Zitat von akri im Beitrag #134Gefordert wird ja oft so etwas wie ein quasi religionsunabhängiger Religionsunterricht. Nur - wer soll den durchführen und vermitteln? Es wäre wohl letztlich wiederum der Staat.
Ich kann das Problem dabei nicht sehen, zumal es diesen Unterricht seit Jahrzehnten schon gibt. Ich hätte diesen gerne flächendeckend. Hier geht es um einen Bildungsauftrag, nicht mehr und nicht weniger. Wie sieht es denn aus mit dem Schulfach „politische Weltkunde“ (Name mag in anderen Bundesländern abweichen)? Da reicht die staatliche Neutralität aus, aber in Glaubensfragen nicht? Das ergibt keinen Sinn.
Zu meiner Schulzeit gab es für Schüler, die nicht katholisch oder evangelisch waren, ersatzweise das Fach "Ethik". Ich weiß zwar nicht, was da so vermittelt wurde, könnte mir das aber durchaus sinnvoll vorstellen.
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Ich bin damals in den Religionsunterricht gegangen, weil ich sonst in die Deutsch-Förderklasse gemusst hätte, die zeitgleich stattfand, aber das war ein (trauriger) Spezialfall. 😂
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Bin da komplett bei Lumich und beth. Es darf keine Verbote für Kopftuch, Kippa, Kreuzkette oder Satan-T-Shirt geben.
Auch als Atheistin finde ich das Fach Religion sinnvoll als Teil der Allgemeinbildung. In unserer Grundschule wird in Religion auch viel Ethik vermittelt, kann bislang nur von Kl 1+2 berichten. Themen wie Gefühle, Freundschaft, Streit, aber auch Feste der Religionen. Ich bin ganz froh, dass die Schule den Bildungsauftrag hat und ich nicht noch erklären muß, wer der Nikolaus war. Ich habe dann mehr Zeit, mit meinem Kind über andere Bücher und Themen zu reden.
Nope. Hier lange Standard. Ich wurde 1989 oder so, jedenfalls vor meiner Einschulung, ausgetreten und musste in der Primarstufe ebenfalls in den Deutschförderunterricht. In der Sek 1 hatten der einzige Moslem in der Klasse und ich dann Freistunde und in der Sek 2 Ethik. Als ich angefangen habe zu unterrichten, wurde mir an meinem ersten Arbeitsplatz die Ehre zuteil, ebenfalls Deutschförderunterricht für alle nicht katholischen Kinder zu geben. Das war in den frühen 90ern schon bescheuert, in den späten 00ern aber nur noch blanker Rassismus und Segregation. Das Fach hieß GAK, was die Kurzform für Gastarbeiterkinder ist. Das muss man sich mal vorstellen. Und dann aber glauben, die Lehrerin mit dem Kopftuch sei das Problem. Das ist völlig lächerlich.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #116Was war mit der Diskussion um Kreuze in Klassenzimmern in Bayern?
Da reden wir nicht von einem laizistischen sondern von einem Gottesstaat. Und es war nicht nur eine Diskussion sondern auch ein Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, in dem die bayerische Vorschrift für verfassungswidrig und nichtig erklärt wurde. Bayern machte daraufhin einfach ein neues, fast identisches Gesetz. Später setzte Söder noch einen drauf mit einem Kruzifixgebot für alle Behörden. Ein Kniefall vor dem politischen Christentum, den nicht mal die Kirchen guthießen.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #131 Ich hatte mal die Hoffnung, daß das langsam mal abgelegt wird und der Staat sich darauf beruft, Menschen unabhängig von Religion zu verantwortungsvollen Bürgern zu erziehen; stattdessen erlebe ich eine zunehmende Desäkularisierung sowie das Wiedereinsickern diverser Religionen in sämtliche Bereiche, und das ist für mich der vorläufige Höhepunkt.
ich muss hier nochmal einhaken, sorry... den vorläufigen höhepunkt von desäkularisierung siehst du darin, dass frauen, die gläubig sind und sich entsprechend kleiden, diese kleidung auch in der schule tragen dürfen, wenn sie eine musik- oder matheeinheit halten? weil darum ging es doch im ausgangsposting von dir, um das tragen eines kopftuchs während der arbeit in der schule. findest du das nicht ein wenig übertrieben? außerdem ist in deutschland die zahl jener personen, die keiner der beiden christlichen großkirchen angehören, erstmalig unter 50% gesunken. die gesellschaft wird, wenn man sich die zahlen anschaut, immer areligiöser. der anteil der konfessionslosen liegt bei 42%.
