Da es seit letztem Herbst in der Musikszene nichts gibt, was mir mehr Spaß machen würde, nun also auch hier.

In Japan im Rahmen der Idol-Kultur sehr beliebt sind offenbar aus Schulkindern bestehende Musikgruppen, die meist seichten J-Pop trällern. So auch eine Gruppe namens Sakura Gakuin. Als diese ausgelaufen war, wollte man unbedingt mit der talentierten Suzuka Nakamoto weitermachen und überlegte sich ein neues Konzept - Babymetal. Man benannte sie in Su-Metal um und stellte ihr die zwei Jahre jüngeren Yuimetal und Moametal aus der gemeinsamen Talenagentur an die Seite. Das war vor fünf Jahren, inzwischen ist Su-Metal zu einer hübschen, charismatischen 17jährigen herangereift.

Musikalisch hat man das Unmögliche möglich gemacht und verbindet J-Pop mit Metal-Klängen (von Melodic bis Doom), genannt wird der Stil "Kawaii-Metal", wobei kawaii für "niedlich" steht.. Die Mädels tragen eine Art Punk-Lolita-Outfit und beten zum Fuchs-Gott Kitsune, ihre Handzeichen sind demnach nicht die üblichen Pommesgabeln, sondern stellen das Fuchs-Symbol dar. Herrlich abstrus also, und genau nach meinem Geschmack!

Nach diversen Singles und Live-Videos kam im letzten Jahr das erste Album, das auch ziemlich erfolgreich war. Und zwar nicht nur in Japan, mittlerweile sind sie in Metal-Kreisen weltweit bekannt. Nachdem sie zunächst sehr kontrovers aufgenommen worden waren, überwiegen mittlerweile die positiven Stimmen, die den Spaßfaktor sehen. Während sie aber in Europa bisher vorwiegend auf Festivals auftreten, füllen sie in Japan bereits in Minutenschnelle größte Hallen.

Und in 2015 dürften sie wohl richtig durchstarten. Im Januar kam das Livealbum/DVD/Blu-Ray "Live At Budokan", auf dem die beiden, an zwei Tagen hintereinander vor ausverkauftem Haus stattgefundenen Konzerte enthalten sind, mit hinreißenden Shows (und in Japan in allen Formaten auf #1). Seit kurzem gibt es die neue Single "Road Of Resistance" auf iTunes, ein ziemlich guter Song wie ich finde. So kann es weitergehen.

CD
01. BABYMETAL DEATH
02. Megitsune
03. Gimme Chocolate!!
04. line!
05. Akatsuki
06. Doki Doki ☆ Morning
07. Onedari Daisakusen
08. Song 4
09. Uki Uki ★ Midnight
10. Catch me if you can
11. Rondo of Nightmare
12. Head Bangeeeeerrrrr!!!!!
13. Ijime, Dame, Zettai
14. Road of Resistance (feat. Herman Li & Sam Totman of Dragonforce)
15. Gimme Chocolate!! (Live at O2 Academy Brixton, London)

DVD – Official video clips
– Doki Doki ☆ Morning
– Iine!
– Headbangeeeeerrrrr!!!!!
– Ijime, Dame, Zettai
– Megitsune
– Gimme Chocolate!!

Das Album gibts mittlerweile auch in Europa und ist hierzulande sogar in die Charts eingestiegen. Die Kritiker überschlagen sich - in unterschiedliche Richtungen. Hier ein paar Beispiele:

RockHard: Viel interessanter ist es ja wie gesagt ohnehin, was eigentlich im Kopf eines BABYMETAL-Fans so vor sich geht, wenn er/sie diese Musik hört. Gernot O., Wissenschaftler aus Österreich, sagt: „Headobang! Headobang! Headobang!“ Inna W., Programmiererin aus Stuttgart, sagt: „Ring. Ring. Ring. Doki doki morning!“ Werner S., Szenewirt in Köln sagt: „Kinkirariiiiinnnnn! Uki uki midnight!“ Und Gylve F., Briefträger aus Oslo sagt nur noch: „BABYMETAL DEATH! BABYMETAL DEATH!“

