeknallte Familie, die ihn "pflegt"? Alles Trugbilder seiner Ängste? Vermutlich werden wir im Hause MoryUndFreund noch länger drüber reden müssen. Was ja eigentlich nichts Schlechtes ist.

*Ich bin nicht paranoid, sondern im Gegenteil eher naiv & vertrauensselig, dennoch würde mir im Traum nicht einfallen, in einem Mietshaus mit vielen Leuten meinen Koffer in den Flur zu stellen und den Schlüssel stecken zu lassen, um dann noch mal wegzugehen. Aber hey, vermutlich ist Stringenz im Falle psychischer Erkrankungen zu viel verlangt.

Hereditary bekam die Tage einen Rewatch, weil der Liebste den Film damals nicht recht kapiert hat und ihn noch mal sehen wollte. Hier ist es natürlich die irrsinnig bedrückte und bedrückende Stimmung, die die Meisterschaft dieses Film ausmacht. Ruhig und finster bis zum fulminanten Finale, das man vielleicht albern finden könnte, das meiner Meinung nach allerdings einen großen Teil der Coolness dieses Films ausmacht. Als Freundin der Phantastik nach Todorov gefällt es mir immer, wenn mehr oder weniger offen bleibt, ob es hier wirklich mit übernatürlichen Dingen zugeht - Paimon wurde tatsächlich beschworen, Charlie musste sterben, damit Paimon endlich wieder in einen männlichen Körper fahren kann, die restliche Familie war Mittel zum Zweck, damit die Beschwörung stattfinden kann - oder ob es sich schlicht um Wahnsinn handelt - Charlies Tod war nur ein Unfall, die Sekte hat kein Problem mit grausamen Morden, Annie ist nach Charlies Unfall dem Wahnsinn verfallen und/ oder steht unter dem Einfluss der Sekte.
Ein Horrorfilm, der extrem gut funktioniert und den man sich immer wieder ansehen kann. Übrigens freue ich mich sowieso immer über Toni Collette, von der ich seit Muriel's Wedding ein großer Fan bin.

Midsommar ist DER Trennungsfilm schlechthin. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll - der Film ist einfach perfekt. Ich glaube, er ist mein Liebling in Asters bisherigem Werk (das ich kenne; es gibt noch ein paar Kurzfilme, oder?), denn er hat alles, was ich von einem guten, blutigen Drama mit Horror-Elementen will: das Blut natürlich, die harmlos wirkende, aber ziemlich durchgeknallte Sekte mitsamt merkwürdigen Ritualen und Bräuchen, die mehr oder weniger unschuldigen Opfer, das ungewöhnliche Setting: alles findet in strahlendem Sonnenschein statt. Auch ein Film zum immer wieder Gucken, an dem ich wirklich nichts zu Meckern finde.