Zitat von beth im Beitrag #141 außerdem ist in deutschland die zahl jener personen, die keiner der beiden christlichen großkirchen angehören, erstmalig unter 50% gesunken.
das k ist zuviel, oder? ansonsten wäre ich irritiert.
Quellen: Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst (REMID) Handbuch Kirchen, Sekten, Religionen (Georg Schmid). Bei allen Religionsgemeinschaften, die nicht Körperschaft des öffentlichen Rechts sind, sowie bei Konfessionslosen beruhen die Zahlen auf Schätzungen und Hochrechnungen. (Stand 2021)
Konfessionslos 34.939.000 42,0 %
Römisch-katholische Kirche 21.645.875 26,0 % Evangelische Kirche 19.100.000 22,7 % Sunniten 2.640.000 3,2 %
Aleviten 700.000 0,8 % Neuapostolische Kirche 311.124 0,37 % Serbisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland 310.000 0,37 % Rumänisch-Orthodoxe Kirche 277.000 0,33 % Buddhisten 270.000 0,33 % Russisch-Orthodoxe Kirche 250.000 0,3 % Griechisch-Orthodoxe Kirche 265.000 0,3 % Zwölfer-Schiiten 225.500 0,27 % Neopaganismus (Wicca, Heidentum, Schamanismus) 90.000–209.000 0,25 % Bulgarisch-Orthodoxe Kirche 200.000 0,24 % Zeugen Jehovas 169.272 0,2 % Ukrainisch Orthodoxe Kirche – Patriarchat Kiew 115.000 0,14 % Syrisch-Orthodoxe Kirche 100.000 0,12 % Hindus 100.000 0,12 % Jesiden 100.000 0,12 % Zentralrat der Juden in Deutschland 93.695 0,11 % Juden ohne Gemeindezugehörigkeit 90.000 0,11 % Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten) 77.685 0,10 %
Baptistengemeinden (Evangeliumschristen-Baptisten, IBC u. a.) 75.000 0,09 % Alawiten 70.000 0,09 % Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden 62.872 0,06 % Mennonitenkirchen 47.492 0,05 % Evangelisch-methodistische Kirche 46.292 0,05 % Ahmadiyya Muslim Jamaat 45.000 0,05 % Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland 43.149 0,05 % Ukrainische griechisch-katholische Kirche 40.700 0,05 % Freireligiöse 40.000 0,05 % Mormonentum 39.724 0,05 % Armenische Apostolische Kirche 35.000 0,04 % Siebenten-Tags-Adventisten 34.415 0,04 % 2020 Ukrainisch Orthodoxe Kirche – Patriarchat Moskau 33.000 0,04 % Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche 32.411 0,04 % Unabhängige afrikanische Kirchen 30.000 0,04 % Brüderbewegung 27.000 0,04 % Äthiopisch-Orthodoxe Kirche 20.000 0,02 % Koptisch-Orthodoxe Kirche 20.000 0,02 % 2016 Die Christengemeinschaft 16.000–20.000 0,02 % Alt-Katholische Kirche in Deutschland 14.923 0,02 % Charismatische Erneuerung 15.000 0,02 % Eritreisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche 15.000 0,02 % Sikhs 10.000–20.000 0,01 %–0,02 % Salafiyya ca. 10.800 0,01 % Griechisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien 10.000 0,01 % Drusen 10.000 0,01 % Sufismus 10.000 0,01 % Assyrische Kirche des Ostens 10.000 0,01 % Apostelamt Jesu Christi 8.700 0,01 % Soka Gakkai International – Deutschland 8.000 0,01 % Finnische kirchliche Arbeit in Deutschland 7.833 0,01 % Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen 6.542 0,01 % Chrischona International 6.497 0,01 % Bahaitum 6.000–12.000 0,01 % Maroniten 6.000 0,01 % Volksmission entschiedener Christen 6.000 0,01 % Dänische Kirche in Südschleswig 5.822 0,01 % Neo-Sannyas (Bhagwan-Bewegung) 5.000–6.000 0,01 % Union progressiver Juden in Deutschland 5.000 0,01 % Messianische Juden 5.000 0,01 % Jesus Freaks 5.000 0,01 % Herrnhuter Brüdergemeine 4.990 0,01 % Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden 4.662 0,01 % Rosenkreuzer 4.200 0,01 %
