Alle toll, absolut, auch wenn mir das erste Album doch viel mehr bedeutet als die aktuelle. "Finished I Ain't" läuft hier gerade (alles live in diesem Thread) wieder, so so gut!
Das geht raus an alle temporären U-Bahn-Nachbarn, deren Nasen die Buchstaben aus meinem Buch schnupfen und die sympathischen Dauer-1er, die damals noch kurz wissen mussten, was unter der Mathe-Klausur stand, und sowieso und überhaupt. Auch hier muss ich über den Text kommen, der angemessen angesäuert und rotzfrech, aber mit deprimierender coolness ausgestattet einen endlos vergroovten Mittelfinger hochreckt, und den neckprotector in mir erweckt. Warum steht die 7" dazu eigentlich noch immer nicht hier? Kurz Discogs gecheckt, 45€ will "der Deutsche", während "dem Griechen" seine 12 reichen. Das ist wieder ein anderes Thema.
Und, auch wenn es komisch klingt, der Satz "can I interfere in your crisis" macht mich aus rein sprachlicher Sicht total glücklich.
Im Bloc-Party-Forum (R.I.P.) habe ich über die Jahre nicht nur viele (gute) Freundschaften in die Realität geholt, aber auch sonst wahnsinnig viele (merkwürdige) und interessante Gestalten "getroffen", u.A. einen bärtigen Rotschopf namens Will, der eines Tages verschwand um irgendeinen Misch aus Sounddesign, Komposition und Audioirgendwas zu studieren; der ständig erzählte, wie er nach draußen eilte um Field Recordings aufzuzeichnen, mit dem ich mich lang und breit darüber unterhielt, wie und wann man besten Bahnhöfe und Züge aufnimmt, und der mir so famose Bücher wie "Ocean Of Sound" von David Toop empfiehl.
So ähnlich stellte ich mir immer Amon Tobin vor, der mal wieder den Bereich samplebasiertes Gefrickel in diese Liste importiert, und wichtiger Faktor meiner Liebe für das Label Ninja Tune ist, besonders nachdem ich mir die DVD zu seinem Album Foley Room anschaute und einen verspielten Beatsuchti vorfand, der nicht nur aus allem, was er entdckte irgendeinen Klang herausquetschen wollte, den er in irgendeiner Form nutzen könnte, sondern auch gerne sonderbare Apparaturen entwickelte, die ihm dabei halfen. Supermodified mag ja das bessere Album sein, aber "Always" haut mich noch immer am meisten um, weil Beatgefrickel, Samples, Melodie, Ideenreichtum und Groove hier am geschmeidigsten aufgeführt werden.
Freut mich, kann Dir eigentlich das ganze Album empfehlen. Wie gesagt, der größte Schreiber mag er nicht gewesen sein, aber mir gefällt das Gesamtpaket, dass der Wolf mit ihm da geschnürrt hat außerordentlich gut. Was würde ich nur ohne Stones Throw machen..
Über die Arbeitsweise des Franzosen schrieb ich anderweitig und in den Rezensionen ausreichend, hier nochmals kurz: Für die Chinoiseries setzte sich der Beatsmith vietnamesischen Urprungs in die Heimat seiner Eltern ab, und kam nach monatelangem Plattenbuddeln mit einigen Kisten Vinyl voller asiatischer Folklore, Pop, und traditioneller Musik zurück, nur um diese dann in Madlib-Manier in seine Beats zu weben. Heraus kam eine Platte, die mich in Kombination mit den Artworks und Geschichten seit Jahren begeistert und so viel mehr als puren Noveltyfaktor mitbringt. Besonders "The Anthem" wurde zu einem solchen für mich und erweckte den Fan, besonders, weil er es auf jedem Album (u.A. die geniale 80s-R&B-Funk-Discokugel "Long Distance" aus 2010) schafft sich einem Thema komplett zu widmen, und so mittlerweile eine feine Bandbreite unterschiedlichster Platten am Start hat. In Berlin durfte ich mich davon überzeugen, dass er auch als DJ eine Wucht ist. Die Chinoiseries sollte 2011 seine verdiente und nicht minder großartige Fortsetzung finden.
