Ein chronologisches Lesen der Bibel macht vermutlich wenig Sinn, dafür ist die Zusammenstellung auch zu willkürlich. Ich finde ja beispielsweise das Buch Kohelet (Text) auch aus heutiger Sicht gut lesbar und in sich konsistent. Im neuen Testament finde ich die Bergpredikt (Text)beeindruckend, weil man durch sie recht nah an die historische Figur Jesus als charismatischer jüdischer Reformer herankommt, auch wenn sie nur eine Art "Best of" seiner Predigten und Lehre darstellt, die nachträglich in ein Setting gefasst wurde. Ansonsten besitzen die Paulusbriefe sicherlich ebenfalls eine reale historische Relevanz, da er eine zentrale Person des entstehenden frühen Christentums war und zumindest ein Teil der Briefe tatsächlich ihm zugeordnet werden können, teilweise finde ich sie auch beeindruckend geschrieben.
Zitat von Quork im Beitrag #74Mein Problem ist, dass man wissen muss, welche Teile sich lohnen.
Ich glaube, am Stück geht das gar nichts. Habe die "Offenbarung des Johannes" mal ganz gelesen, und selbst die war auf Dauer kaum zu ertragen. Was Paulus angeht, habe ich letztens auf Bibel TV was interessantes gesehen: da behauptete tatsächlich jemand, Paulus hätte viele Länder bereist und sich extrem gut in Philosophie ausgekannt, er sei sehr belesen gewesen und hätte sogar Werke zitieren können. Sicherlich. Man konnte sich damals locker Bücher ausleihen und sie auswendig lernen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
Was ist deine Gegenthese? Dass er mit einer Keule in einer Höhle saß? Seine Reisen und seine hohe Bildung lassen sich in der Tat sehr gut belegen (auch aus den ihm authentisch zugeschriebenen Briefen sowie Zeitzeugenberichten) und natürlich hatte er als Angehöriger der Oberschicht Zugriff auf den wesentlichen Wissenskanon der damaligen Zeit, insbesondere die griechische Philosophie.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von LFB im Beitrag #78natürlich hatte er als Angehöriger der Oberschicht Zugriff auf den wesentlichen Wissenskanon der damaligen Zeit, insbesondere die griechische Philosophie
Natürlich. Der Wissenskanon war auch überall verfügbar. Er kam in ein sumerisches Dorf auf dem Esel geritten und fragte gleich mal nach der Bibliothek, und der Dorfälteste führte ihn hin. Dort schloß er sich dann sieben Tage ein und memorierte alte Schriftrollen mit seinem photographischen Gedächtnis.
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Ich befürchte, du hast da eine allzu herablassende Meinung über vergangene Epochen. Er lebte immerhin in einer Provinz des römischen Reichs und besaß dessen Bürgerrechte. Es mag dich überraschen (hoffentlich nicht), aber es gab damals Universitäten, Bibliotheken, Theater und z.B. ein hochentwickelten Kurier- und Postwesen.
Zitat von LFB im Beitrag #81Er lebte immerhin in einer Provinz des römischen Reichs
Und war ständig unterwegs. Laut Wikipedia wurde er 54 Jahre alt und bereiste in zwanzig Jahren Kilikien, Kleinasien, Syrien, Makedonien, Korinth, Antiochia, Ephesos, Troas, Makedonien und nochmal Korinth. Danach folgten zwei Jahre Gefangenschaft. Daneben schrieb er noch und gründete Gemeinden.
Also: wieviele Bücher schaffen wir unter heutigen Vorraussetzungen in zwanzig Jahren eines normalen Leselebens, in dem Bücher überall verfügbar sind? Wieviel dürfte er unter damaligen Bedingungen geschafft haben? Und zwar derart, daß er nicht nur extrem belesen, sondern auch ein Zitatenschatz war? Ich zweifle nicht daran, daß er für damalige Zeiten hochgebildet war, aber ein Roboter war er vermutlich nicht.
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Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #85 Also: wieviele Bücher schaffen wir unter heutigen Vorraussetzungen in zwanzig Jahren eines normalen Leselebens, in dem Bücher überall verfügbar sind?
Wenn das Lesen dein Beruf ist, schaffst du eine ganze Menge. Und für Menschen, die beruflich lesen und schreiben, sind Bücher zu allen Zeiten verfügbar. Aber das ist nur meine Laienmeinung; ich bin weder Historikerin noch Theologin.
Die Internetverbindung in Antiochia soll derart mies gewesen sein, dass einem gar nichts anderes übrig blieb, als den ganzen Tag mit Lesen zu verbringen.
Zitat von Mory im Beitrag #86 Wenn das Lesen dein Beruf ist, schaffst du eine ganze Menge.
Bei einem normalen, intensiven Leseleben im Rahmen der allgemeinen Lebenserwartung wird von 1000 Büchern ausgegangen; habe einen entsprechenden Text daheim. Irgendwann ist das Limit erreicht, wenn du keine Superkräfte hat; selbst als Extremleser schaffst du keine zwei Bücher gleichzeitig. Das sind dann Menschen, die wirklich überwiegend lesen; die müssen aber auch nicht auf einem Maultier nach Antiochia reiten oder in einer Kutsche gezogen werden, weil grad kein ICE verfügbar ist.
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Zitat von Sugate im Beitrag #87ich finde übrigens die (auf deutsch nicht adäquat übersetzbare) formulierung „willing to die on that hill“ ein sehr schönes bild.
Ja, heute ist es wieder besonders wild.
Quintessenz: Bildung (im Sinne von Kenntnis philosophischer Schriften und Fähigkeit, aus diesen zu zitieren) existiert erst seit der Erfindung des ICE, und auch nur bei Menschen, die mindestens 60 sind. Oder hab ich irgendwas falsch verstanden?
Mama, warum Bekomm ich's immer so Wie ich es bestellt hab?
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17.03.2023 17:59 (zuletzt bearbeitet: 17.03.2023 18:06)
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