Gemeinde der Christen Ecclesia 4.000 Gemeinschaft in Christo Jesu 3.800 Apostolische Gemeinschaft 3.000 Niederländische Kirche in Deutschland 3.000 Katholisch-apostolische Gemeinden 3.000 Gemeinde Gottes Deutschland KdöR 3.000 Johannische Kirche 3.000 Gemeinden Christi 2.800 Die Christliche Gemeinde 2.650 2020 Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes 2.300 Kirche des Nazareners 2.300 Mandäer 2.200 Christian Science 2.000 Christliche Gemeinschaft Hirt und Herde 2.000 Mazedonisch-Orthodoxe Kirche 2.000 Ismailiten 1.900 Daoismus 1.900 Bund Evangelisch-reformierter Kirchen Deutschlands 1.500 Heilsarmee 1.319 Evangelisch-Lutherische Freikirche 1.317 Unitarier 1.200 Wallonisch-Niederländische Kirche 1.100 Voodoo 1.000 Georgische Orthodoxe Apostelkirche 1.000 Transzendentale Meditation 1.000 Shintō 1.000
Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein 450 Weltweite Kirche Gottes 400 Anskar-Kirche 350 Internationale Gemeinden Christi 300 Ibaditen 270 Quäker 250 Neue Kirche 200 Jainismus 180
Zwölf Stämme 50–100 Neuro-Spinozismus 50–100 Lahore-Ahmadiyya-Bewegung 60 Metropolitan Community Church 50 Tengrismus 50-200
HINWEIS: die Zugehörigkeit zum Islam wird in Deutschland nicht standesamtlich erfasst. Man kann deshalb den Anteil der Muslime in Deutschland nicht exakt benennen. Die Forschungsgruppe Weltanschauungen geht davon aus, dass maximal 50 % der als Muslime geführten Bevölkerungsgruppe als religiöse Muslime einzuordnen sind. Der größere Teil sei der Gruppe der Konfessionslosen zuzurechnen.
Die Zahl der Muslime wurde für das Jahr 2019 zwischen 5,3 und 5,6 Mio. geschätzt. Die größte Glaubensgruppe unter den Muslimen in Deutschland bilden die Sunniten mit 74 %. Es folgen mit einem Anteil von 13 % die Aleviten. Dann die Zwölfer-Schiiten mit etwa 7 %. Kleinere Gruppen gehören zu den Ahmadiyya, Sufi, Ibaditen und anderen Glaubensrichtungen.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von beth im Beitrag #141 außerdem ist in deutschland die zahl jener personen, die keiner der beiden christlichen großkirchen angehören, erstmalig unter 50% gesunken.
das k ist zuviel, oder? ansonsten wäre ich irritiert.
Von den knapp 40 Mio evangelisch- oder römisch-katholisch-gemeldeten könnte man diejenigen abziehen, die nur pro forma Mitglied in einer Gemeinde sind, weil sie nie aktiv ausgetreten sind. Das wäre zumindest dann interessant, wenn es um die Frage geht, wieviele sich von den Kirchen in diesem Land noch vertreten fühlen. Selbst unter denen, die sich tatsächlich kirchlich engagieren, gibt es nicht wenige, die die Werte der jeweiligen Institutionen nicht in vollem Umfang teilen, sich sogar teilweise stark in Opposition zu einzelnen Aspekten begreifen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Nun, es gibt ja oft einen religiösen Bezug zu den Feiertagen… ...oder eben gerade nicht mehr.