see, mein dilemma mit diesen beatbastlern: als ich das das erste mal gehört habe, hat es mich gleich in den ersten 20 sekunden dermaßen gepackt, das ich mit der erwartung (im wissen um das konzept des albums) in schwindelerregende höhen kam. dann hat sich das sample noch ein paar mal 1:1 wiederholt - ok, jetzt wäre mal cool etwas harmonisch neues - nach weiteren wiederholungen wird es dann langweilig. für solche songs funktioniert noch nicht mal die kaugummi-metapher, denn schnell verbraucht kann hier nichts sein, wenn erst gar nichts zündet oder fahrt aufnimmt. das sample ist verrückt und toll und alles, aber insgesamt funktioniert das für mich wohl am besten zu einem fernsehbeitrag.
da für mich musikgenuss durch aufbau und lösung von spannung, durch überraschung, zustandekommt, finde ich es immer ärgerlich, wenn so tolle ansätze nicht zu ende gebracht werden. es ist ein unfairer vergleich, aber ein solo von miles davis hat eine haltbarkeit von 2000 wiederholungen, the anthem 0,5.
ich frage mich ja immer warum das die künstler selbst nicht stört. wenn green day live zum 6. mal hintereinander den refrain komplett identisch rausgröhlt, wird das doch den stumpfsten zu stumpf.
(Nun hau ich aber wirklich ab, tschüssi; verdammte Sucht, würde nur mal endlich jemand ein dramatisches und total epic und lifechanging, speechlessness verusachendes Video veröffentlichen, wo sich ein Typ als Retter der verlorenen Facebook-Seelen opfert, während er mir eindringlich und in reimenden Worten beschreibt, wie falsch dieses ewige surfen und digitale kommunizieren ist.
Freeman: "85 Ghostpoet Survive It Peanutbutter Blues & Melancholy Jam 2011"
Boah, dieser 100-Songs-Thread wird mich ruinieren!
Von Krolock
Nachdem ich hier (also bei Freeman) gerade ca. 60 Prozent kenne, nehme ich mir für den Thread mal eine Portion Extrazeit, wenn der ganze Spuk vorbei ist
So, liebe Leute, jetzt geht es "richtig" weiter, die Prioritäten bei Gauntlet Hair wurden gerade gerückt, und danach folgen die neuen Songs. Wer mag, darf aber jederzeit die Senftube zu den ersten 20 drücken. --
81 Gauntlet Hair Top Bunk LP 2011
Als Antidotes der Foals erschien, schrieb ich zu jedem Song des Albums ein Musikvideo, bzw. hatte mir komplett überlegt wie die DVD dazu funktionieren möge und nötige euch jede einzelne sicher noch auf, doch zurück zu "Top Bunk", zu dem ich ein ganzes Treatment schrieb, Zeichnungen aufsetzte und aus irgendeinem Grund einen Typen in Gedanken hatte, der ein Ganzkörper-Skelett-Kostüm trug, vielleicht angelehnt an "Sie Leben", nur.. fleischloser, stilecht mit Zylinder und Stock. Die "Idee" war es diesen Skeletterich durch das amp. in Münster tanzen zu lassen (wer das Forentreffen Münster 07 erlebt hat, wird sich vielleicht erinnern), während um ihn herum die Menschen todgeschminkt herumleichen und von ihm als Kulisse missbraucht werden, so hat er einen Baumstamm auf der Schulter, an dem er die toten Marionetten tanzen lässt, singt vor dem Spiegel, geht in den Außenbereich undundund. Dann gibt es eine ganz bestimmte Stelle gegen Ende des Songs, bei der ich so einen Abraham'schen Lensflare-Anfall mit Bay'scher von-unten-Film-Sequenz verknüpfen wollte, weil es einfach passt, der Typ schaut super nachdenklich in den Sonnenaufgang, setzt den Zylinder wieder auf und gegen Ende zieht er tänzelnd die Jacke vom toten Garderobenmeister und die letzte Einstellung zeigt ihn von unten, wie er oben die Tür öffnet, die Sonne reinpurzelt und sie wieder schließt. Naja, soviel dazu.
Das später veröffentlichte Original-Video mit Schwarzenegger-Cuts kann natürlich auch was. Und überhaupt, der Song hat noch gar nichts verloren.