Metal.de: Kawaii-Overdose! Leute mit Scheuklappen und Vorurteilen, bitte das rote X oben rechts anklicken. Alle anderen: Macht euch für eine Ladung absolut abgedrehter, ausgefallener und mitunter richtig brachialer J-Metal-Party-Mucke bereit! (Und holt euch was zu Knabbern – ich habe Stunden an dieser Rezension geschrieben. *zwinker*)

Laut.de: Große Teile des Reizes dieser Platte bestehen darin, zu hören, wie Babymetal gleich mehrere Käfige sprengen. Einerseits befreien sie sich mit den derben Metal-Elementen - von Death über Metalcore bis zu klassischem Heavy - aus den engen Grenzen des japanischen Idol-Pop (Aidoru) und bürsten die in Japan traditionell erwartete reine Niedlichkeit damit räudig gegen den Strich. Andererseits nutzen sie hochmoderne Pop-Elemente - plus Hiphop bis Crunk plus allerlei Elektro-Getüdel - um den traditionellen Metalhead zu irritieren. Letzterem fällt dabei entweder das Brett vom Kopf, oder die Musik verhagelt ihm gehörig das Bier. Beides ist gut.

Powermetal.de: Mein Kopf tut weh, meine Zähne schmerzen, am ganzen Körper sticht und piekt es. Nein, ich habe mir keine Männer-Erkältung eingefangen, sondern "Babymetal" gehört. Was passiert, wenn man die brachialen Riffs des Industrial Metals, SCOOTER-Techno und drei japanische Schulmädchen samt J-Pop in einen Mixer steckt, den grünen Knopf betätigt und zusieht, wie die drei grundverschiedenen Elemente zu einem Einheitsbrei verschmelzen?

Berliner Zeitung: Meine Damen und Herren! Ich habe die Zukunft der Popmusik gesehen. Sie sieht aus wie drei minderjährige japanische Mädchen in schwarzen Rüschenblusen und schick aufgeplusterten roten Tüllröcken und hört sich an wie ein hochgeschwind auf der Doppelbasstrommel dahingezwirbelter Black-, Death-, Thrash- oder sonstwie die niederen Instinkte des Menschen ansprechender Metal mitsamt kompetent in den Mix gequiekter und gefiepter Schweinerockgitarrensoli.

Der ME vergab großzügige zwei Sterne.

Ich finde die lustig

Gerade gefunden. Wie geil!

Auch schnucklig !
Nur sollte man sich nicht zu viele Hoffnungen machen, dass das bei einem Konzertbesuch auch so zugeht. Bei all diesen Aufnahmen ist nämlich auch das Publikum Teil der einstudierten Choreographie. Das war kein "echtes" Konzert.

Noch ein Hit:

Das setzt sich inzwischen allerdings durch, die Zuschauer machen da wohl inzwischen freiwillig mit. Schau dir nur mal die beiden Konzerte auf der "Live In London" DVD an.

Sehr fein auch dieser Song von Black Babymetal (= die beiden Kleinen):

Die neue Ausgabe es englischen Metal Hammer.
Zu jedem Heft gibts außerdem eine original Fuchsgott-Maske.

So langsam gehts dann auch hierzulande los. Das Konzert in Berlin scheint jedenfalls gut angekommen zu sein:

http://www.bz-berlin.de/kultur/musik/bab...xleys-zum-beben
http://www.ampya.com/news/Live/So-war-s-...erlin-EN100062/

Offensichtlich wurden Metallica sehr gründlich studiert und dann mit eingängigerem, aber smarten Popmaterial verschnitten.

In Japan gibt es viele lustige und durchgeknallte Popkünstler

Babymetal finde ich auf Dauer doch zu anstrengend - sowohl von der Musik als von der Stimme her, aber ich mag Ayumi Hamasaki, Utada Hikaru und Hiromi (aber die ist natürlich kein Pop sondern Jazz).

Babymetal: eine Musikrichtung? Eine Entwicklung. Die wohin führen soll?

Babymetal ist eine Band.

Babymetal oder "Kawaii Metal". Egal.