Und das alles könnte künftig weiter schwinden...
Die Partei Die Linke forderte 2021 gar die Abschaffung aller Feiertage. Als Ausgleich hierfür sollte der gesetzlich geregelte Mindesturlaub um mindestens sieben Tage angehoben werden.
1994/95 schaffte man den Buß- und Bettag als gesetzlichen Feiertag ab. Hintergrund war die Pflegeversicherung - die Arbeitgeber sollten so für die entstehenden Zusatzkosten entschädigt werden. In Sachsen blieb der Buß- und Bettag - hier sind die Beiträge zur Pflegeversicherung daher um 0,5 Prozent höher als im Bundesgebiet.
Christi Himmelfahrt ( auch sog. „Herrentag“ oder Vatertag) wurde von den Nazis 1934 als deutschlandweiter gesetzlicher Feiertag eingeführt. Seine Abschaffung wird immer wieder einmal gefordert.
Der Pfingstmontag ist ebenso umstritten. Wirtschaftsverbände forderten zuletzt im Jahr 2005 seine Abschaffung mit Unterstützung der FDP. Zuvor war der Pfingstmontag in Italien und Schweden abgeschafft worden.
Fronleichnam ist eh ein rein katholisches Fest und als gesetzlichen Feiertag gibt es ihn nur noch in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen sowie NRW. Hinzu kommen einige katholische Regionen in Sachsen und Thüringen.
Mariä Himmelfahrt gilt in der katholischen Kirche als Marienhochfest. Und ist lediglich im Saarland und in Bayern (1.704 von 2.056 Kommunen) noch ein gesetzlicher Feiertag.
Allerheiligen ist ebenso ein rein katholischer Feiertag, der in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie im Saarland gefeiert wird.
Den Reformationstag gibt es in Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.
Wenn Religion und Religiösität in der Bevölkerung schwinden, warum sollte man dann noch weiterhin religiöse Feiertage als gesetzliche Feiertage feiern?
Dann könnte man es machen wie etwa in den USA... New Year’s Day (Neujahr) – 1. Januar Martin Luther King Day – dritter Montag im Januar Washington’s Birthday (Presidents' Day) – dritter Montag im Februar Memorial Day (Gedenktag) – letzter Montag im Mai Juneteenth National Independence Day – 19. Juni Independence Day (Unabhängigkeitstag) – 4. Juli Labor Day (Tag der Arbeit) – erster Montag im September Columbus Day (Kolumbus-Tag) – zweiter Montag im Oktober Veterans Day (Veteranentag) – 11. November Thanksgiving Day (Erntedankfest) – vierter Donnerstag im November Christmas Day (Weihnachten, Holiday) – 25. Dezember
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Warum nicht? Man könnte jeden religiösen Feiertag problemlos durch einen nicht-religiösen, im Grunde sehr viel feiernswerteren Tag ersetzen. Oder eben den ohnehin lächerlichen gesetzlichen Urlaubsanspruch ein bisschen erhöhen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Zitat von beth im Beitrag #141den vorläufigen höhepunkt von desäkularisierung siehst du darin, dass frauen, die gläubig sind und sich entsprechend kleiden, diese kleidung auch in der schule tragen dürfen, wenn sie eine musik- oder matheeinheit halten?
Jep. Und zwar nicht, weil es sich um Kopftücher handelt, sondern weil das für mich ein Einfallstor für alles mögliche darstellt. Wie erwähnt (das muß ich ja offenbar dauernd): es geht nicht allein um den Islam, ich finde alle dogmatischen Religionen scheiße.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
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08.04.2023 14:09 (zuletzt bearbeitet: 08.04.2023 14:10)
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