Ergänzend Platz 80,5. Weil ebenso Gauntlet Hair. Weil ebenso mit wichtiger Geschichte.
"Top Bunk" war mein Song des Jahres 2011 und jetzt ist alles zu diesem Song gesagt, vielleicht, bis auf die Tatsache, dass ich sie endlich dazu gebracht habe mir die Lyrics zu schicken, weiß ich nun endlich was ich dazu brüllen muss (danke nochmal), geht es jedoch hier nicht um 2011, sondern 2012, genauer, ein später Februarabend, der erste in Berlin, der, an dem ich mit meinem Schwager all mein Gerümpel und Zeugs, das die Tage noch in die WG sollte, beim besten tenno der Welt bunkern durfte, während ich mich im Hostel einquartierte und noch auf die Schlüssel warten musste.
Es war so ein verdammt komischer Tag, von vorne bis hinten und sollte er damit enden am Abend Gauntlet Hair live zu erleben, am Wasser vor gut 30 Leuten, die Hälfte vermutlich gekauft und zu cool für diesen Planeten, sollte das aber den Westler im schwarzen Pullover nicht davon abhalten zu tanzen und zu feiern, eine gute und eine schöne Stunde lang, die diese Zeit einläuten sollte. Zu der zeit war eben "I Was Thinking" mein Favorit und die Enttäuschung durchaus vorhanden, als ich am Ende eine andere 7" einstecken musste. Diese wurde einen Tag später beim besten tenno der Welt eingeweiht.
Mach ich das ganze jetzt eher chronologisch oder nicht? Nach der Pause mit so einem Brecher zu beginnen, ist natürlich pures Kalkül. Da ja die Plazierungen unterhalb der 50 keine Rolle spielen, ich aber eigentlich eben nicht von A nach B wollte, ist auf den nächsten paar Plätzen mal Zeit für etwas "Jugenderinnerungen". Als kleiner Einschub. Was bringen mir Songs aus der Kindheit, die ich heut furchtbar finde, gleichzeitig mag ich den Spannungsaufbau und das "listige" an Listen. Ich behalte mir mal vor die Platzierungen später chronologischer zu halten (was die Plätze 100 - 51 angeht), aber so richtig sinnvoll ist das auch nicht. Wie dem auch sei, es folgt die Kindheits- und Jugendabtelung meiner 100er-Texte. Legitimiert durch Erinnerungen. Und Apfelmus.
80 R. Kelly & Nas Did You Ever Think R. 1999
Der Pinkelboy aus dem Closet ist natürlich niemand, den man als Helden verehrt, dabei hat er zum einen dafür gesorgt, dass das Erlebnis "Space Jam" für mich als kleiner Steppke ein solches wurde, zum anderen erinnere ich mich dank dieses so furchtbar 90er rufenden und Filme wie "Romeo Must Die" als Liebling betitelnden Songs an den Sommer 99, in welchem mich mein heutiger Schwager gelegentlich in seinen schnieken Karossen durch die Gegend kutschierte, dabei hörten wir aus ansprechenden Boxen die Brecher der Rap- und R&B-Charts. "Did You Ever Think" hatte tatsächlich immer ein Stein in meinem Brett, dafür verantwortlich ist zum einen der damals übergroße Nas und dieses furchtbar übertriebene Bonzenvideo, in denen diverse chinesische Millionäre fürs Händeschütteln gecastet wurden. Ich stelle mir ja wirklich vor, wie sie das entschieden haben. Durfte man Big Rs Hand nicht zu sehr verletzen, musste man einen bestimmten Winkel beachten, oder oder oder. Wie dem auch sei, ich erinnere mich gerne an diesen Sommer. Zumindest an diesen Aspekt.
Achja, und auch wenn "I Believe I Can Fly" furchtbar ist, wissen wir alle, dass wir (ein gewisses Alter vorausgesetzt) den guten Michael Jordan und Bugs Bunny dazu fliegen sahen. Wenngleich die eigentliche Hymne des Films "Hit 'em high" der Monstars war. Ich sehe schon, das wird während des schreibens ein Platz 80,5.
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26.07.2015 17:56 (zuletzt bearbeitet: 26.07.2015 17:56)
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