Wir haben schon einen Thread über das Gendern, aber der bezieht sich auf die Grammatik. Es gibt allerdings öfter Themen in diesem Themenfeld, die öffentlich verhandelt werden, welche auch hier auf Interesse stoßen, und den möchte ich mal eröffnen mit einem Video von Jon Stewart, dessen aktuelle Show offenbar sträflich an mir vorbeigegangen ist.

Dürfte für viele hier nichts Neues sein, aber ich finde es teilenswert:

Sehr sehenswert, in der Tat, danke für den Tipp.

Bei Minute 16 (Warum liegt auch nach einer OP oder Hormontherapie die Rate von Depressionen und Suiziden immer noch weit über dem Durchschnitt?) gäbe es noch eine weitere, dritte Erklärung (Inwiefern kann eine Geschlechtsidentitätsstörung in manchen Fällen auch eine Ausprägung einer schwerwiegenden depressiven Störung sein? Dann würde in diesen Fällen nur das Symptom behandelt und nicht die Ursache), die heutzutage sehr stark tabuisiert ist. Dafür habe ich aus Sicht der Betroffenen zwar Verständnis, aber zugleich sollten bei einer wissenschaftlichen Betrachtung der Thematik keine mögliche Erklärungen ausgeschlossen werden. Ich hoffe, dass diese Frage in die Einzellfallbetrachtung vor Einleitung der Maßnahmen trotzdem noch einfließt.

Ich sehe nicht, was dagegen spricht. Jegliche Maßnahmen, die getroffen werden, geschehen in Absprache mit ÄrztInnen, TherapeutInnen, u.s.w.. Die schrillen Debatten finden woanders statt. Bei aller Betroffenheit hat es die reine Sachebene oft schwer. Das wird hoffentlich irgendwann besser werden, wenn ein Grundstock an gesellschaftlicher Akzeptanz erst einmal vorhanden ist. Davor ist es enorm schwierig, für jemanden mit geschlechtsidentitären Problemen, eine Einschätzung von außen nicht als Bevormundung wahrzunehmen, weil diese Erfahrung zuvor schon zu häufig durchlebt wurde.

Ich selbst habe keinen Überblick darüber, wie häufig tatsächlich das Skalpell angesetzt wird, um das äußere Geschlecht der inneren Identität anzupassen, bzw. wie häufig eine Hormontherapie vorgenommen wird oder wie häufig einfach ohne jeglichem Eingriff gelebt wird in einer veränderten Rolle. Mein Eindruck ist, dass es sich dabei um einen kleinen Teil derer handelt, die überhaupt mit ihrer Geschlechteridentität zu kämpfen haben. Insofern glaube ich einen übertrieben alarmistischen Ton wahrzunehmen, wenn einige ÄrztInnen vor verfrühten Geschlechtsanpassungen warnen, wobei ich ebenso nicht ausschließen kann, dass es ein solches Problem gibt.

Dabei gibt es derzeit offenbar große nationale bzw. regionale Unterschiede. In manchen Regionen der USA oder in Großbritannien scheint inzwischen ein allzu affirmativer Ansatz verfolgt werden, aufgrund dieses Vorwurfs soll ja die einzige entsprechende Klinik in Großbritannien geschlossen werden (um sie durch regionale Zentren zu ersetzen).
Die Gefahr vorschneller Geschlechtsumwandlungen steigt sicherlich, je mehr man durch Euphorie und demonstrative Bestätigung Ängste bei den Betroffenen und Vorurteile in der Gesellschaft abbauen möchte (was natürlich trotzdem ein grundsätzlich richtiger Ansatz ist, aber er bringt dieses Risiko eben mit sich).